Angesichts der Dichte an Burgerlokalen in Graz könnte man annehmen, der Markt wäre längst gesättigt. Umso überraschender war die Information, dass die erste steirische LeBurger Filiale an prominenter Adresse am Eisernen Tor Ecke Kaiserfeldgasse einziehen wird. Das riesige Haus im Besitz einer Ban...Mehr anzeigenAngesichts der Dichte an Burgerlokalen in Graz könnte man annehmen, der Markt wäre längst gesättigt. Umso überraschender war die Information, dass die erste steirische LeBurger Filiale an prominenter Adresse am Eisernen Tor Ecke Kaiserfeldgasse einziehen wird. Das riesige Haus im Besitz einer Bank beherbergte früher die Filiale einer Modekette und wurde Ende 2020 geschlossen. Nach einer Umbauphase von gut 9 Monaten wurde kürzlich neu eröffnet.
An einem Montag (vor dem LD #4) wird die Probe aufs Exempel gemacht und wir versuchen herauszufinden, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Es ist kurz nach halb 12 als wir das Lokal betreten und gleich nach dem Windfang freundlich begrüßt werden. Der 3G Nachweis wird gewissenhaft kontrolliert und wir werden nach einer Reservierung gefragt. Wir brauchen an dem Tag zum Glück keine und werden gleich an einen Tisch in der unteren Ebene gebracht. Als lustiges Detail ist an jedem der Tische in dem Bereich eine Bank wie üblich fest installiert, die zweite Sitzbank als Schaukel an einer langen Kette ausgeführt. Als "Stabilitätsfan" lasse ich Fr. bluesky gerne den Vortritt bei der flexiblen Sitzgelegenheit.
Die Räumlichkeiten sind tatsächlich komplett umgestaltet worden. Industrial chic hat auf den 600m² Einzug gehalten mit nackten Ziegelwänden, Sichtbeton und Metallstreben. Viel Holz und bepflanzte Wände schaffen einen angenehmen Ausgleich. Von der Schauküche bis zur Saucen-Bar hat man sich einiges für den Gast einfallen lassen. Während der untere Bereich eher funktionell ausgerichtet ist, wurde der obere Bereich tendenziell gemütlich gestaltet.
Die für uns zuständige Servicekraft bringt uns die Speisekarten und lässt uns Zeit für einen ersten Überblick. Die Burger sind natürlich das Hauptgeschäft, wobei man vorkonfigurierte Modelle wählen kann, aber auch selbst seine kreative Ader ausleben und seinen ganz eigenen Burger zusammenstellen kann. Ein paar Salate, Bowls, Steaks und eine ansehnliche Cocktailauswahl ergänzen die Karte.
Wir bestellen zwei kleine Hausbier (je Euro 3,60) um uns noch etwas Zeit zu verschaffen, die Karaffe Leitungswasser wird kostenfrei serviert. Das Bier kommt im LeBurger Signature Glas und ist recht süffig – lediglich der Schaum könnte etwas stabiler sein.
Wir beobachten das geschäftige Treiben am Eisernen Tor, die Grünpflanzen in den riesigen Fenstern geben uns ausreichend Deckung, um nicht komplett in der Auslage zu sitzen.
Keine zehn Minuten vergehen, bis unsere Bestellung serviert wird. Nach einigem Hin und Her hat sich Fr. bluesky für den Argentina (Euro 12; Rindfleisch, Bacon, Eisbergsalat, Cheddar Cheese, Guacamole, Crispy Onion-Ring, Nachos, Hot Sauce, Tomaten Salsa) entschieden. Es wird mit der Bezeichnung Burgermanufaktur geworben – und eine gewisse Individualität kann man dem Burger auch wirklich nicht absprechen. Ein bissi schlampig steht er da in seiner Größe, das Patty erinnert stark an einen smashed Burger, die Guacamole wird zum Glück separat im kleinen Glas serviert. Schade, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, die Schnipsel Eisbergsalat aus der Guacamole wieder zu entfernen. Geschmacklich ist der Burger gut, die Nachos, die im Vorfeld zu einigen Bedenken bei Fr. bluesky geführt hatten waren nicht störend, sondern sorgten für den gewissen Crunch.
Meine wenig experimentierfreudige Wahl fiel auf den Classic Bacon Cheeseburger (Euro 9; Rindfleisch, Bacon, Cheddar Cheese, Tomaten, gegrillte Zwiebeln, Eisbergsalat, Mayonnaise, Ketchup). Den Grund für den minimalistischen Einsatz von Sesam am Bun im Vergleich zum Argentina vermuten wir in der handwerklichen Herstellung, denn die Buns werden in der hauseigenen Bäckerei produziert. Auch dieser Burger schmeckt recht gut, wenngleich die spontane Begeisterung ausbleibt.
Als Beilagen teilen wir uns die Onion Rings (Euro 3,50) und die „Kartoffel fries LeBurger Style“ (Euro 3,90). Beides ok, beides preislich gesehen eher am oberen Ende der Skala.
Abserviert wird flott, auch die Wassergläser scheinte man schon dringend für andere Gäste zu brauchen, denn die wären eigentlich noch nicht leer gewesen. Auf der Rechnung standen letztendlich mit Trinkgeld 35 Euro – gefühlt gerade noch ok.
Zum Fazit: Die Lage ist kaum zu überbieten und der Umbau gut gelungen. Der Industrial Chic ist nicht zu aufdringlich – ein Tisch im oberen Geschoß aus meiner Sicht zu empfehlen. Das Service war über weite Strecken aufmerksam, gegen Ende etwas übereifrig. Die von uns gegessenen Speisen waren ok, auch wenn sie uns nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben.
Bleibt die Frage, ob Graz das LeBurger gebraucht hat: vermutlich ja, weil es durch das Franchise System ausreichend Professionalität mitbringt, aber gleichzeitig (noch) ausreichend Individualität zeigt und sich deshalb vom Rest abhebt. Es wird sein Publikum finden.
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Ich bin tatsächlich das erste Mal im UCI wegen der Schaukel hingegangen ... 🙈