Ein schöner gelegeneres Dorfwirtshaus kann man sich kaum vorstellen. Befindet sich Mühlleiten doch am Eingang in den Nationalpark Lobau.
Entsprechend idyllisch wirkt auch das verschlafene Dörfchen unweit der Wiener Stadtgrenze. Neben dem gemütlichen Gastgarten, der bei schönem Wetter den einze...Mehr anzeigenEin schöner gelegeneres Dorfwirtshaus kann man sich kaum vorstellen. Befindet sich Mühlleiten doch am Eingang in den Nationalpark Lobau.
Entsprechend idyllisch wirkt auch das verschlafene Dörfchen unweit der Wiener Stadtgrenze. Neben dem gemütlichen Gastgarten, der bei schönem Wetter den einzelnen Gaststuben allemal vorzuziehen ist, bietet das Lokal noch einige eher kleinere Gasträume. Dies spricht zwar für ein bestimmtes Mass an Gemütlichkeit.
Leider sind diese jedoch, wie leider allzuoft praktiziert, im Sinne der mitteleuropäischen Einheitsgaststätteneinrichtungsnorm 1980 bis 2010 gestaltet. Also wenig einladend oder gar heimelig. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, ein individueller Touch, ein wenig Liebe bei den Details. Es wirkt alles ein etwas steril, wie es bei Tischlermöbel dieser Art nicht anders zu erwarten ist. Das Ambiente ist gottlob dennoch weit davon entfernt, ausgesprochen ungemütlich zu sein.
Die Begrüssung des Wirtes ist durchaus korrekt, wirkt jedoch etwas verhalten. Es scheint ihm stets das Quäntchen Herzlichkeit zu fehlen, welches die weibliche Bedienung (seine Frau?) so liebenswert und freundlich erscheinen lässt. Der zusätzlich vorhandene Kellner ist stets eifrig und bemüht, wirkt manchmal jedoch etwas unwirsch oder gar keck.
Das Gasthaus Abraham veranstaltet periodisch Menüabende (im Internet nachzulesen), die einem bestimmten Thema verpflichtet sind. Genau zu einem solchen hat sich unsere 12 Personen umfassende Gruppe eingefunden. Es wurde ein mediteranes Büffet angerichtet. Man bemerkt die Ambitionen des Wirtes den Gästen eine über das normale Wirtshausmaß hinausgehende Küche anzubieten und durch solche Aktionstage und niedrige Preise zusätzliches Publikum anzulocken.
Das ausgebuchte Lokal gibt ihm durchaus recht. An solchen Abenden gibt es jedoch ausschließlich das entsprechende Büffet, ohne „wenn und aber“. Dazu muss gesagt werden, dass wirklich jeder in der Lage sein sollte, etwas für den eigenen Gaumen zu finden. Als störend empfinde ich den stets gegenwärtigen Spiritusgeruch, bei solchen Büffets leider durch die Warmhalteflammen unvermeidlich. Ja und dann lassen die Edelstahlrecheauds zwangsläufig, das Gefühl eines Abendbüffets in einem drei-Sterne-all-inklussiv-Hotels aufkommen.
Das Getränkeangebot entspricht genau den Erwartungen, die man an ein Dorfwirtshaus stellt: ein gepflegtes Bier, ein paar ordendliche Weine und auch an nicht-alkoholischen Getränken fehlt es nicht.
Außerdem wird, wie es sich gehört, guter Sturm angeboten, da gerade Saison ist. Alles in guter Qualität, versteht sich, und zu angenehmen Preisen.
Das Speisenangebot gestaltet sich als vielfältig. Neben einer herzhaften Fischsuppe werden diverse kalte Vorspeisen sowie verschieden Salate angeboten. Dazu kommen verschiedene Haupstspeisen, allesamt vorgekocht, wie es für ein Büffet dieser Art nicht anders möglich ist. Serviert werden Garnellen, Muscheln, Fisch, Lamm, Huhn und verschiedenes mehr. Auch das Angebot an Desserts kann sich sehen lassen: von Tiramisu, über Profiterolen bis zur Baklawa spannt sich der Bogen.
Das gesamte Speisenangebot ist als durchschnittlich bis gut zu bezeichenen. Es wurde nichts serviert, das nicht absolut geniesbar gewesen wäre. Alle Speisen waren wohl ausgewählt und würde man in einem Dorfwirtshaus wohl eher nicht erwarten. Es gibt jedoch ein kleines „aber“. Es schmeckte alles irgendwie kraftlos, einheitsmässig ohne besonder Würzung. Auch optisch hätte man etwas mehr hermachen können. Vielleicht wären etwas weniger verschiedene Speisen ein klein wenig liebevoller zubereitet, vorzuziehen.
Fairnishalber muß man nocheinmal betonen, das das Speisenangebot für ein Dorfwirtshaus durchaus ambitioniert ist und schon einiges über dem Durchschnitt liegt. Es lässt sich nicht verheimlichen, dass Fische und Meeresfrüchte bei uns in dieser Preiskategorie nur als Tiefkühlwaren erhältlich sind. Man vermisst etwas das Feeling von Frische. Dafür ist der Preis von 19 € pro Person einfach ein Geschenk.
Und wenn man sich in einer geselligen Runde befindet, und das war offensichtlich für alle Gästen zutreffend, herrscht auch eine entsprechend fröhliche und ausgelassene Stimmung. Überhaupt dann, wenn zu später noch jemand mit der Zieharmonika aufspielt. In diesem Sinne: auf zum nächsten Abend beim Abraham in Mühlleiten. Empfehlenswert könnte es allemal sein an einem sonnigen Tag ein a-la-carte Menü im lauschigen Gastgarten zu probieren.
Hilfreich9Gefällt mir4Kommentieren