Das Chinarestaurant „Ostmeer“ wollte ich schon sehr lange besuchen, oft fuhr ich bereits an dem Lokal nahe Schwarzenberg-Platz vorbei. Nun hat es endlich geklappt, und ich kann wieder einen weißen Fleck auf meiner persönlichen „To-Do-Landkarte“ ausfüllen.
Von außen betrachtet hat das Lokal ein...Mehr anzeigenDas Chinarestaurant „Ostmeer“ wollte ich schon sehr lange besuchen, oft fuhr ich bereits an dem Lokal nahe Schwarzenberg-Platz vorbei. Nun hat es endlich geklappt, und ich kann wieder einen weißen Fleck auf meiner persönlichen „To-Do-Landkarte“ ausfüllen.
Von außen betrachtet hat das Lokal einen kleinen straßenseitigen Gastgarten (Schwindgasse), und es wirkt relativ groß, der Lokaleingang befindet sich in der Argentinierstraße. Leise ist es im Gastgarten sicher nicht, denn die Schwindgasse ist eine gut befahrene Verbindungsstraße vom Schwarzenberg-Platz / von der Prinz-Eugen-Straße in Richtung vierten und fünften Wiener Gemeindebezirk. Da sowieso sehr schlechtes Wetter war, nahm ich natürlich im Lokal Platz.
Gleich nach dem Eintreten in das Lokal fühlt man sich völlig zurückversetzt in die guten alten „80er-Jahre“. Ein für die damalige Zeit so typisch eingerichtetes Chinesische Restaurant präsentiert sich dem Gast. Hochglanz lackierte und furnierte Sitzmöbel und Tische, aufwändig verzierte Fenster mit Holzornamenten und überall kunstvoll geätzte und bemalte Spiegel. Da und dort als Auflockerung kleine Trennwände, teils Holz, teils Glas, adrett eingedeckte Tische, eine kunstvoll gestaltete Deckenbeleuchtung mit angenehmer Hinterglas-Beleuchtung, eine sehr große massive Holzschank und natürlich auch ein „klassischer“ Runddurchgang mit aufwändigen Holzornamenten verziert. Man ist in einer anderen Welt und auch in einer anderen Zeit angekommen und ich gestehe, ich mag das manchmal ungemein. Das Lokal ist tatsächlich sehr groß, bietet sehr viele Plätze und ist ein typisches Ecklokal in L-Form. Das „Ostmeer“ hat keine Hauben oder Sterne und genau in diesem Rahmen und auf diesem Niveau werde ich es bewerten.
Sehr freundlich wurde ich von einem der beiden Kellner begrüßt, und rasch wurde mir die sehr umfangreiche und adrett gestaltete Speisekarte gereicht. Ja, es werden natürlich die Klassiker der panasiatischen Küche geboten, jedoch finden sich auch sehr interessante Speisen und teilweise ungewöhnliche Kompositionen auf der Karte. Es gibt auch bereits für nur eine Person mehrgängige Menüs á la carte, Vietnamesische Frühlingsrollen und Jiao-Zi (in Japan Gyoza = gefüllte Teigtaschen), eine knusprige Vorspeisenplatte mit einigen Variationen an Rollen und Jiao-Zi, gebackene Hühnerbällchen im Eierteig, diverse „Xiang-Lin“-Speisen (auf heißer Eisenplatte serviert) oder eine „Dong-Hai Ente“, die eine knusprig gebratene Ente mit Sojasprossen und Pflaumensauce ist. Die Nudeln werden hier in diversen Variationen hausgemacht, so steht es in der Karte geschrieben. Lediglich die Nachspeisen können insofern nicht überzeugen, als dass es ausschließlich gebackene Nachspeisen gibt außer den „gerösteten Cashew-Nüssen mit Honig“. Ein Peking-Entenmenü darf natürlich ebenfalls nicht fehlen (EUR 54,50 / 4 Personen).
Zu trinken hatte ich ein Krügel „Ottakringer vom Fass“ (EUR 3,30), das O.K. und ohne Tadel war. Der kleine „Espresso“ zum Abschluss war überraschenderweise sehr gut (EUR 1,80) und dazu auch noch sehr günstig.
Einmal die „Gegrillten Jiao-Zi mit Fleischfülle und Knoblauch-Sojasauce“ (EUR 2,90) - die Füllung der vier Täschchen bestand aus fein faschiertem Schweinefleisch, war sehr gut abgeschmeckt und der Nudelteig ausgesprochen geschmackvoll. Von der Form her würde ich nicht unbedingt auf hausgemacht schließen, so kenne ich sie auch aus den Asiamärkten in „China-Town“ nahe des Naschmarktes. Außerdem wurden sie nur auf einer Seite deutlich sichtbar gegrillt und auf der anderen Seite waren sie recht hell und „letschert“. Die Salatgarnitur dazu (Sojasprossen und scharfer Krautsalat) war gut, die Knoblauch-Sojasauce dazu war klassischer Standard. In Summe ein eher schwaches GUT, wegen der Zubereitung der Jiao-Zi.
Einmal die „Vietnamesischen Frühlingsrollen mit Fleischfülle und süßer Essigsauce“ (EUR 2,70) – serviert wurden drei kleine Frühlingsrollen, deren Füllung sehr gut war. Hausgemacht waren die Röllchen definitiv. Leider waren die Rollen selbst sehr unterschiedlich gegart, von noch sehr blass bis etwas verbrannt. Die für vietnamesische Frühlingsrollen so typische und üppige Salat- und Kräutergarnitur (Thai-Basilikum, Koriander, etc.), damit man dann die Röllchen damit umwickeln kann, fehlte leider völlig bis auf drei verlorene Blätter Häuptel-Salat. Die süße Essigsauce war brauchbar aber auch nicht mehr – es wurde jedoch einfach deutlich zu wenig Sauce gereicht. Ein schwaches und gerade noch GUT bis fast mäßig.
Einmal die „Dong-Hai Ente“ (EUR 8,20) – eine wunderbar knusprige Ente mit gebratenen Sojasprossen und Pflaumensauce wurde serviert. Garniert mit ausreichend und frischem Lauch war diese sehr knusprige aber nicht trockene Ente ein Gedicht. Die Pflaumensauce war sehr würzig süßlich und fruchtig und die Ente schmeckte deutlich nach Sternanis. Mir wurde jedoch versichert, dass dieser Geschmack von der fermentierten dunklen Sojabohnenpasta käme, Sternanis würde man hierfür nicht verwenden. Wer Sternanis absolut nicht mag, sollte dieses Gericht meiden, aber es schmeckte mir wunderbar. Das Bett an Sojasprossen war sehr üppig und sie waren allesamt noch knackig und resch. Für mich ein glattes SEHR GUT. Die Portion war sehr üppig und ich fand den Preis hierfür fast schon sensationell günstig.
Summa summarum gebe ich für die Speisen ein ehrliches GUT, wobei für mich die Ente einfach das Highlight war. Sonst hätte es wohl eher nicht so glatt dafür gereicht. Die Speisen sind mehr als ausreichend, gut gewürzt und frisch zubereitet. Die Preise sind durch die Bank günstig und manchmal sogar sensationell preiswert.
Das Ambiente hätte sich aus meiner Sicht durchaus ein „Sehr gut“ verdient. Schlüssig, adrett und sehr gepflegt trotz der Zeitreise in die „80er“, mir hat es sehr gefallen. Die Sanitäranlagen können aber hier absolut nicht mithalten, weil einfach nicht mehr dem heutigen Standard entsprechend. Daher gibt es in Summe für das Ambiente nur ein GUT.
Der Service ist freundlich, nett und beantwortet jede Frage gerne und auskunftswillig. Die Unterhaltung scheitert jedoch da und dort am schlechten Deutsch der Kellner. Rasch abgeräumt wird nicht benötigtes Geschirr hier aber definitiv nicht, trotzdem das Lokal kaum besucht war. Auch war man von Zeit zu Zeit eher mit dem Knabbern irgendwelcher Snacks hinter der Theke beschäftigt. Aber beide Kellner waren höflich, freundlich und für dieses Lokalniveau gebe ich daher gerade noch ein GUT.
Fazit: eine echte Alternative in der panasiatischen Küche kann man im „Ostmeer“ durchaus erwarten. Brav gemachte Speisen, die jedoch da und dort Schwächen in der Zubereitung zeigen. Die Preise sind sehr günstig und das Lokal ist auch für Familien geeignet. Ich hatte, da ich eine absolute Intoleranz gegenüber Glutamat „aus dem Schütter“ habe, kein Glutamatproblem mit den Speisen und keinerlei Nebenwirkungen – sehr positiv. Das Lokal ist ein vollkommenes Nichtraucherlokal, und den obligaten Pflaumenschnaps inklusive einem Glückskeks gibt es hier auch. Man hat, für die heutige Zeit indiskutabel, keinen Internetauftritt. Die Weinkarte bietet eine für ein China-Restaurant ungewöhnlich große Auswahl an Österreichischen Weinen (Jurtschitsch, Nigl, Netzl, Pasler, Klosterneuburg, Zull oder Christ). Sollte man in der Nähe sein, so empfehle ich durchaus eine Einkehr im „Ostmeer“, extra von weiter weg herfahren würde ich aber nicht unbedingt, wenn auch absolut nichts schlecht und die Ente für mich sogar ein Gedicht war.
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Ich will es mir ja nicht ganz mit euch verscherzen ;)