Iss und lach (mangia e ridi), ein Besuch in der neuen Location des Lokals. Man ist umgezogen und hat sich dabei auch etwas vergrößert. Das Lokal in der Sonnenfels war sehr klein, aber auch sehr heimelig. Die neue Location in der Kurrent ist etwas größer, etwas eleganter, ein schönes Gewölbelokal,...Mehr anzeigenIss und lach (mangia e ridi), ein Besuch in der neuen Location des Lokals. Man ist umgezogen und hat sich dabei auch etwas vergrößert. Das Lokal in der Sonnenfels war sehr klein, aber auch sehr heimelig. Die neue Location in der Kurrent ist etwas größer, etwas eleganter, ein schönes Gewölbelokal, in dem auch vorher ein Restaurant war.
Man hat deutlich an Platz gewonnen, es gibt eine schönen Bar im Eingangsbereich, die für den Aperitif vor dem Essen nachgerade prädestiniert ist, dort trafen wir nach dem Eintreten zufällig einen alten Freund, den wir jahrelang nicht gesehen hatten, was sich in zwei Pinot Grigios niederschlug, die wir an der Bar konsumierten.
Der Hauptraum ist elegant, trotzdem, ob des Gewölbes, gemütlich, sehr nett. Die Tische haben jetzt mehr Platz, man sitzt nicht mehr so gedrängt wie in der Sonnenfels. Die Schauküche gibt’s in der neuen Location nicht mehr, was einerseits schade ist, war dies doch eines der Highlights des Mangia i Ridi, dass man nur staunen konnte, welch tolle Gerichte in dieser Miniküche herausgezaubert wurden.
Und ja, der Chef ist zwar nach wie vor präsent und übernimmt Wein- und Essensbestellung inklusive charmanter Beratung selbst, er rezitiert gekonnt, welche Speisen es gibt, fügt aber auch hinzu, dass er auf Wünsche des Gastes eingehen kann, à la „wir kochen, was Sie gerne wollen“. Er wirkt etwas gestresster als in der Sonnenfels, mehr Tische, mehr Gäste, aber immer noch sehr souverän und immer noch sehr nett.
Ich denke, dass sich das Konzept mit hochwertiger Küche und ebenso hochwertigen Produkten letztlich mit so wenigen Tischen nicht rechnen konnte und verstehe, dass eine größere Location not tat. Die normative Kraft des wirtschaftlich Faktischen, quasi.
Kann mich aber natürlich auch irren, vielleicht wollte er einfach eine andere Location, vielleicht zog es ihn in die Kurrent, vielleicht hat er sich mit dem Vermieter überworfen, ich werde bei unserem nächsten Besuch, - und ja, es sei vorweggenommen, es wird noch viele Besuche geben, nachfragen.
Die nette Dame im Service hat er mitgenommen und auch die „Handschrift“ des Lokals ist nahezu unverändert, wie auch das Angebot an Speisen und Weinen. Ein bisschen hat er natürlich aufgeben müssen, die „coziness“ ist jetzt etwas mehr Platz gewichen, und auch das Alleinstellungsmerkmal „Mini-Lokal, Mini-Schauküche, sensationelles Ergebnis“ ist jetzt weg, aber wie geschrieben, möglicherweise der wirtschaftlichen Realität geschuldet.
Die Rechnung muss sich ausgehen, und eine derart hohe Qualität an Speisen und Weinen in der Lage mit nur einer Handvoll Tischen zu fairen Preisen rauszubringen ist wahrscheinlich nicht wirklich machbar, wenn man die nicht so schönen Nebenwirkungen von Selbständigkeit in unserem schönen Land bedenkt, Hochsteuerland, horrende Lohnnebenkosten, etc., etc.
Back to business. Der Chef berät uns also, wir einigen uns wieder auf eine Flasche Primitivo, dort lagen wir bei unserem Erstbesuch vor etwa einem Jahr schon richtig. Und auch diesmal wird uns ein sensationelles Tröpfchen kredenzt. Dazu wird eine Schale mit grünen Oliven eingestellt, ein Körbchen mit frischem Weißbrot, die Crissini sind, wie es sich bei einem echten Italiener gehört, standardmäßig am Tisch.
Wir bestellen nahezu die gleichen Speisen wie das letzte Mal, diesmal schlage ich beim Oktopus Salat zu, die Liebste wählt das Carpaccio di Manzo mit gebratenen Kräuterseitlingen, als Hauptgang soll’s für mich wieder die Pasta (diesmal Strozzapreti) mit Salsiccia sein, wie auch zuletzt, auf ausdrücklichen Wunsch pikant.
Die Liebste nimmt (wie auch das letzte Mal) die Meeresfrüchte-Spaghetti.
Was soll man sagen, die Qualität von Produkten, Handwerk, Präsentation – vulgo „Küchensprache“ - hat durch den Umzug nicht gelitten. Der Oktopus Salat ist puristisch, eigentlich nur Oktopus, aber butterzart und hervorragend mariniert. Der Liebsten Carpaccio ist nicht minder hervorragend, hier verlasse ich mich auf ihr Urteil, ich bin jetzt nicht so der Carpaccio-Fan. Tatar ja, weil gewürzt, Carpaccio nein, ist einfach nicht mein Ding. Die Kräuterseitlinge sind hervorragend und passen gut zum Carpaccio, ohne den zarten Geschmack eines tadellosen Fleisches zu überlagern.
Die Pasta: geht nicht besser. Dieses „al dente“ können offenbar wirklich nur echte Italiener. Ich maße mir an, von mir zu behaupten zu dürfen, dass ich gut koche und ich wage auch zu behaupten, dass meine Carbonara sensationell ist, die „fine line“ zwischen sehr gut/sensationell und perfekt fanden wir auf unseren Tellern im Mangia i Ridi. Hervorragend im Geschmack, die Konsistenz geht nicht besser, ansprechend angerichtet, nicht zu große Portion, tadellos abgeschmeckt und vom Chef am Tisch noch mit frisch gemahlenem Pfeffer und frisch geriebenen, hervorragendem Parmiggiano verfeinert.
Auch auf die von mir gewünschte Schärfe wurde nicht vergessen, zusätzlich bekam ich noch ein Schüsselchen mit frisch geschnittenen Peperoncini eingestellt.
Zum Abschluss wollten wir noch ein Dessert probieren, die Wahl fiel auf eine Panna Cotta mit Erdbeeren und Karamell, ein Traum. Der Liebsten war’s ein bisschen zu süß, wobei die Liebste grundsätzlich mit süß wenig anzufangen weiß. Für mich war die Panna Cotta perfekt in Konsistenz und Geschmack. Danach noch der obligatorische Espresso, tadellos, aber das ist bei einem echten Italiener selbstverständlich. Ein Grappa auf’s Haus, sehr nett, sogar ein zweiter wurde angeboten.
Die Rechnung war, wie beim Erstbesuch € 130 inkl. Maut, zahlbar mit Bankomat, MC, Visa oder natürlich in Bar.
Es ist immer noch einer der besten Italiener in Wien, das Konzept und die Qualität stimmen hier einfach. Authentisch, keine Pizze, keine Lasagne, echte, gehobene italienische Küche, die durch Einfachheit, qualitativ hochwertige Produkte und tadelloses Handwerk besticht.
Eine Reservierung ist nach wie vor empfehlenswert, bei unserem Besuch am Montag waren noch ein paar Tische frei, aber es war eben Montag.
Grazie a tutti, wir haben, ganz dem Namen des Lokals folgend, gegessen und gelacht.
Hilfreich5Gefällt mir4Kommentieren
In Österreich sind Strozzapreti schwer aufzutreiben. Ich hab sie dann über Amazon aus Deutschland besorgen können, da wir uns diese geniale Speise auch daheim kochen wollten.