Eisbolide Ferrari Gelato
Meine Eissaison 2023 startete ich bei einer Einkehr im Ferrari Gelato. Eigentlich versuchte ich es zuvor beim Tichy, weil ich gerade in der Gegend war, aber dort vergällten mir die gleich dreifach anstehenden Schlangen den Besuch. Sinnlos sich dort einzureihen, also r...Mehr anzeigenEisbolide Ferrari Gelato
Meine Eissaison 2023 startete ich bei einer Einkehr im Ferrari Gelato. Eigentlich versuchte ich es zuvor beim Tichy, weil ich gerade in der Gegend war, aber dort vergällten mir die gleich dreifach anstehenden Schlangen den Besuch. Sinnlos sich dort einzureihen, also rein in die U1, raus am Karlsplatz, ein paar Gehminuten durch die Kärntnerstraße und zuletzt rechts in die Annagasse.
Ein Burger-King wird schmähend links liegen gelassen und danach kommt die richtige Hausnummer der sog. Manufaktur einer soliden Eisproduktion. Nachträglich tat es mir nicht leid, anstelle beim Tichy hier gelandet zu sein, dazu nun ein paar meiner Worte über den Salon.
Kurz die Vorgeschichte
Meister seines Fachs, Pietro Viscovich begann sein Werk im Jahre 2014, allerdings nicht an diesem Standort, sondern in der parallel verlaufenden Krugerstraße und gab seinem Lokal den Namen Ferrari Gelato, benannt nach seinem Eheweibe, welche diesen klingenden Namen bekannter, besonders roter Boliden trägt.
In der Zwischenzeit war er auch anderwärtig fleißig und vergrößerte seine Familie, damit es eines Tages auch Ferrari-Erben geben möge, fleißig, fleißig. 😉
Ich war damals erstaunt und überrascht, dass es tatsächlich jemand schafft mich vom Tichy, meinem ehemaligen Favoriten abzuwerben. Ich wollte es zuerst gar nicht glauben aber ein erster Test von Haselnuss und Pistazie überzeugte auf Anhieb. Der neue Genuss war überwältigend, Natur pur im Gaumen.
Und dann saisonal diese Marille, oh mein Gott, ich hätte auf die Knie sinken können. Fruchteissorten werden als Sorbet erzeugt, d.h. ohne Milch und das bewirkt, dass der Fruchtgeschmack intensiver hervortritt. Ein Volltreffer. Nicht viel weniger Zitrone oder Heidelbeere.
Es stehen aber immer nur ein Handvoll Sorbets zur Auswahl, weil Herr Viscovich bei seiner Produktionsart, die er Manufaktur nennt, höchste Qualität aller verwendeten Produkte abverlangt.
Einfrieren von Früchten ist ein NoGo, seine Marillen kommen z.B. aus unserer schönen Wachau. So muss man zur rechten Zeit kommen um bestimmte Sorten zu genießen , wie auch z.B. Heidelbeere oder Erdbeere.
Die Eissorten, welche Milch enthalten, gibt es in der Regel ganzjährig. Als g‘standener Italiener vertraut er dabei ausschließlich seinen Lieferanten, die ihm z.B. aus Piemont die seiner Auffassung nach edelsten Nüsse liefern
Es wird in seinem Verfahren dafür gesorgt, dass der Nussanteil maximal hoch ist. Er gibt an, dass sein Haselnusseis 30% an Haselnüssen enthält. Die Konkurrenz, so seine Worte, schafft es lediglich auf 15%.
Bei den Sorbets erreicht er bis an die 70%. Nun, so will ich es auch glauben. Ich bin dafür ja nicht der Experte, aber ich sehe das Ergebnis auf meiner Zunge zergehen und das überzeugt mich.
Wechsel in die Annagasse
Auf höchste Qualität zu setzen hatte seinem Konzept Recht gegeben und daher suchte er nach einer besseren Lokalität und fand sie hier in der Annagasse 3-3a. Mit enormem Aufwand wurde ein frei gewordenes Lokal umgebaut und Ferrari Gelato neu eingekleidet. Das Ambiente ist nun auch wesentlich gehobener.
Hier gibt es nun auch, was mir früher sehr abgegangen ist, das wäre ein Gastgarten, und auch im Inneren ein paar Sitzplätze samt Bedienservice, damit man seine Leckerlies auch im Sitzen mit größerer Verweildauer und Nachhaltigkeit genießen möge.
Allerdings kam dann die Coronazeit, die ihn fast umgebracht hätte. Der finanzielle Einsatz belief sich auf eine Höhe, die mein bisheriges Lebenseinkommen übersteigt und dazu diese Lockdowns. Wäre ihm die Bank nicht entgegen gekommen und hätte die Kredite für diese Zeit ausgesetzt, ja dann wär’s das gewesen.
Aber so ist das Los der Unternehmer, zwei- bis dreimal musst du krachen gehen, so sagen es die Insider, erst dann fängst du an ein richtiger Unternehmer zu werden, insofern war dies die Feuerprobe für den neuen Eissalon.
Mit Mai 2021, als die Lockdown-Bestimmungen gelockert wurden, konnte er nochmals durchstarten und ich denke er hat nun die Kurve aus der Pleitegasse gekratzt. Ich bin froh darüber, dass er das geschafft hat und so möge es auch bleiben.
Mittlerweile stehen mehrere Servicemitarbeiter im Salon, ich zählte zuletzt gleich fünf, und es boomt. Was ihnen aber fehlt ist Erfahrung. Das dauert sicher noch. Aber es kommt Laufkundschaft am laufenden Band und auch sein Klientel, dass er sich schon herangezüchtet hatte wie meine Wenigkeit, die einfach auf sein Eis & Co stehen.
Was das & Co anbelangt versucht man es auch mit weiteren Ergänzungen wie Frühstücksangeboten, dem Verkauf von Pastaprodukten, rückwärts ist ein Verkaufsladen, und neuerdings auch Pizzas. Ich kann nicht sagen ob das alles für die Zukunft erfolgversprechend ist, aber man sieht, da agiert ein Mann, der auf mehreren Ebenen sein Handwerk fleißig ausübt und damit punkten will.
Mehr als nur ein Eissalon
Wenn das Konzept aufgeht, dann ist Ferrari Gelato eines Tages mehr als nur ein Eissalon, nur wage ich dazu keine prophetische Prognose, aber ich nutze den Platz auch für den guten Kaffeegenuss. Die Sorte Costadoro zeichnet sich als kraftvoller Italiener aus, so ist er eine gute Alternative für mein ansonst doch so geliebtes Wiener Kaffeehaus.
Für das gelegentliche, aber unverzichtbare Plauscherl, das mir bei Kaffee und Soda so sehr auch immer am Herzen liegt, sorgt der Meister und Chef selbst wenn er zugegen ist, wovon ich dann gerne Gebrauch mache und mir solche G’schicht‘n lauschendes Ohres aufgesaugt zu Kenntnis gebracht wurden.
Es gibt nun auch eine eigene Menükarte am Tisch aufliegen und ich finde darin auch ein respektables Getränkeangebot vor. Da lacht mich z.B. ein Lagavulin an, natürlich der 16-jährige, der eine oder andere Cognac, wirklich vielversprechend, und sonstige Drinks, selbstredend auch alkoholfreie.
Bestellt hatte ich solches erst einmal, aber das werde ich in der kommenden Sommersaison noch mehr sachkundig vertiefen, um es im Gastgarten nach Eis, Kaffee samt einer guten Zigarre in abendlicher Stimmung zum Ausklang zu bringen.
Lediglich die frühere Sperrstunde muss beachtet werden. Diese wird sich, so hoffe ich zumindest im Sommer auf etwas später als derzeit 19:00 Uhr verlegen. Aber dann gäbe es ja noch meine anderen Locations in der City.
Inzwischen ist mein alter Favorit aus Favoriten durch den roten Ferrari Boliden schon nach den ersten Kurven überholt worden und er hat ihn weit abgeschlagen auf den zweiten Platz verfrachtet. Ich mag den immer noch, aber schon allein dieses Anstellen njet, das geht nicht!
Das hält sich Gott sei Dank hier noch in annehmbaren Grenzen, wiewohl der zeitliche Andrang auf das Stanitzerl der Laufkundschaft dann auch den Bedienservice regelmäßig ins Schwitzen bringt. Insofern schlägt sich dies in Form einer doch geringeren Wertungsnote als für den Rest nieder.
Es gibt glücklicherweise in Summe wesentlich mehr Anziehungspunkte, die sich, wie kurz umrissen, nicht nur auf Eis beschränken, das aber für sich schon eine eigene Liga ist.
Ich sollte vielleicht gar nicht so viel Aufsehens darüber machen, sonst geht es mir bald ebenso, dass man sich nur mehr noch mittels „Wait to be seated“ oder einer Vorreservierung sein Platzerl sichert.
Mein Seele erfreut sich jedoch immer, wenn meine Stadt neben seiner hochgelobten Wr. Küche auch noch weitere Köstlichkeiten zu bieten hat, die ebenso das Lob summa cum laude verdienen und diese nicht immer zwingend Wiener Ursprungs sein müssen. 😉
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