Wir wollten am Wochenende richtig gut indisch essen gehen, fanden in der Heiligen Kuh aber nicht die erhoffte Erleuchtung.
Das Essen: In der Heiligen Kuh werden pro Person knapp 2 Euro für das Gedeck berechnet, was mir so bei einem Inder auch neu war. Dafür bekommt man dann Papadam (knuspriges...Mehr anzeigenWir wollten am Wochenende richtig gut indisch essen gehen, fanden in der Heiligen Kuh aber nicht die erhoffte Erleuchtung.
Das Essen: In der Heiligen Kuh werden pro Person knapp 2 Euro für das Gedeck berechnet, was mir so bei einem Inder auch neu war. Dafür bekommt man dann Papadam (knuspriges, frittiertes Fladenbrot) und drei verschiedene Soßen (Koriander, Yoghurt, süßes Chutney). Die Soßen waren sehr lecker, insbesondere die Yoghurtsoße. Außerdem gibt es einen Gruß aus der Küche. Dabei handelte es sich um eine in Teig frittierte Scheibe Zucchini. Auf die hätte ich aber verzichten können. Als Vorspeise wählte ich dann Ghost tikka masala („Gegrillte Lammstücke in Tandoori-Gewürz“) und dazu Paneer naan. Bei letzterem sollte es sich laut Karte um „Weizenfladenbrot gefüllt mit indischem Käse“ handeln. Da ich zugegebenermaßen kein Experte für indisches Essen bin, führte diese Beschreibung zu einer falschen Erwartungshaltung meinerseits. Ich dachte an Naan, das mit Käse gefüllt sei. Tatsächlich handelt sich aber um Naan, bei dessen Zubereitung winzige Mengen eines nahezu geschmacklosen Käses in den Teig verarbeitet werden. Ich dachte daher auch zunächst, dass ich aus Versehen normales Naan bekommen hätte. Auf Nachfrage wurde mir dann oben beschriebener Umstand erläutert. Wie dem auch sei, dass Naan war lecker, die 50 Cent extra für den Käse kann man sich aber getrost sparen. Die Portion Ghost tikka masala war sehr übersichtlich und bestand aus drei Stückchen Lammfleisch, die auf klein geschnittenem Eisbergsalat „angerichtet“ waren. Das Fleisch war gut, der Salat mit einer viel zu Essig lastigen Vinaigrette angemacht. Meine Frau hatte als Vorspeise Samosa („mit verschiedenen Gemüsearten gefüllte Teigtascherln“). Die Portion war ebenfalls sehr übersichtlich und bestand aus zwei – geschmacklich guten – Teigtäschchen, die ebenfalls auf Eisbergsalat „angerichtet“ waren. Als Hauptspeise hatte meine Frau Ghost aam („Lammstücke in feinem Curry mit Mangostücken“). Das Fleisch war sehr lecker, die Mango leider nicht reif, sodass die Mangostückchen viel zu hart waren, was das Geschmackserlebnis doch trübte. Ich hatte mich beim Hauptgang für Apki pasand („verschiedene Fleischgerichte mit Safran-Reis und Fladenbrot“) entschieden. Beim Fleisch handelte es sich um Lamm, Rind und Hühnchen. Alle drei Sorten waren sehr lecker. Der Safranreis war dagegen katastrophal: erstens war der Reis viel zu trocken so als hätte er schon eine ganze Weile in der Küche herum gestanden, zweitens hat er eigentlich nach nichts geschmeckt, geschweige denn nach Safran und drittens war die Portion viel zu klein (drei Esslöffel). Das Naan war dagegen wieder sehr lecker. Nicht anfreunden konnte ich mich dagegen mit der Präsentation des Essens: Dieses wurde auf einem Metalltablett serviert, dass mehrere Vertiefungen hatte, in denen die jeweiligen Gerichte waren. Mich erinnerte das sehr an die Essensausgaben in einem Gefängnis oder in einer Schulkantine. Als Nachtisch probierten wir dann noch Kulfi kesar („Hausgemachter indischer Eisspitz mit Nüssen und frischem Safran“) sowie Aam cream („Hausgemachte Mangocreme“). Die Mangocreme war zwar lecker, noch einmal 4 Euro für Yoghurt mit Mangopüree würde ich allerdings nicht bezahlen. Das Eis war absolut nicht unser Fall. Geschmacklich und vom Gefühl im Mund her würde ich sagen, es handelte sich um gefrorene süße Gemüsesuppe. Vom frischen Safran und den Nüssen fehlte jede Spur. Dafür gab es einen guten Klacks Sprühsahne, die diesem Nachtisch noch den letzten Rest gab. Selbst wenn das Eis typisch indisch war und einfach nicht unseren Geschmack traf, die Sprühsahne betrachte ich als kulinarische Todsünde. Zum Essen hatten wir Villacher Zwickel vom Fass, was um 3 Euro pro Glas (0,5L) wirklich günstig ist.
Der Service: Der Chef des Restaurants ist gleichzeitig der einzige Kellner. Er war sehr freundlich und beantwortete mir meine zahlreichen Fragen in sehr nettem Ton. Schön war, dass unser Tisch, den ich im Voraus per Mail reserviert hatte, bei unserer Ankunft bereits schön eingedeckt war (Papadam und Soßen, Stoffservietten, eine Blume). Erfreulich war auch, dass alle meine Gerichte auf meinen Wunsch hin mit Petersilie statt mit Koriander gewürzt waren, da ich keinen Koriander mag. Für diese Leistung würde ich eine 4 vergeben. Leider erlebte ich beim bezahlen dann eine weniger schöne Überraschung: Da eröffnete mir der Kellner nämlich, dass das Bankomatgerät defekt sei und nur Barzahlung möglich wäre. Ich musste also bei der Eiseskälte bis zum Franz-Josefs-Bahnhof laufen und am Geldautomat Geld abheben. Ich kreide ihm nicht an, dass das Bankomatgerät defekt war, sondern dass er mir das erst beim Bezahlen gesagt hat und nicht schon beim Bestellen. Daher gibt es für den Service nur ein gut.
Das Ambiente: Meine ersten Gedanken beim Betreten der Heiligen Kuh waren „Hm, irgendwie hatte ich mir ein indisches Restaurant anders vorgestellt. Irgendwie indischer.“ und „Wow ist das hier düster.“. Richtig wohlgefühlt habe ich mich nicht. Es war aber auch nicht wirklich schlecht. Das Lokal hat die Form eines Ls mit nur ca. zwölf Tischen. Beengt fühlt man sich somit nicht. Nur für ein Candlelight Dinner (wie auf der Homepage beworben) käme dieses Restaurant für mich absolut gar nicht in Frage. Romantische Stimmung käme hier bei mir gar nicht auf.
Fazit: In Sachen indisches Essen ist die Heilige Kuh sicher nicht der Stein der Weisen. Das Ambiente ist abgesehen von der im Hintergrund dudelnden indischen Musik irgendwie nicht indisch. Das Essen ist Durchschnitt: Sehr leckere Fleischgerichte, aber die Beilagen mitunter eher einfallslos. Wir haben für unseren Abend 61 Euro bezahlt, was ich angesichts der Qualität des Essens und der Portionsgrößen nicht als günstig einstufen würde.
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