Das neue „Duzi’s Kitchen“ in der Walfischgasse im ersten Bezirk ist die Weiterentwicklung des kurzlebigen „Tanoura“ und konzentriert sich laut Betreiber Ahmad Duzdar auf libanesische Küche. Was die libanesische Küche für mich sehr wohl von den Nachbarländern unterscheidet, wäre meiner Meinung nac...Mehr anzeigenDas neue „Duzi’s Kitchen“ in der Walfischgasse im ersten Bezirk ist die Weiterentwicklung des kurzlebigen „Tanoura“ und konzentriert sich laut Betreiber Ahmad Duzdar auf libanesische Küche. Was die libanesische Küche für mich sehr wohl von den Nachbarländern unterscheidet, wäre meiner Meinung nach der tolle Wein der dort angebaut wird. Den gibt es in „Duzi’s Kitchen“ aber genauso wenig wie anderen Alkohol. Das liegt auch den zu erwartenden arabischen Touristen, die in einem Lokal das ansonsten Halal anbietet, schlicht und einfach keinen Alkohol antreffen wollen, so Duzdar. Dass die selben arabischen Touristen gleichzeitig auch Sachertorte im Sacher essen gehen und davor bei Fabios Fisch, wo jeweils sehr wohl Alkohol ausgeschenkt wird, stört aber offenbar niemanden. Und dass man in „Duzi“s Kitchen“ keinen Alkohol serviert, weil dieser ganz einfach nicht zur ortsüblichen Küche passt, ist absolut zu akzeptieren. Authentizität geht vor! Habe ich erwähnt, dass es hier auch Burger gibt?
In „Duzi’s Kitchen“ wird alles selbst gemacht: Von den Fleischspießen der Schawarmas über alle Saucen bis zum Brot. Alles. Also alles, bis auf die Pommes, weil Ahmad Duzdar der festen Überzeugung ist, dass es keinen allzu großen Qualitätsunterschied zwischen frischen und weniger frischen Pommes Frites gibt. Auch hier teile ich die Meinung nicht, aber ich akzeptiere sie.
Wir starteten mit kalten und warmen Vorspeisen (Mezze) und ich kann jetzt schon sagen, dass diese ein Grund sind, um hierherzukommen, ganz besonders die Saucen! Egal ob der überraschend vielschichtige Hummus, das rauchige Motabala Betenjan (gegrilltes Melanzani-Mousse) Muhamara (gegrillte Paprika mit Knoblauch) oder das wunderbare Baba Ganush. Die Saucen. Pasten und Mousses sind feine Kompositionen, die komplett vergessen machen, dass man hier vegan und relativ gesund unterwegs ist. Die warmen Mezze sind fast alle frittiert. Während sowohl die mit Käse gefüllten Sambusek als auch die Kibba (Fleischlaibchen mit Bulgur) ein wenig trocken ausfallen, sind die Falafel wieder eine wunderschöne Symbiose aus saftig-flaumig und knusprig. Die Trockenheit der beiden erstgenannten Mezze ist übrigens mit den kalten Dips zu 100% ausgleichbar. Und das frisch gebackene Pitabrot war auch herrlich dazu.
Unser nächstes Gericht war Pita Schawarma. Ich hätte mit einem reichlich gefüllten Pitabrot gerechnet, beladen mit Fleisch vom Drehspieß, reichlich Kraut und einiges an Salaten und Saucen. Erhalten habe ich einen Teller mit mehreren Komponenten. Die Hauptkomponente war Hühnerfleisch vom Drehspieß, das in einen Wrap eingerollt und dann noch von allen Seiten angebraten war. Die genaue Zusammenstellung je nach eigenem Geschmack obliegt dann jedem selbst. Von der Pita Schawarma im Selbstbausystem bin ich zugegebenermaßen kein besonders großer Fan. Denn durch das eingerollte Anbraten der Wraps fällt dann dieser Hauptteil des Gerichts wahnsinnig trocken aus, und damit meine ich nicht nur die Saftigkeit, sondern auch den Biss. Natürlich kann man dann individuell mit Gurken, Tomaten, Salat und Saucen entgegensteuern, aber das ist nur geschmackliche Kosmetik. Die Hauptkomponente ist mir hier zu trocken. Und das finde ich schade, denn für sich genommen ist hier alles am Teller wirklich sehr gut. Bis auf die Pommes frites – die sind verwechselbar. Das sonst übliche Pita-System mit nach Wunsch fertig gebauten Pitas wäre mir lieber gewesen … Gegen die Trockenheit haben übrigens der Minztee und die selbstgemachte Limonade ganz wunderbar geholfen.
Zum Abschluss probierten wir noch die Platte mit gegrillten Hühnerspießen. Auch hier war mit das Fleisch etwas zu trocken und ich musste mich fragen, warum man gerade hier nicht eher zu Keulen-Fleisch gegriffen hat. Filet ist hier wahrscheinlich die falsche Fleischwahl gewesen. Ganz ausgezeichnet war hierzu die Knoblauchsauce mit Granatapfelkernen und der pikante Krautsalat.
Insgesamt würde ich sofort wieder in „Duzi’s Kitchen“ gehen, denn die durchdachte Komposition der Dips und Saucen bei den kalten Mezze sind in Kombination mit frischem warmen Pitabrot ein wahrer Genuss. Bei den Hauptspeisen schlägt man sich wegen des für mich viel zu trockenen Hühnerfleisches weit unter dem eigenen Wert, auch wenn die Tees und Limonaden hier vieles wieder gut machen. Und das mit den eingekauften Pommes sollte man vielleicht auch noch überdenken. Es klingt doch wirklich viel besser, wenn man sagen kann, dass hier wirklich ALLES selbst gemacht wird. Und noch besser schmecken würde es wohl auch …
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