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Do, 21. November 2024

Gasthof Adler-Stube

Freiung 5, Wels 4600
Küche: Österreichische Küche
Lokaltyp: Gasthaus
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Gasthof Adler-Stube

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am 25. Februar 2012
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Vorläufig letztes Kapitel der - nennen wir sie mal - "urigen Welser Lokalrunde". Dieses Wochenende werde ich glaub ich bei Fleischlosem bleiben, die Dichte an Deftigkeiten in den letzten Tagen lässt die Hornhaut im Magen dicker werden. Naja, so schlimm war's nicht, ein bisschen Sp...Mehr anzeigenVorläufig letztes Kapitel der - nennen wir sie mal - "urigen Welser Lokalrunde".

Dieses Wochenende werde ich glaub ich bei Fleischlosem bleiben, die Dichte an Deftigkeiten in den letzten Tagen lässt die Hornhaut im Magen dicker werden.

Naja, so schlimm war's nicht, ein bisschen Sport zwischendurch und man kann ja fast essen, was und wie viel man will.
Man muss aber den Welsern (Wöösan!) ein Kompliment aussprechen, sie haben's drauf und an den sympathischen Voralpendialekt kann man sich wirklich gewöhnen.

Jetzt is' schon wieder was passiert - gemäß Wolf Haas - da war noch ein wirklich uriges Lokal, das ich dann immerhin zweimal hintereinander besucht habe. Zu Recht.

Die Adler-Stube (oder "Stuben") ist direkt nach dem niedrigen Durchgang von der Schmidtgasse in die Freiung gelegen.
Schon an der Eingangstüre merkt man, dass hier ein bisschen die Zeit stehen geblieben ist.
Ich trete ein und finde mich in einem schönen Gewölberaum wieder, mit typischer Wirtshauseinrichtung.

Auch in puncto Rauch ist hier die Zeit stehen geblieben. Hier darf überall gepofelt werden. Ich sehe darüber hinweg, ich bin hier im Wirtshaus und das soll eben so sein. Außerdem funktioniert hier die Lüftung gar nicht schlecht, man ist nachher nicht wirklich geselcht.

Tische, Stühle, die Tischdecken, die Schank, die Hirter Laterne darüber (schon wieder Hirterbier!), hier ist alles noch so, wie's "amoi woa".

Beim ersten Besuch bin ich der einzige Gast, tags darauf sitzen einige lustige Runden im Lokal, darunter eine mehr als zehnköpfige Altherrenrunde, die offenbar die Tatsache mal so richtig lautstark feiern muss, endlich wieder mal die Erlaubnis von "d'Frau dahoam" zu haben, ein paar Stunden Auslauf samt markiger Sprüche inkl. der bei fortschreitendem Alkoholkonsum verpflichtenden "Neger"-Witzen zu bekommen.

Während ich noch mit meinem italienischen Geschäftspartner über die vergangene Woche telefoniere, fängt der Kopf der Runde, auffällig an, "O sole mio" zu singen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Die Wirtsleut: drei echte Seelen. Der schnauzbärtige Wirt, der genau weiß, warum er keine Innviertler Knödel in seinem Lokal anbieten würde, seine Frau, die offensichtlich mit Liebe bei der Sache ist und die Tochter des Hauses. Ein echter Familienbetrieb also.

Frittatensuppe, mit (gebackenem) Leberknödel. Ich wollte den Knödel dazu, es kam ein Riesenteller Suppe, der allein schon sättigt.
Die Suppe ist gut, wenn auch fast ein wenig zu kräftig, recht dunkel. Die Frittaten sind spitze, wenn auch nicht ganz die Frittaten, die ich zuletzt hatte.
Der "bochane" Knödel ist tadellos, auch wenn mir die Kochknödel noch mal lieber sind als die gebackenen. Vielleicht auch deshalb, weil ich in einem relativ fettarm kochenden Haus aufgewachsen bin.

Panierte Hühnerkeule mit Kräuterbutter und Schinken gefüllt.
Ja was ist das? Ganz einfach: Herr Wirt erklärt mir, dass (auch) er keinen Käse im Schnitzel - sprich - kein Cordon bleu mag. Hühner-Brust wiederum hat den Nachteil, beim Frittieren zu sehr strohig zu werden.
Der Rest ist klar. Zwei (!) ausgelöste Keulen, Kräuterbutter, Schinken, in der Paniere findet sich sogar Schnittlauch. "Erdöpfi": groß, in Scheiben, leicht gesalzen. Gut!
Sehr speziell. Wie schade, dass ich bei der Hälfte der Portion kapitulieren muss.
Erwähnenswert: der Chinakohl-Salat, da ich ja keinen gemischten Salat esse.

Ich sagte dem Wirt, er hätte ruhig nur halb so viel servieren brauchen.
Er wiederum erwidert, ihm wäre der Gast lieber, der nach dieser Portion nicht mehr hungrig bleibt, auch wenn er dann was übrig lassen müsste.
Daraufhin mache ich ihn aufmerksam, dass ich jetzt die Palatschinken nicht mehr bestellen kann, die ich bei einer kleineren Portion Keule runter gebracht hätte.
Der Wirt: "Na donn kummst hoit morng no amoi!"

Gesagt, getan. Tags darauf musste also der nächste Gang her.
Keine Suppe diesmal. Gleich die Blunzn mit Kraut und Erdäpfel.
Schon lange keine Blutwurst mehr gehabt. Die hier hat's verdient, genossen zu werden. Von einem lokalen Fleischer gemacht, hier frisch auf den Tisch. So wie sie sein muss, knackig außen, innen zart und würzig. Bläht nicht, stopft nicht, kein Stein im Bauch.

Es hat sogar noch was Platz im Bauch. Herr Wirt, die Palatschinken bitte!
Marmelade: ein bisschen selbst gemachte Heidelbeermarmelade gibt's noch, Marillen und Ribiseln gäb's auch. Ich entscheide mich für die Heidelbeeren und die Marillen.
Allerdings mit der Bitte, die Marmelade, vor allem die nicht hausgemachte Marillenmarmelade, dünn aufzutragen.
Schade um die besten Palatschinken, wenn Unmengen an (meist viel zu süßer) Marmelade beim Durchschneiden rausquillt. Ist aber wenig Marmelade drin, so merkt man erst, wie gut die Palatschinken selbst gemacht wurden!

Ein Herr der Altherrenrunde macht mich plötzlich darauf aufmerksam, dass ich die Palatschinken nicht fotografieren sollte, sondern essen.
Ich biete ihm sofort einen Platz an meinem Tisch an, weil ich annehme, dass er insgeheim auch ein Stück davon abhaben möchte. Er müsste sich aber schon gedulden und warten, bis ich (vielleicht) was übrig lasse. Es sollte nicht dazu kommen.

Man weiß hier genau, was mir wirklich schmeckt. Und so kommen die Palatschinken genau so, wie ich sie mag. Ich muss nur mehr ein wenig Staubzucker entfernen (auch das brauchen gute Palatschinken nicht!) und die zwei wirklich riesigen Palatschinken sind flugs in meinem Bauch verschwunden.

Zusammenfassend: ich will der Küche eine 4 geben. Warum das, in einem Lokal, dass gerade mal eine Hand voll Gerichte anbietet? Ganz einfach, die wenigen Gerichte, die man hier bekommt, werden mit handwerklicher Überzeugung angeboten.
Die Hühnerkeule kam aus der Pfanne, kein stinkendes Fett, die Frittatensuppe war gut, die Blunzn fast perfekt und die Palatschinken ohne Fehl und Tadel, sogar mit hauseigener Marmelade.
Dazu die Preise: 7 Euro für die Blutwurst, gerade mal 10 für die Keule.

Urig, ehrlich, gut!
Blunzn mit Erdöpfi und Sauerkraut - Gasthof Adler-Stube - WelsMarmelade-Palatschinken - Gasthof Adler-Stube - WelsGasthof Adler-Stube - Wels
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