Es sollte ein Familienevent werden - Eltern, Schwiegereltern, Mann und ich zum "Dinner im Museum". Gebucht habe ich ca. 2 Monate im Vorhinein per Reservierungstool auf der Homepage - klappte problemlos.
Das Dinner im Museum findet jeden Donnerstag statt, ab 18.00 Uhr und kostet derzeit EUR 65,...Mehr anzeigenEs sollte ein Familienevent werden - Eltern, Schwiegereltern, Mann und ich zum "Dinner im Museum". Gebucht habe ich ca. 2 Monate im Vorhinein per Reservierungstool auf der Homepage - klappte problemlos.
Das Dinner im Museum findet jeden Donnerstag statt, ab 18.00 Uhr und kostet derzeit EUR 65,-- pro Person regulär. Wer sich das "Deluxe Dinner" gönnen möchte zahlt EUR 14,-- drauf und bekommt ein Glas Champagner und einen mit Rosen dekorierten Tisch dazu. Nette Sache, vor allem als Idee für ein Geschenk zur Hochzeit/Verlobung/...
Inkludiert sind im regulären Package ein 5-Gänge-Menü, Gedeck/Couvert und eine Themenführung im KHM. Die Getränke bezahlt man extra, die Preise sind aber angemessen und nicht überteuert.
Der Ablauf ist folgendermaßen: Gruß aus der Küche/Gedeck portioniert serviert, Vorspeisen-Etagère à deux am Tisch eingestellt, die Suppe wird serviert, Hauptspeise (Auswahl aus 3 Varianten) wird serviert, Nachspeise teilweise "to share" und pro Person, Käse auch pro Person. Man bestimmt als Gast, wann es weitergehen soll - es gibt keinen Stress, es wird seitens der Kellner nicht "durchgehetzt", sondern immer gefragt, ob der nächste Gang serviert werden darf. Wir haben uns entschieden, um 18.00 Uhr dort zu sein und die Führung um 19.30 Uhr zu nehmen. So konnten wir gemütlich bis inklusive Hauptspeise genießen, hatten dann die Führung und danach unsere Desserts.
Ich komme gleich ausführlich zu den Speisen, möchte aber gerne noch ein paar Worte zu Service/Personal verlieren: Der Empfang war äußerst freundlich. Zwei sehr elegent gekleidete Männer begrüßten uns und geleiteten uns zum Tisch. Als wir uns eingefunden hatten (Garderobe entweder über den Stuhl hängen oder unten gleich beim Eingang im Kästchen deponieren) - wurden wir ob der Getränke gefragt, welche binnen kürzester Zeit am Tisch waren (Bellinis, Bier, Wasser, Johannisbeersaft). Man fühlt sich gleich wohl. Das Personal blieb (bis auf ein paar "Lücken", weshalb nur 4 und nicht 5 Punkte) aufmerksam, stetig zuvorkommend, höflich, unaufdringlich und defintiv geschult - man merkte gleich, dass hier kein "Aushilfspersonal" am werkeln ist, sondern Fachleute. TOP!
Die Führung um 19.30 Uhr zum Thema "Ägyptische Sammlung" war weltklasse. Ich habe selten so einen begeisterten Guide angetroffen, der in der Kürze (40min) so viel Hintergrund- und Nischenwissen preisgibt, witzig und fundiert Wissen rüberbringt und obendrein auch noch laut genug spricht und derart wenige "äh" und "ähms" einbaut. :) Wir haben - trotz der kurzen Zeit - wieder viel neues über die ägyptische Kultur erfahen. So soll es sein!
Die Atmosphäre im Restaurant selbst ist halt traumhaft: Marmor so weit das Auge reicht, hohe Decken, Gewölbe, Sichtfenster,... was will man mehr. Romantische und stilvoller geht es kaum. Im Museum mit so einer Geschichte und Herrschaftlichkeit einen feinen Abend zu verbringen ist wahrhaft etwas ganz Besonderes.
Zu den Speisen: Der Gruß aus der Küche war deliziös: Das Brioche im Glas gebacken (neu für mich), speckig und leicht ölig am Rand, was die Sache aber nur spannender gemacht hat. Dazu der wunderbar abgeschmeckte, cremige Liptauer und das Falafelbällchen frisch und knusprig, innen saftig, auf zweierlei Hummus (Kräuter- und Paprika(?)hummus). Vorzüglich.
Die Etagère war majestätisch - jeder Part davon suchte Seinesgleichen - das Selleriecarpaccio von wunderbarer Komposition (natürlich, perfekt gegart, wunderbar abgeschmeckt mit Haselnuss, Rucola und Grapefruit). Die Rote Rüben Blini waren mir ein wenig zu lasch, lag aber daran, dass ich auch Melanzani nicht so gern mag - subjektiv entbehrlich, objektiv gutes Handwerk. Die gezupfte Rinderhüfte war für mich perfekt (ich liebe diesen soft-Roll-Charakter, dazu Trüffelmayonnaise und Füllung köstlich), der Rosa gebratene Hirsch war wieder weniger meins (lag aber an den Belugalinsen, die ich generell eher auslasse) aber handwerklich absolut nichts auszusetzen. Am Allerbesten jedoch war die Hecht-Praline auf Rotkaut Kimchi. Da war so viel Innovation und Liebe drin, Schärfe, Säure, Süße, Salzig - für mich absolutes Umami. Ich hätte mir gerne einfach nur das als Vorspeise wählen können - es war wirklich das Beste von dieser Etagère. Großes Lob an diesen Part der Vorspeise.
Die Suppe wurde modern serviert: Suppenschüsseln eingestellt, in jeder befand sich Süßkartoffelstroh und Maronischaum. Die Suppe selbst wurde danach vom Kellner aus einer Kanne aufgegossen. Schöne Idee, hat mir gefallen, stilvoll und ein wenig "Erlebnis". Die Suppe selbst nicht meins, liegt aber daran, dass ich kein Currypulver- und Süßkartoffelfan bin. Handwerklich aber auch hier wiedermal ausgezeichnet - Würzung, Konsistenz und Anrichteweise waren fehlerfrei.
Die Hauptspeisen waren für jeden von uns ohne Makel. Der Lachs war top gebraten, nicht ganz durch, Haut knusprig, Forellenkaviar dazu, gut gegarter Kohlrabistempel, dazu Fenchelgemüse und Filets von der Orange mit dezenter Whiskynote. Für mich ein absolut utopischer Gang, habe schon lang keinen so guten und interessant zusammengestellten Fischgang gegessen. Die Entenbrust war ebenfalls au point, die Belugalinsen cremiger, das Püree als Bett darunter. Die Esser haben geschwärmt und genossen.
Die Desserts waren von nicht minderer Qualität: Das Schokoküchlein war innen flüssig, außen knusprig. Das Zwetschkeneis cremigst und zwetschkig (meinem Mann zu süß, für mich genau richtig), dazu noch eingelegte Zweschkenspalten und Schokolade. Es war schlichtweg hervorragend. Das Fondue habe ich ausgelassen, aber ich bin kein Freund von Schoko mit Kaffe (habe die flüssige Sauce gekostet - es war tatsächlich sehr bitterschkoladig-kaffeig und von dickerer Konsistenz, hätte sicher gut auf dem Marshmallow mit Cornflakes gepasst - gute Idee, wenn man das mag).
Die Käsevariation top - feine Auswal aus Tête de Moine, Heumilch Camembert, Pecorino re nero und Schwarzer Ziege. 3-2-1 weg wars. Käse geht halt immer - vorallem wenn perfekt temperiert und dazu noch dieses Birnen-Balsamico-Wobbelgelee und Öfferl-Brot. Ich hätte eigentlich nur mehr vom Käse statt den süßen Desserts gebraucht, aber auch das ist wieder subjektiv und mein Geschmack.
Fazit: Absolute Empfehlung zu jeder Gelegenheit. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, die Atmosphäre ist wie von einer anderen Welt, das Personal ist wirklich gut und die Speisen hervorragend. Man gehe hin und genieße Kultur und Küche.
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