Das Wetter ist deprimierend: 48 Stunden kontinuierlicher Starkregen in Bregenz bei – für Anfang Juni – unüblich kalten Temperaturen. Ein guter Anlass, kulinarisch etwas Sonne ins Leben zu bringen. Der Pressesprecher führt mich zum Essen aus! Auf meinen Wunsch hin geht es zum Spanier. In Vorarlber...Mehr anzeigenDas Wetter ist deprimierend: 48 Stunden kontinuierlicher Starkregen in Bregenz bei – für Anfang Juni – unüblich kalten Temperaturen. Ein guter Anlass, kulinarisch etwas Sonne ins Leben zu bringen. Der Pressesprecher führt mich zum Essen aus! Auf meinen Wunsch hin geht es zum Spanier. In Vorarlberg fällt die Auswahl diesbezüglich sehr leicht: Herold liefert unter „Restaurants/Spanisch“ exakt zwei Einträge: einen in Bregenz und den zweiten in Schruns. Ergo geht's in die „Ilge – Tapas y Vinos“. Das hatten wir schon mal versucht, aber damals war voll. Daher wird kurz vorher telefonisch reserviert.
Chef Volkan Özgün begrüßt uns per Handschlag und weist uns den reservierten Tisch zu. Optisch würde ich ihn im Werger'schen Sinne durchaus als „echten spanischen Senor“ durchgehen lassen (Video: Link). Neben einem jungen spanischen Quartett sind noch zwei einheimische Ehepaare anwesend. Später kommen - in zeitlichem Abstand - noch zwei weitere Ehepaare. Wir bekommen die Speise-/Getränkekarte und noch ein extra Blatt mit den offenen Weinen.
Meine Erwartungshaltung, genährt durch Primärerfahrungen in Spanien, deckt sich weitestgehend mit dem Eintrag in Wikipedia: „Eine Tapa ['tapa] (span. ‚Deckel‘, ‚Abdeckung‘) ist ein kleines Appetithäppchen, das in Tapas-Bars üblicherweise zu Wein ... gereicht wird. Tapas werden in Spanien üblicherweise in Tapas-Bars und Bodegas serviert und dort im Stehen verzehrt.“ Natürlich sitzt man(n)/frau in der Ilge, ursprünglich einer alten Weinstube, was sich an den in die Eingangstür eingeschnitzten Trauben auch noch gut erkennen lässt. Das Ambiente schwankt zwischen rustikal und romantisch. Mit Blümchen und Kerze auf dem Tisch kommt durchaus Stimmung auf. An den Holzwänden eine Serie moderner, in Rot gehaltener Bilder, zentral im Raum die Bar, gleichzeitig Zugang zur Küche. Dahinter geht es noch in einen separaten Raum. Die akustische Untermalung besorgt spanische Folklore. Das WC befindet sich außerhalb des Lokals über den Gang. Der Schlüssel hierfür hängt neben der Eingangstür.
Wir ordern insgesamt fünf Tapas um jeweils 6,90 Euro: Tortilla de patata (Original spanisches Kartoffel-Zwiebel-Omlette), Albondigas al andaluz (Original andalusische Hackfleischbällchen mit Pinienkernen in pikanter Tomatensauce), Champiniones al ajillo (Champignons in Knoblauchöl mit frischer Petersilie), Jamon Serrano (Original spanischer Serrano-Schinken), Pescaditos fritos (kleine frittierte Sardellen). Zusätzlich gibt es noch Kartoffelecken um 3,90 Euro.
Etwas irritierend ist die Kalkulation, wenn unterschiedliche Zutaten zum selben Preis führen. Interessant ist auch die Anlieferung der Speisen: der Schinken kommt prompt, danach die Champignons, gefolgt von den zeitgleichen Kartoffelecken und Hackfleischbällchen, danach das Omlette (in Kuchenform) und mit zeitlichem Abstand die Sardellen.
Alles ist ausgesprochen köstlich. Der marinierte und mit Pinienkernen servierte Schinken ist (in Spanien nicht unüblich) etwas dick aufgeschnitten, die Champignons sind köstlich mit einem Chili-Knoblauch-Öl mariniert, die Fleischbällchen sind gut in der Konsistenz, geschmacklich dominiert die leicht scharfe Tomatensauce, das „Omlette“ sieht aus wie zwei Kuchenstücke, die Kartoffeln sind gut durch und der Zwiebel rundet das Ganze ab. Dazu gibt es eine Mayonnaise-Sauce. Mit den Sardellen fühle ich mich dann gänzlich ans Meer zurück versetzt. Der Pressesprecher gönnt sich zum Abschluss eine Crema Cattalana um 4,50 Euro. Die wird im Einmachgläschen serviert und ist lecker. Dazu gibt es zweimal guten Kaffee.
Der Chef zieht sich zwischenzeitlich in den Extra-Raum zurück, um mit den MitarbeiterInnen (wahrnehmbar sind noch ein Koch und zwei Aushilfen) ein Schwätzchen zu halten. Dadurch ist er nicht immer prompt zur Stelle, wenn er gebraucht wird (Nachtisch ordern, Rechnung).
Resümee: Die Speisen-Abfolge sollte man vorab klären. Meiner Erfahrung nach kommen die Dinge üblicher Weise relativ zeitgleich, was hier nicht der Fall war. Das Essen ist köstlich und sehr empfehlenswert. Das Service ist freundlich, aber nicht immer ganz präsent. Das Ambiente entspricht dem einer Weinstube, wurde aber auf den neuen Verwendungszweck adaptiert.