Mitten im Dritten, meinem Heimatbezirk, etwas versteckt in der Salmgasse, einen Steinwurf vom Rochusmarkt entfernt, liegt das Moped. Neugierig geworden durch eine Review, die ich kürzlich auf ReTe gelesen hatte, zog’s mich vor zwei Tagen dorthin.
Das Lokal ist nicht allzu groß, es besteht aus ...Mehr anzeigenMitten im Dritten, meinem Heimatbezirk, etwas versteckt in der Salmgasse, einen Steinwurf vom Rochusmarkt entfernt, liegt das Moped. Neugierig geworden durch eine Review, die ich kürzlich auf ReTe gelesen hatte, zog’s mich vor zwei Tagen dorthin.
Das Lokal ist nicht allzu groß, es besteht aus drei Räumen, einem Raucherbereich mit Bar/Schank, von dort geht man in einen Nichtraucherbereich (abgetrennt mit einer Glastür) und vor dort in eine Art Lounge. Das Thema ist „gemütlich“, „lockeres Lokal“, aber durchaus in vielen Details schick umgesetzt. Die Ziegelwände sind weiß getüncht, das Mobiliar aus Holz, es hängen interessante Fotos an den Wänden, insgesamt kommt das Moped stylish – aber nicht kalt, - gemütlich – aber mit eigener Persönlichkeit rüber. Die Stimmung ist gut und das Lokal füllt sich recht schnell. It’s a good crowd, könnte man sagen, altersmäßig ist das Zielpublikum irgendwo zwischen 20 und 30 anzusiedeln.
Das Moped ist mehr „Lokal“ als echtes Restaurant, hat dafür aber eine doch sehr ansprechende Karte, die weit über die üblicherweise angebotenen Lokalimbisse hinausgeht, und zwar qualitativ als auch quantitativ. Mehr dazu später.
Als ich das Moped besuchte, war es etwa zu 60% voll, Tendenz rasch steigend. An der Schank waren zwei junge Damen tätig, die den gesamten Service abdeckten. Von Speisen und Getränke in alle drei Räume rausservieren, Bestellungen aufnehmen, kassieren, dazwischen Cocktails mixen, Espresso zubereiten, alles wurde von diesen Beiden erledigt, und das mit einer Freundlichkeit, Geschwindigkeit und Effizienz, die mich schwer beindruckt hat. Ich hab’s weiter oben bereits geschrieben, man erkennt schon beim Reinkommen, dass das Moped nicht den Anspruch erhebt, ein klassisches Restaurant zu sein, mehr gemütliches Lokal, „hangout“, if you wish. Dementsprechend hatte ich meine Erwartungen, speziell was den Service betrifft, schon präventiv etwas heruntergesetzt, hätte Fehler besonders in Anbetracht des Verhältnisses Anzahl der Gäste : Anzahl des Personals verziehen. Unnötig, wie sich herausstellte. Das, was mir hier an schnell, freundlich und aufmerksam begegnete, musste ich in so manchem „g’standenen“ Restaurant oft schmerzlich vermissen.
Positiv überrascht schon einmal die Weinkarte. Es gibt eine überschaubare Auswahl in rot und weiß, qualitativ allerdings überraschend gut selektiert. Natürlich gibt’s auch den Hauswein um sparsame € 1,80 für’s Achterl, genauso finden sich aber auch ein 2009er Zweigelt vom Heideboden (Gsellmann) für € 3,5/€ 19,-, ein 2007er Blaufränkisch vom Krutzler (€ 4,3/€ 24,-), und selbst das feine 2009er Cabernetscherl vom Scheiblhofer gibt’s um faire € 3,9/21,-) – die Preise pro Achterl/Bouteille. Auch die Auswahl der alkoholfreien Getränke erfreut das Herz, es finden sich Dinge wie „Litschi Bionade“ und „Mango Lassi“ genauso wie Fritz Cola, Almdudler, Frucade, eine hausgemachte Minzlimo und sogar ein Kracherl.
Bei den Bieren hat man sich für das Schremser in mehreren Varianten entschieden, als Alternative wird Velkopopovicky Kozel in der Flasche angeboten. Auch hier nicht „the usual“, sondern eine erfrischend andere Auswahl.
Erfreut ob dieser Vielfalt eröffnete ich mit einem Achterl vom Gsellmann Zweigelt und widmete mich der Speisekarte. Das Speiseangebot ist ähnlich abwechslungsreich wie die Getränkekarte, - Gulasch mit Knödel gibt’s genauso wie Tandoori Chicken mit Reis, eine Rote Linsensuppe mit Ingwer oder geröstete Knödel mit Salat teilen sich mit einem Rind-/Hühner-/oder Gemüsecurry mit Basmatireis den Platz auf der Karte. Herrlich bunt, diese Auswahl.
Nachdem ich vor wenigen Tagen über eine Frittatensuppe und ein kleines Rindsgulasch mit Knödel im Fasanlwirt geschrieben habe beschloss ich, das Gleiche im Moped zu versuchen. Nicht sehr kreativ, ich weiß, aber Äpfel mit Äpfel vergleichen und so.
Die Suppe kam schnell, serviert wurde sie in einem ziemlich großen Suppenteller, bis zum Rand voll, allerdings leider nicht sehr heiß. Erinnerungen an meine Oma kamen auf, tun hier aber nichts zur Sache. Die Frittaten auch im Moped definitiv hausgemacht, diesmal an der gefühlten Dicke (nicht Breite) von einem Zentimeter pro Frittate erkennbar. Tatsächlich war’s sicher weniger, aber doch auffallend dick. Geschmacklich war die Suppe gut, ein wenig kräftiger hätte sie durchaus sein können. Die Frittaten waren trotz ihrer Stärke geschmacklich tadellos.
Recht schnell kam auch mein Rindsgulasch. Zwischenzeitlich konnte ich am Nachbartisch das Tandoori Chicken in Augenschein nehmen, von der Optik und der Reaktion meiner Tischnachbarin her war’s offenbar echt gut. Große Portion, sichtbar zartes Hühnerfleisch, olfaktorisch kamen bei mir Zweifel auf, ob ich mit dem Gulasch die richtige Wahl getroffen hatte und nicht doch vielleicht lieber das Tandoori ... was soll’s.
Das kleine Rindsgulasch wurde ebenfalls auf schönem, weißen Porzellan serviert, die Größe der Portion gerade richtig. Begleitet wurde es vom üblichen Körberl mit zwei Handsemmeln, comme il faut. Geschmacklich war das Gulasch schlicht eine echte Sensation, zartes Fleisch, nicht ganz fettfrei, aber so soll es ja sein, reichlich dicker, herrlich dunkler und leicht pikanter Gulaschsaft. Viele Wirten rühmen sich ja, das beste Gulasch zu kochen, im Moped können’s das offenbar auch sehr gut. Der Semmelknödel war definitiv hausgemacht, sehr, sehr flaumig, leider im Innenleben noch ein wenig roh. Und trotzdem, in einem Lokal wie dem Moped ist mir so etwas allemal lieber, als lieblose Convenience Produkte serviert zu bekommen, auf die so mancher Besitzer oder Koch gerne zurückgreift. In Summe ein großes Lob für die Speisen, Auswahl extrem gut, Umsetzung fast perfekt, kleine handwerkliche Schwächen, - geschenkt.
À propos Schwächen: ich verstehe durchaus, dass es dem Style des Lokals abträglich wäre, wenn auf jedem Tisch eine Menage stünde, handelt es sich hier ja nicht um ein „full blown“ Restaurant. Beim Servieren der Speisen wäre es dann aber doch nett, Salz, Pfeffer und vor allem auch Zahnstocher (Rindsgulasch, seriously!) serviert zu bekommen, und nicht extra danach fragen zu müssen.
Mittlerweile war das Lokal gut gefüllt und der Stresslevel der zwei netten Damen stieg merklich. Immer noch sehr freundlich und das Maximum an Aufmerksamkeit gebend, erreichten sie jetzt Ihre Kapazitätsgrenze. Der Aschenbecher wurde nicht mehr, wie am Anfang, sofort geleert, die Aufmerksamkeit ließ ein wenig nach, was meiner Bewunderung für die Schnelligkeit, mit der die beiden Damen Cocktails mixten, zwischendurch aber auch Zeit fanden, mir zwei tadellose Espressi ristretti vom Illy zu bringen, keinen Abbruch tat. Auch als ich als Begleitung für den zweiten Espresso nach einem Grappa begehrte und mich nach Erhalt desselben sogar erdreistete, zu fragen, welchen Grappa ich hier denn vor mir hätte, brachte mir die Kellnerin (Eigendefinition: „Ich helfe hier nur aus“) sofort die Flasche zur Begutachtung. Ganz großes Kompliment für die Leistung des Personals. Hut ab, aber wirklich.
Summa summarum war es ein schöner Abend im Moped, trotz einiger kleiner Fehler und Imperfektionen. Ich werde sicherlich wiederkommen, Stimmung, Getränke, Essen und vor allem der Service machen einfach Lust darauf.
Hilfreich13Gefällt mir6Kommentieren
adn: Mahlzeit! Probier mal den BF vom Krutzler, kriegt man selten genug offen angeboten :)