Das „Iki“ ist ein asiatisches Lokal mit starkem Japan-Schwerpunkt. Ausnahmen auf der Karte bestätigen die Regel, denn unter den Vorspeisen findet man auch Ausreißer wie „Pimientos de Padron“. Aber ansonsten bietet die kleine, aber feine Karte hauptsächlich Japanisches. Für das Küchenkonzept zeich...Mehr anzeigenDas „Iki“ ist ein asiatisches Lokal mit starkem Japan-Schwerpunkt. Ausnahmen auf der Karte bestätigen die Regel, denn unter den Vorspeisen findet man auch Ausreißer wie „Pimientos de Padron“. Aber ansonsten bietet die kleine, aber feine Karte hauptsächlich Japanisches. Für das Küchenkonzept zeichnen die Macher des immer noch gehypten Mochi in der Praterstraße verantwortlich, man kann sich also schon vor dem Bestellen ziemlich sicher sein, dass hier grundsätzlich gute Speisen mit guten Zutaten zubereitet werden.
Nun zur Umsetzung:
Bei den Vorspeisen sind wir vegetarisch geblieben, wobei man hier schon anmerken kann, dass das „Iki“ die Zeichen der Zeit verstanden hat und grundsätzlich viel Fleischloses auf der Karte hat. Zum Beispiel Edamame, also junge, grüne, nur ganz kurz gekochte Sojabohnen wurden mit Meersalz und frisch gerissenem Kren serviert, was sie zwar in Sachen Elmayer’sche Essens-Etikette zu einer Herausforderung machte, aber geschmacklich überraschend schön harmoniert hat. Das „Ponzu Wakame, ein Seetang-Salat mit Avocado, Gurke und Miso (!) wäre an sich auch eine spannende Angelegenheit gewesen. Jedoch wurden die einzelnen Komponenten schichtweise angerichtet, sodass man erst auf die Idee kommt den Salat zu verrühren, als die obersten Schichten quasi unmariniert bereits verzehrt waren. Vielleicht sollte man die Gäste schon beim Servieren über diese noch zu verrichtende Tätigkeit informieren, denn der Salat schmeckt tatsächlich besser, wenn man alle Aromen gemeinsam am Gaumen hat.
Das Gleiche gilt auch für die wirklich ausgezeichnete Grünzeug-Schüssel namens „Green Papaya“ mit Erdnüssen, Koriander und Chili-Dressing. Die Salate mögen vielleicht unverrührt hübscher aussehen, geschmacklich runder und besser sind sie eindeutig nach ein paar Mischbewegungen …
Nun zum Sushi. Sushi gibt es hier keines. Also zumindest keine Nigiris. Für das passende Sushi-Gefühl sorgt eine kleine Auswahl an „Sushi Rolls“, die im Wesentlichen auf etwas dickeren Makis mit Avocado und/oder Gurkenfüllung basieren. Auf diese kommen dann unterschiedliche Beläge. In unserem Fall war das bei der „Spicy Tuna Roll“ leicht pikantes Thunfisch-Tartar samt Chili-Mayonnaise. Vom Handling wäre mir zwar normales Sushi lieber gewesen, geschmacklich war diese Rolle samt Fisch-Auflage aber eine echte Gaumenfreude.
Wer richtig hungrig ist und trotzdem auf der gesunden Seite der Macht bleiben möchte, kann sich für eine der beiden Nudelsuppen entscheiden. In unserem Fall war es die „Miso Ramen“ mit Karfiol, Zuckerschoten, Shiitake-Pilzen, Ei und Sojasprossen. Dieses Süppchen hat so absolut nichts mit dem gemein, was sonst landläufig als Misosuppe gereicht wird. Die Nudeln darin machen wohlig satt und die übrigens Zutaten sind so frisch, dass man mit jedem Löffel immer stärker merkt, dass man 100 Jahre alt werden würde, äße man so eine Suppe täglich. Gleichzeitig hätte das Gesamtprodukt ein bisschen intensiver gewürzt sein können …
Wem wir bis jetzt zu fleischlos waren, der kommt jetzt auf seine Rechnung: das „Beef Tataki Don“ ist eine üppige Reisschale mit einer rosa gebratenen Beiried-Scheibe mit Chimichurri-Sauce und Kräutersalat. Zwar ist die schräg geschnittene Steakscheibe nicht besonders groß, dafür bietet der Reis ausreichend Sättigung, und die Sauce ist köstlich. Wenn davon auch viel zu wenig für all den Reis vorhanden ist. Von den verkosteten Speisen ist diese mit Rindfleisch jene, für die ich sofort wiederkommen würde.
Zum Abschluss hatten wir noch einige Kugeln Eis aus der Mochi-Produktion. Mit Geschmäckern wie „Rote Bohne“ oder „Grüntee“ machen die Praterstraßler ja schon seit Jahren Furore. Sehr süß ist das Eis übrigens angenehmerweise nicht …
Insgesamt ist das „Iki“ zurzeit wahrscheinlich meine Lieblings-Kantine. Auch wenn man nicht bei der Erste Bank arbeitet, sind die Preise erschwinglich und die Qualität durchwegs hoch. Die Speisen sind dabei geschmacklich auf ein Publikum abgestimmt, das es nicht zu intensiv mag. Somit sind alle Speisen die wir probiert haben, relativ mild gewürzt gewesen. Abgesehen davon, hat das Lokal viel Charme, besonders freundliches und aufmerksames Personal, es hat lange geöffnet und eine schöne Cocktail-Auswahl.
Warum kann es das nicht in allen Kantinen geben?
Hilfreich9Gefällt mir7Kommentieren