Ich komme bei einem feiertäglichen Ausflug am Nachmittag (ca. halb Drei) in Hohenems, der jüngsten Stadt Vorarlbergs, durch. Die Gelegenheit will ich natürlich nutzen, um meine gastronomische Vorarlbergkarte etwas zu erweitern. Von Bekannten öfters erwähnt (oft mit dem Zusatz: „... hat aber nachg...Mehr anzeigenIch komme bei einem feiertäglichen Ausflug am Nachmittag (ca. halb Drei) in Hohenems, der jüngsten Stadt Vorarlbergs, durch. Die Gelegenheit will ich natürlich nutzen, um meine gastronomische Vorarlbergkarte etwas zu erweitern. Von Bekannten öfters erwähnt (oft mit dem Zusatz: „... hat aber nachgelassen“) begebe ich mich ins „Im Palast“.
Frau betritt die Lokalität auf historischem Boden (im 18. Jahrhundert wurden in der Schlossbibliothek zwei der drei bedeutendsten Handschriften des Nibelungenliedes gefunden) durch ein Tor, an dem beidseits Fackeln lodern. Weil das Wetter sich seit der Früh gebessert hat, nehme ich auf der Terrasse Platz. Davor liegt ein Gastgarten mit traditionellen und eine – nennen wir's – „Chill-Zone“ mit Rattan-Möbeln.
Zum Konzept: Das Ganze oszilliert optisch zwischen Disneyland und Ritterburg. Es wird auf Events gesetzt (Flyer liegt am Tisch) und auf der Homepage findet sich das Buzz-Word „Erlebnisgastronomie“. Mir persönlich wäre es dezenter und stimmiger lieber. Die Location an und für sich gäbe Einiges her. So ist die Wand mit einer Folie mit aufgemalter Scheinarchitektur verhüllt, auch indoor ist das Interieur nicht weniger schrill und die Bar im Keller rundet den „too much“-Eindruck noch ab.
Zum Konkreten: Die sehr aufmerksame und freundliche Bedienung kommt prompt mit der Karte, die – entgegen der Erfahrung von Meidlinger12 aus 2009 – auch outdoor in uneingeschränktem Umfang angeboten wird. Auch die Karte ist optisch auffällig gestaltet – da wollte sich der Grafiker wohl ein Denkmal setzen – und bietet vorwiegend Gegrilltes und Steaks. Ich werde zuvorkommend auf die Tagesempfehlungen (Spargel) auf Seite 2 hingewiesen.
Als Vorspeise bestelle ich Beefsteak Tartar mit pikanter Curry-Meerrettichsauce, gesalzener Butter und getoastetem Baguette um 14,90 Euro. Das Fleisch ist dezent mariniert und qualitativ hochwertig. Die Sauce ist unaufdringlich, der Curry ist raus zu schmecken, der Meerrettich geht unter. Die Baguette-Scheiben sind OK. Die gesalzene Butter ist mit Brunnenkresse dekoriert. Ein Standard, den frau andernorts schon besser erlebt hat.
Als Hauptgang gibt es Schweine-Medaillons mit Pfefferrahmsauce, (aufgrund meiner Bestellung abweichend von der Karte) Kartoffel-Wedges und grünen Bohnen um 18,90 Euro. Die Sauce ist deutlich zu stark mit Röstaromen belastet und überlagert geschmacklich den Rest. Die Wedges wirken frittiert (TK?), waren aber definitiv zu lange der Hitze ausgesetzt. Ähnliches gilt fürs – im Prinzip gute – Fleisch: zu scharf angebraten, dadurch an der Oberfläche zu trocken. Die Bohnen sind knackig.
Beide Portionen sind schön angerichtet. Zwischendurch die Rückfrage vom Service, ob Alles passt und noch ein Getränk gewünscht wird. Schlussendlich schlägt sich der Besuch einschließlich Trinkgeld mit – subjektiv etwas überhöhten – 48 Euro nieder.
Fazit: Beim Vorbeifahren kann man durchaus „Im Palast“ einkehren, um sich den optischen und kulinarischen Reizen auszusetzen. Extra hinfahren würde ich nicht.
Übrigens: Am 13. Mai 2013 bleibt laut Homepage das Palast geschlossen. Die neue Küche wird geliefert. Vielleicht kann man auch gleich einen neuen Koch dazu bestellen ...
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@hautschi: Besten Dank! :-)