Hungrig nach einem Termin war ich auf der Suche nach einer Pizzeria für ein spätes Mittagessen. Weit wollte ich nicht fahren, Pizza sollte es sein, also suchte ich nach Pizzeria - 1030. Die Bewertungen des Pergola (50 in allen Kategorien) machten mich neugierig. Gesagt, besucht, gegessen, hier me...Mehr anzeigenHungrig nach einem Termin war ich auf der Suche nach einer Pizzeria für ein spätes Mittagessen. Weit wollte ich nicht fahren, Pizza sollte es sein, also suchte ich nach Pizzeria - 1030. Die Bewertungen des Pergola (50 in allen Kategorien) machten mich neugierig. Gesagt, besucht, gegessen, hier meine Eindrücke:
Das Pergola liegt abseits der Landstrasser Hauptstrasse am Esteplatz. Es ist nicht zu groß, hat eine Bar und etwa 20 Tische, beinahe alles Zweiertische, die bei Bedarf auch zusammengestellt werden können. Schon beim Reinkommen fällt das Ambiente angenehm auf. Stylish, elegant, kein mediterraner Kitsch, aber auch nicht der Versuch, den Nobelitalliener zu geben, nicht steif und prätentiös. Nett dekoriert, not too much, schöne Fotos an den Wänden, einige Tafeln, an denen die Spezialitäten und die Weine des Hauses geschrieben sind, ein bisschen Deko, wirklich sehr nett, einladend und angenehm.
Die Begrüßung sehr freundlich, ich konnte auf Grund der Tatsache, dass ich nach dem Mittags-Run kam, aus vielen Tischen frei wählen. Leider Nichtraucher only, aber das liegt auch an der (kleinen) Größe des Lokals, man musste sich entscheiden ob Raucher oder Nichtraucher, eine bauliche Trennung wäre bei der Größe nicht sinnvoll.
Das Pergola ist keine klassische Pizzeria, eher ein italienisches Restaurant, eine Trattoria (und Vinothek), die Speisekarte ist nicht zu klein, aber nicht überladen, man findet das Erwartete: Pasta, Fisch, Fleisch, Pizza, Dolce.
Preislich ist das Pergola eine angenehme Überraschung. Pasta um durchschnittlich 9 €, Pizza von € 6,60 bis 9,80, die Pizza "Ruccola, Grana e Prosciutto", offenbar der Mercedes der Pizzen im Pergola, um wohlfeile 11 €. Die fleischlichen Hauptspeisen reichen von "Medaglioni di Vitello con Refosco" um € 14,90 bis zum "Filetto di manzo" um € 20,90. Für Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber bieten sich Calamari, Branzino, Tonno alla griglia und Sogliola an. Auch hier in der 15-20 € Range. Die Weine bewegen sich im normalen Bereich, also um etwa € 3,50 das Achterl. Das Pergola akzeptiert alle gängigen Kreditkarten.
Preismäßig deshalb erfreulich, weil das Ambiente und der Service höhere Preise erwarten lassen. So weit, so gut.
Der (italienische) Kellner war sehr freundlich und bemüht. Ich entschied mich für eine Pizza Provinciale (Schinken Speck, Mais, Pfefferoni), mit meinem üblichen Extrawunsch nach einem Ei in der Mitte der Pizza und Olio di pepperoncino. The drink of choice war ein Achterl Pinot Grigio. Kurze Wartezeit, die Pizza kam, zum Pinot wurde automatisch eine Karaffe Wasser gebracht, - very nice.
Der Teig war geschmacklich gut, in der Mitte dünn und nicht "soggy", der Rand für meinen Geschmack ein wenig zu dick und hätte etwas knuspriger sein können. Der Belag war gut, kein billiger Toast - "Schinken", guter, dünn geschnittener Speck, reichlich (fast zu viel) Mais und zwei, in der Mitte drapierte, ganze Ölpfefferoni. Ich weiß nicht, wer diese Unart salonfähig gemacht hat, für mich hat eine Ölpfefferoni auf einer Pizza so viel verloren wie eine Scheibe Ananas, aber scheinbar gibt es genug Leute die das mögen, sonst hätte es sich ja nicht durchgesetzt.
Bien, chacun son gout.
Ich persönlich fände es charmanter, an Stelle der großen Ölpfefferoni kleine, aber frische Pfefferoni, in Stückchen geschnitten, auf der Pizza zu verteilen. Man muss ja nicht gleich Thai - Chilis nehmen, um all die Gäste, die nicht solche Schärfe - Afficionados sind, wie ich es nun einmal bin, zu überfordern.
Das Ei in der Mitte war perfekt. Man sollte ja nicht glauben, vor welche Herausforderung ein Pizzaiolo gestellt wird, wenn man als simples Extra ein Ei auf die Pizza bestellt. Ich habe vom rohen Ei, vom vergessenen Ei bis zur fast verbrannten Eierspeise schon alles erlebt. Hier war es, wie gesagt, perfekt zubereitet.
Um, wenn ich speisetechnisch schon nur über die Pizza berichten kann, wenigstens über zwei verschiedene Weine schreiben zu können, habe ich auch ein Achterl Chianti verkostet, die Weine im Pergola sind gut, beide machten Lust, das Pergola für einen Besuch am Abend in Betracht zu ziehen, wo ich auch die Fisch- und/oder Fleischauswahl genauso probieren werde, wie ein Flascherl aus der großen Weinkarte.
Der (für mich obligate) Espresso ristretto am Ende war leider eine Enttäuschung. Unverzeihbar. Erstens nicht "ristretto", zweitens ein "kleiner Schwarzer" von nicht bemerkenswerter Qualität. Bei einem echten Italiener (und ich hab nur italienisches Personal gesehen, also gehe ich davon aus, dass der Chef auch Italiener ist) geht das einfach nicht. In Italien ist auch im tiefsten Bahnhofsbeisl, wo nichts funktioniert, die Küche schlecht ist, der Wein untrinkbar, eines garantiert: der Espresso MUSS gut sein, für einen echten italienischen Gastronom eigentlich eine Frage der Ehre.
Die Rechnung (Pizza, 1/8 Pinot, 1/8 Chianti, ein Espresso) über 18,50 € hat mich dann wieder einigermaßen versöhnt.
Mein Fazit: echt nettes Ambiente, stylish und doch gemütlich. Guter Service, wirklich gut. Gute Weine, nette Karte, gute Pizza.
Das Lokal hätte so viel mehr Potential. Das Ambiente vertrüge mehr, als das "Brave", das einem überall, begonnen von der Karte, der Pizza, bis hin zum Kaffee begegnet. Sogar das "Olio di Pepperoncino", in einer Karaffe serviert, war erstaunlich verhalten scharf. Unaufregend.
Das Pergola sollte sich mehr trauen. Eine frechere Karte, (selbst zum Internetauftritt fällt einem nur "brav" ein), ein schärferes Pepperoncino Öl, ein Espresso, der Eindruck macht, eine Pizza, die gut ist, aber noch mehr Persönlichkeit haben könnte.
Ich werde wieder ins Pergola gehen, am Abend, hoffend, dass Fisch und Fleisch eine Handschrift tragen, die den Namen "Pergola" nachhaltig in mein Gedächtnis prägen.
Hilfreich14Gefällt mir6Kommentieren