am 15. September 2012 · Update 10. Okt 2012
SpeisenAmbienteServiceAnsprechende Küche in St. Pölten zu finden ist gar nicht so einfach.
Hier mag man es eher bodenständig, wogegen ja nichts einzuwenden ist. Im Gegenteil. Auch die Gaststätte Figl folgt dem Anspruch eines bodenständigen Gasthauses, wobei schon sehr schnell erkennbar ist, dass hier auch höhere Z...Mehr anzeigenAnsprechende Küche in St. Pölten zu finden ist gar nicht so einfach.
Hier mag man es eher bodenständig, wogegen ja nichts einzuwenden ist. Im Gegenteil. Auch die Gaststätte Figl folgt dem Anspruch eines bodenständigen Gasthauses, wobei schon sehr schnell erkennbar ist, dass hier auch höhere Ziele verfolgt werden.
Dass Ratzersdorf ein kleines, altes Dörfchen am Rand von St. Pölten ist, merkt man erst, wenn man den „Schlauch“ der B1 verlässt und die alte Straße durch das Dorf wählt. Der „Hauptplatz“ neben der Kirche ist ein „dreieckiger“ Kreisverkehr mit Bäumen und Grün. Daneben das liebevoll restaurierte Lokal.
Man geht rein und lässt den Dielenboden knarzen, eine geschmiedete Schiebetür trennt die Stube vom „Wohnzimmer“. Altes, dunkel restauriertes Holz, gemütliche Tische, edel in Weiß gedeckt.
Der gepflegte, mit Fliege geschmückte Kellner wirkt elegant, gekonnt, routiniert, korrekt, höflich. Er schupft den Laden alleine, bei nicht ganz vollem Haus trotzdem eine Herausforderung, was man allerdings nur an seiner dezent „geperlten“ Stirn bemerkt.
Mein erster Besuch ist ja schon eine Weile her, damals gab’s einen wirklich feinen, klassischen Tafelspitz (19,50) mit allerlei ebenso klassischer Begleitung.
Dies war auch der Grund, warum ich wieder mal hier einkehren wollte. Um mich dann doch gegen den Tafelspitz zu entscheiden:
- Gedeck (3,30): ein kleines Portiönchen Beef Tartare, Rührbutter und eine Art Liptaueraufstrich,
Oliven
- Grammelknödel mit Spitzkraut (7 Euro ca.)
- Tomatensuppe mit Sesamstangerl, Parmesancracker (6,50)
- Saiblingsfilet, Saiblingskaviar, Erbsenpüree, Zartweizen (21)
- Marillenpalatschinken (5,50)
Zu allererst Alkoholfreies zum Trinken: Bio-Säfte werden hier in wirklich guter Qualität von einem (lokalen?) Produzenten serviert. Im Vergleich zum Klassenprimus aus Klagenfurt sind auch die Preise dafür nicht wirklich unverschämt (2,50 – 3,50).
Beef Tartare: schön cremig, sehr intensiv gewürzt, leider ein bisschen zu viel Salz (mein Geschmack scheint auf Salz stärker anzuschlagen?).
Grammelknödel: hausgemacht versteht sich, die Gastronomie nördlich der „Bretterwand“ kauft ja gern Innviertler Knödel ein wie die Kärntner die ihre Nudeltaschen.
Schöner Teig, der auch ein wenig flaumig sein darf, nicht nur gummig, über die Grammeln kann man ebenso wenig klagen. Das Spitzkraut passt gut dazu, der „Bratensaft“ könnte wiederum ein wenig mit dem Salz sparen, das ohnehin schon von den Grammeln kommt. Hier ist Balance gefragt!
Tomatensuppe: sehr gut, die Parmesancracker passen gut dazu, geben der Frucht das nötige Salz, umso mehr ist es dann schade, wenn die Suppe selbst auch einen Tick zu viel Salz bekommen hat.
Saibling: der zeigt dafür, was er kann: zartest, ohne auch nur eine Gräte drin, der Zartweizen wird seinem Namen ebenfalls gerecht und verwöhnt trotzdem mit einem Hauch von Biss, wie’s gehört. Erbsenpüree und Saiblingskaviar passen gut dazu. Eine sehr runde Sache!
Wein: ein Riesling vom Traisentaler Winzerkaiser Huber. Gar nicht übel.
Dessert: die Dessertkarte verwöhnt mit Auswahl, allerdings auch mit stolzen Preisen: eine Crème brulée mit Zitronensalat um wohlfeile 9 Euro? Nicht das einzige Dessert zu diesen Kursen.
Bleiben wir also wieder bodenständig und probieren die Marillenpalatschinken zu 5,50. Das geht in Ordnung: zwei ordentliche „Fische“ kommen daher, auf meinen Wunsch mit eher wenig, dafür hausgemachter Marmelade.
Der Palatschinkenteig ist perfekt, die eindeutig nicht aus dem großen weißen Kübel geschöpfte Marmelade schmeichelt und erschlägt nicht durch pure Menge den formidablen Palatschinkenteig.
So g’hört das.
Caffè zum Schluss, passt.
Fazit: wirklich gelungenes Ambiente, zwischen urig-knarzender Dielenstube und edlem Weiß der Tische. Perfektes, aufmerksames, behändes Service.
Küche an sich sehr gut, wenn da nicht das Händchen am Salztiegel wäre. Nur das verhindert eine 4 für die Küche.
Trotzdem für mich nach wie vor das beste Restaurant St. Pöltens.
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