Beginnen wir mit dem Positiven: das Essen war sehr gut und das Personal war flink und kompetent. Damit sind die erfreulichen Dinge schon aufgezählt. Wir waren eine Gruppe von sieben Personen, hatten natürlich reserviert. Wir bekamen einen Tisch im Erdgeschoß zugewiesen. Es war ein kühler Oktobert...Mehr anzeigenBeginnen wir mit dem Positiven: das Essen war sehr gut und das Personal war flink und kompetent. Damit sind die erfreulichen Dinge schon aufgezählt. Wir waren eine Gruppe von sieben Personen, hatten natürlich reserviert. Wir bekamen einen Tisch im Erdgeschoß zugewiesen. Es war ein kühler Oktobertag und hatte draußen etwa 8 Grad. Im Inneren schien es uns auch nicht wärmer und immer wieder zog ein wirklich kalter Lufthauch um unsere Beine, bis wir draufkamen, daß es hinter der Schank noch eine Türe ins Freie gibt, durch die das Personal ständig Getränke an draußen unter Heizlampen stehende Gäste servieren mußte. Manchmal blieb die Tür auch offen, was die Innentemperatur weiter senkte. Die Innenausstattung des Lokals ist einfach scheußlich, am ehesten vergleichbar mit einem Rohbau in Moldawien. Das Abluftrohr hängt quer durch das Lokal, Leitungen sind ober Putz verlegt. Es gibt zwar Trennwände zwischen den Tischen, doch sind diese offen, sodaß man laute Gespräche von mehreren Tischen weit entfernten Gästen gut verfolgen kann (Lärm 1). Dazu dröht ein Geräusch, das von nur wenigen als Musik bezeichnet wird, mit wummerndem Baß durch das Lokal (Lärm 2). Schließlich werden leere Flaschen neben der Schank mit solchem Getöse in die Flaschenkisten geworfen (Lärm 3), daß eine vernünftige Unterhaltung - ähnlich wie in einer Disco - unmöglich wird. Die Küche hat so gut wie keine Trennung zu den Tischen der Gäste, daheim erinnert das Gewand noch Stunden später an einen Gasthausbesuch. Die Toilette ist im Oberstock, hier setzt sich der moldawische Eindruck fort. Zwischen nackten Holzbalken bilden Blechplatten das Dach, auf das es nicht nur laut regnet, sondern, das auch so schlecht isoliert ist, daß es entgegen allen Gesetzen der Physik, oben kälter ist als im ohnedies kalten Erdgeschoß. Im Vorraum zu den Toiletten steht auf einer alten schiefen Holzplatte ein wackeliges Waschbecken auf wackeligen Fliesen. Aus dem Korb daneben quellen Unmengen an gebrauchten Papierhandtüchern heraus, die sich gerade auf dem Boden ausbreiten. Angesichts dieses Bildes habe ich auf weitere Erkundigungen Richtung Innenleben der Toiletten verzichtet. Leider tritt durch solche Eindrücke das Essen, weswegen man ja eigentlich hier ist, in den Hintergrund. Als Vorspeise entschieden wir uns für Zigarren, gefüllt mit Faschiertem und Tahina um € 4,--, ausgezeichnet. Als Hauptgang nahmen wir Hühnerstreifen in knuspriger Mandelpanier mit hausgemachten French Fries - sehr fein, die Pommes waren knusprig um € 12,50 - und den Jerusalemteller: gegrilltes Hühnerfleisch mit Gewürzen und Kräutern, mit Tahina, Humus und Pita Brot um € 13,-- - wunderbar.
Als Nachspeise nahmen wir noch ein warmes Schokoladeküchlein mit flüssigem Kern und Vanilleeis um € 6,50. - hervorragend. Alle Speisen waren wirklich gut. Nebenbei bemerkt, es gibt auch verschiedene Frühstücksvariationen. Im Gegensatz zur Qualität stehen die Portionsgrößen, gut, daß die Teller nicht größer sein, sonst sähen die Speisen noch verlorener aus. Um 22 Uhr 45 kommt eine höfliche Kellnerin und bringt die Rechnung. Sperrstunde ist um 23 Uhr, da will aber so mancher noch nicht nach Hause gehen, vor allem an Wochenenden. Fazit: gutes Essen, kleine Portionen, gutes Personal in einem optisch und akustisch schrecklichen Ambiente. Gemütlichkeit sieht wahrlich anders aus.
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