Big day, der 22.08.2020.
Auf den Tag genau 22 Jahre her, als die Liebste und ich einander kennengelernt haben und auch noch unser dreizehnter Hochzeitstag. Dies will natürlich entsprechend zelebriert werden, dazu gehört auch, den Tag mit einem guten Frühstück auswärts zu beginnen. Das Café Fr...Mehr anzeigenBig day, der 22.08.2020.
Auf den Tag genau 22 Jahre her, als die Liebste und ich einander kennengelernt haben und auch noch unser dreizehnter Hochzeitstag. Dies will natürlich entsprechend zelebriert werden, dazu gehört auch, den Tag mit einem guten Frühstück auswärts zu beginnen. Das Café Francais stand schon lange auf unserer Liste, fahren wir doch nahezu jeden Tag auf dem Heimweg daran vorbei.
Reservierung für draußen? Leider nein, für den Außenbereich werden keine Reservierungen entgegengenommen, aber der freundliche Mann am Telefon verspricht, es würde maximal 10 Minuten dauern, bis ein Tisch frei wäre, also bitte einfach vorbeikommen.
Per pedes gehen wir gerade einmal 10 Minuten von unserem Zuhause zum Café und das Glück ist uns hold, zwei Tische sind frei. Nach etwas Wartezeit kommt der Kellner und bringt einmal eine Flasche Wasser, zwei Gläser und die Speisekarten, die, thematisch sortiert (Frühstück, Tee/Kaffee, Getränke, Speisen, Weine, etc.) als Blättersammlung auf einem Klemmbrett sind. Nicht superpraktisch, aber machbar. Man muss sich halt durch die Blätter arbeiten, ohne diese vom Klemmbrett zu lösen, sonst hat man eine Sammlung loser Blätter in der Hand. Die optimale Speisekarte ist es m.E. nicht, aber ganz witzig.
Das Ambiente ist der Grund, warum wir schon länger ein Frühstück dort angepeilt haben. Aus früheren Besuchen in Paris gefällt uns dieses spezielle französische Flair der Cafés, an einer großen Straße sitzend das Treiben beobachtend, und das Café Francais versteht es durchaus, dieses Flair zu vermitteln.
Der junge Kellner ist leider allein für den gut besuchten Außenbereich zuständig und hetzt heillos überfordert zwischen den Tischen hin und her, um Bestellungen aufzunehmen, zu kassieren, er bemüht sich sichtlich, entschuldigt sich auch ständig für die langen Wartezeiten, er tat uns echt leid. Ein freundlicher Zeitgenosse aus Ungarn, der wirklich alles richtig machen möchte – und doch nicht kann, weil der Betreiber offenbar nicht bereit ist, den Außenbereich adäquat zu besetzen. Ein Kellner kann das nicht stemmen, vor allem nicht in den „peak times“, dazu zählt zweifelsfrei ein sonniger Samstagvormittag.
Es sind zwei weitere MitarbeiterInnen damit beschäftigt, die Speisen und Getränke zu servieren, einer davon könnte m.E. der Chef sein, keine Ahnung.
In Summe schon ärgerlich, wir warteten eine gefühlte Ewigkeit, bis wir (nach mehreren Handzeichen und Rufen) bestellen durften, die Wartezeit auf die Speisen wiederum war vergleichsweise gering. In Summe aber ein echter Wermutstropfen.
Die Speisen sind witzig benannt, Catherine Denoeuf (Schinken, Käse, weiches Ei – hence „denoeuf“ – französisch für Ei, Ailain Prost für das Frühstück mit Champagner (Prost, ...) und noch viele andere Wortspiele finden sich auf der Karte. Witzig.
Für uns sollten eben diese Protagonisten sein, die für unser Frühstück sorgen, für mich dazu einen Cappuccino und, weil man damit allein diesen unseren Feiertag nicht wirklich begehen kann (und mit Cappuccino auch nicht anstoßen will) auch ein Glas Champagner.
Die Preise sind am oberen Ende der Skala, für ein Frühstück ohne Champagner o.ä. werden ca. 6-7 Euronen fällig, ein Frühstück mit Champagner kostet 13 – 14. Kaffee und Tee kommen on top dazu, damit ist man im Café Francais schon etwas über dem Durchschnitt der Kaffeehäuser, Lage, Ambiente und vor allem doch hochwertige Produkte rechtfertigen diesen Preis allerdings. Die Produkte machen Freude. Guter Schinken, guter Käse, ein frisches (für meinen Geschmack zu dick geschnittenes) Baguette, leider nicht so perfekt, wie ein Baguette in Frankreich. Seriously, das ist echt eine eigene Liga in punkto außen knusprig – innen fluffig, ein Franzose hat mir einmal erklärt, dies liegt an der Art Mehl, die zum Backen eines Baguette in Frankreich verwendet wird.
Zwei Mankos finden sich dennoch bei unserem Frühstück:
1. Mein weiches Ei ist nahezu hart gekocht, nicht einmal wachsweich, was bei diesen Preisen schlicht gar nicht geht.
2. Der Liebsten Lachs ist zwar von guter Qualität, leider hat man die Hauptgräte irgendwie mitgeschnitten, es finden sich Knochensplitter in den Lachsscheiben. Sollte auch nicht sein.
Der Cappuccino ist perfekt, ebenso der Champagner, der in niedrigen Gläsern, nicht in Flöten serviert wird. Très Francais.
Sowohl bei meinem, als auch bei der Liebsten Frühstück gab’s geschnittenes Gemüse mit einem sensationellen Dip, leicht, würzig, ich tippe auf eine Mischung aus reichlich Joghurt und Mayo, wirklich gut. Die Liebste hatte auch einen Fruchtsalat, sehr frisch, sehr gut, optisch auch sehr ansprechend angerichtet.
Die Rechnung inklusive Maut betrug ca. € 35,00, nicht gerade wenig für ein Frühstück, man bedenke aber, dass hier auch zwei Gläser Champagner mitgespielt haben.
Die Mitarbeiter waren allesamt sehr freundlich, allen voran unser junger ungarischer Kellner, der sich auch beim Kassieren nochmals mehrmals entschuldigte. Ein echt guter Service-Mitarbeiter, der wirklich alles getan hat, um (selbst in der Hitze dieses Vormittags) alles richtig zu machen, als one-man-show halt leider gnadenlos unterbesetzt ist. Daher gibt's für den Service auch eine 3, die Serviceschwäche war nicht Schuld des Mitarbeiters.
Bezahlen kann man mit Bankomat oder Bargeld, Kreditkarten werden keine angenommen, auch etwas, das ich für weder zeitgemäß noch angemessen halte (bei den Preisen sollte der Wirt die paar Prozent Disagio verschmerzen können oder halt in die Kalkulation aufnehmen).
Ich denke, wir werden auch einmal die Küche abseits des Frühstücks probieren, es ist ein 70:30 Mix aus französischer und marokkanischer Küche, why not?
In Summe war es ein guter, wenn auch etwas durchwachsener Start in einen sensationellen Feiertag, der noch viel zu bieten hatte, aber das ist, wie Testerkollege Stammersdorfer immer schreibt, natürlich eine andere Geschichte.
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Erstaunlich, immer, wenn ich daran vorbeigefahren bin, hat der Laden "gebrummt". Vielleicht haben ihnen höhere Miete/Stromkosten den Rest gegeben.