Da Genussfreundin C. und ich uns in letzter Zeit öfter im mittleren Burgenland herumtreiben, konnte es nicht ausbleiben, dass wir auch dort das eine oder andere Lokal essender Weise in Augenschein nahmen.
Ins schöne Kobersdorf, das im Juli im Schloss auch kulturelle Genüsse bietet (zu denen ic...Mehr anzeigenDa Genussfreundin C. und ich uns in letzter Zeit öfter im mittleren Burgenland herumtreiben, konnte es nicht ausbleiben, dass wir auch dort das eine oder andere Lokal essender Weise in Augenschein nahmen.
Ins schöne Kobersdorf, das im Juli im Schloss auch kulturelle Genüsse bietet (zu denen ich - noch - nichts sagen kann), fuhren wir vor einigen Wochen gerade um die Mittagszeit ein, ein hungriger knurrender Magen meldete Bedarf, weshalb wir nach einem Lokal Ausschau hielten.
Nachdem wir ein Gässchen hinuntergeschlendert waren, um uns ein wenig die Füße zu vertreten, sichteten wir auf einer stillen Nebenstraße einen riesigen Hund, Typ "Riesenkuschelbär" aus der Familie der Terrier, der, als er unser ansichtig wurde, sein gemütliches Dahindösen beendete, und uns schnurstracks um die nächste Ecke führte, wo er sich, ermattet von so viel Aktivität, auf der Schwelle des Dorfwirtes niederließ.
Freundin C. meinte, der nette Hund habe uns ja bloß zeigen wollen, wo wir da was Gutes zum Spachteln finden, also betraten wir frohgemut die Gaststätte und suchten uns ein nettes Plätzchen.
Die Speisekarte des Dorfwirtes ist übersichtlich, kein Leintuch mit 723 Gerichten, was wir jedoch durchaus sympathisch finden.
Rätsel gab uns zunächst allerdings auf, dass auf jedem Tisch ein Glas mit mehreren Bleistiften zu finden war, dazu kleine bedruckte Zettel, auf denen man anscheinend etwas ankreuzen konnte ... ?? Nach einigem Überlegen war jedoch klar - hier darf der Gast sich seine Pizza selber zusammenstellen, muss sich nicht zwischen Diavolo und Rustica entscheiden, sondern kann sich von Beidem das am meisten Begehrte auf den knusprigen Fladen legen lassen.
Uns stand bei unserem ersten Besuch jedoch mehr der Sinn nach Schnitzelähnlichem, weshalb C. sich ein Pusztaschnitzel bestellte und ich eine gebackene Hühnerbrust mit gemischtem Salat. Suppenfreundin C. orderte noch eine Frittatensuppe.
Die Suppe entpuppte sich als "echte" Rindsuppe (kein Würfelgeschlader!), was C. erfreut kommentierte, dazu die ganz offensichtlich hausgemachten Frittaten, das machte schon mal Vorfreude auf den Hauptgang.
C.s Pusztaschnitzel enttäuschte dann nach der famosen Suppe ein wenig, war nicht übel, wie C. vermeldete, jedoch auch kein wirkliches Highlight, da das Fleisch sehr unterschiedlich dick geschnitten war und daher an den dickeren Stellen ein wenig trocken. Originell: die Bratkartoffelbeilage war auf ein Schaschlikhölzchen gespießt und offensichtlich mit jenem gebraten worden.
An meinem gebackenen Hühnerschnitzel fand ich jedoch absolut nichts auszusetzen, es war köstlich, der Salat nicht außerirdisch, jedoch einfach gut. Dazu ist dieser Genuss auch keineswegs unerschwinglich teuer, für das knusprig feine Schnitzerl legt man beim Dorfwirt etwa 8 Euronen hin.
Nicht ganz so begeistert war ich vom Soda Zitron, das leider nicht mit echter Zitrone gefertigt wurde, sondern per Konzentrat. C. begnügte sich mit einem milden Mineralwasser, komischerweise wird in der Heimat der W-Quelle (das Firmenlager findet sich am Ortsrand von Kobersdorf) Mineralwasser der Sorte R. serviert ...
Als Nachspeise orderten wir einen Mohr im Hemd, jaja, ist nicht politisch korrekt ... wir wissen's, doch so stand es in der Speisekarte. Auf einem großen Teller hübsch angerichtet kam ein warmer Schoko-Nusskuchen im Miniformat, locker und von feinstem Geschmack, dazu großzügig Schlagrahm. Gut, dass wir nicht zwei bestellt hatten - nein, nicht weil's so teuer wäre (3,20€ sind dafür zu berappen), sondern weil die Portion wirklich reichlich groß war.
Nach diesen im Großen und Ganzen guten Erfahrungen kehrten wir noch mehrmals beim Dorfwirt ein, wenn wir wieder in der Gegend waren - und wurden eigentlich nie enttäuscht.
Das Soda Zitron orderte ich beim nächsten Mal "bitte mit echter Zitrone", was auch anstandslos gemacht wurde und der Preis trotz dieses Extrawunsches derselbe blieb (2,90€).
Dieses Mal wollte ich das Pizzaspielchen ausprobieren, schon beim letzten Besuch waren mir die einfach köstlich aussehenden Pizze aufgefallen, die an die anderen Tische serviert wurden. Ich entschied mich per Ankreuz-Zetterl für die Auflagen Salami, Zwiebel, Champignons und milde Pfefferoni. Da auch noch die Wahl zwischen Pizza klein und groß zu treffen war, fragte ich den freundlichen Kellner, wie groß denn eine kleine Pizza wäre - etwa 28 Zentimeter Durchmesser erfuhr ich.
Na gut, wenn das nur so halbwegs stimmte, so überlegte ich, dann war eine kleine Pizza auf jeden Fall groß genug, die als Basispizza (Tomaten und Käse) mit günstigen 3,50€ nicht nur von der Zutatenauswahl, sondern auch finanziell noch viel Freiraum für Genusswünsche lässt.
Was mir dann serviert wurde, war ein köstlich knuspriger Fladen in ausreichender Größe (ich fragte mich, wie groß dann wohl die große Pizza wäre ...??), der Teig geradezu unglaublich gut, die Auflage, bis auf die Champignons, die leider aus der Dose waren, ausgesprochen zufrieden stellend.
Und trotzdem ich keineswegs ein zimperlicher Esser bin, war mir die "kleine" Pizza auch noch zu groß ... und das für insgesamt ganze 6€!!
C. war dieses Mal auf Rindfleischtrip, nach der obligaten Suppe (dieses Mal eine mit Backerbsen und wieder eine "echte") stand für sie gekochtes Rindfleisch mit Rösti und Schnittlauchsauce auf dem Programm.
Das an und für sich gut gemachte Rösti war an einigen Stellen ein ganz klein wenig angebrannt, was jedoch das köstlich-mürbe Rindfleisch (vom "Weißen Scherzel", wie mir Kennerin C. mitteilte), die dazu servierten gekochten Karotten und die geschmacklich überzeugende Schnittlauchsauce bei Weitem wieder wettmachten. Der Preis liegt mit 9,80€ im für ein solches Gericht üblichen Durchschnitt.
Dieses Mal orderten wir als Nachspeise Apfelstrudel und Topfenstrudel. Der Apfelstrudel mit saftigen grob geschnittenen Apfelstücken mundete uns um einiges besser als der Topfenstrudel, der jedoch insgesamt auch in Ordnung war (beides mit Schlagrahm je 3,20€).
Wir fühlen uns beim Dorfwirt jedenfalls immer wieder wohl, auch der Schanigarten ist nicht ungemütlich, obwohl er sich direkt an der jedoch sehr wenig befahrenen Hauptstraße befindet, da er außerdem durch Gehsteig und Sträuchern vom Straßenbereich getrennt ist.
Die Mittagsküche gibt's nur bis 14h - finden wir jedoch auch nicht unsympathisch, da man so den Eindruck bekommt, es würden eben nicht den ganzen Tag hunderttausend Gerichte mühsam warm gehalten, sondern zum Großteil frisch zubereitet.
C, und ich waren letztes Wochenende wohl nicht zum letzten Mal beim Dorfwirt in Kobersdorf ... Beim nächsten Mal wollen wir es einmal mit den vegetarischen Schmankerln probieren!
Hilfreich13Gefällt mir6Kommentieren