Nach einer Woche dienstlichem Aufenthalt am Subkontinent und unzähligen original indischen Speisen, steht mir der Sinn am Freitagabend nach heimischer Wirtshausküche. Ein passendes Ziel ist mit dem seit kurzem wiedereröffneten Gasthaus "Zum Klamminger" schnell gefunden. Das Lokal war seit August ...Mehr anzeigenNach einer Woche dienstlichem Aufenthalt am Subkontinent und unzähligen original indischen Speisen, steht mir der Sinn am Freitagabend nach heimischer Wirtshausküche. Ein passendes Ziel ist mit dem seit kurzem wiedereröffneten Gasthaus "Zum Klamminger" schnell gefunden. Das Lokal war seit August geschlossen und ist mir von unserem letzten Besuch wenig positiv in Erinnerung geblieben.
Ähnlich wie der Name des Gasthauses wurde auch das Interieur nur sehr dezent geändert, der Großteil wurde wohl unverändert übernommen. Über ein paar Stufen nach oben gelangt man in den ersten Raum, in dem sich nach wie vor die Theke befindet. Dahinter der neue Hausherr, die trachtig gewandete Chefin eilt mit flüchtigem Gruß an uns vorbei in den zweiten Gastraum. Wir folgen ihr unaufgefordert, der Höflichkeit halber warte ich kurz, bis sie alle Teller zusammengesammelt hat und erkundige mich danach, ob ein Tisch am Fenster für uns frei wäre. Die Antwort folgt knapp, wir setzten uns an den Tisch, aber Gastfreundschaft sieht anders aus.
Wir begegnen ihr erst wieder beim Verlassen des Lokals und vermuten, dass sie auch ohne erkennbare Arbeitskleidung in der Küche werkt.
Am Tisch findet sich ein Tonkrug mit Besteck und Servietten, die klassische Menage sowie aufgestellt eine Speisekarte, das vorbereitete Teelichterl bleibt während unseres Besuches unentzündet. Die Speiskarte besteht aus zwei Seiten und konzentriert sich vorwiegend auf Hausmannskost, die Weine kommen mehrheitlich von Gross und Schilhan, der Zirberlschnaps wird als hausgemacht angepriesen.
Nach kurzer Zeit kommt der Chef des Hauses, der sich um das Service kümmert, um sehr höflich die Getränkebestellung aufzunehmen. Serviert wird wenig später ein gut gezapftes kleines Bier (Euro 2,70) und ein Achterl Weißburgunder vom Gross (Euro 3,60) mit einem Glas Leitungswasser.
Die Bestellaufnahme der Speisen erfolgt ebenfalls sehr höflich, uns wundert lediglich ein wenig, dass keine Notizen gemacht werden, aber manche haben eine besonders ausgeprägte Merkfähigkeit. Dass diese Gabe nicht allen beschienen ist zeigt die Nachfrage zu einem Detail der Bestellung (gebraten oder gebacken), die den Chef wenig später wieder an unseren Tisch führt. Es dauert nicht lange, steht er wieder mit einer Entschuldigung an unserem Tisch. Die Tagessuppe sei leider aus, alternativ kann er eine Grießnockerlsuppe anbieten. Fr. bluesky ist tolerant und willigt ein, ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Wir bedienen uns an dem bereitgestellten Besteck im Tonkrug, nur wenig später wird ein Teller mit zwei Satz Besteck an unseren Tisch gebracht. Der Wirt ist so wie wir auch ein wenig verdutzt, lässt den Teller aber sicherheitshalber stehen, um kurz darauf mit zwei Papiersets zurückzukehren. Langsam aber sicher beschleicht mich der Verdacht, dass es sich beim generell freundlichen aber etwas unbeholfenen Herrn um keinen gelernten Gastronomen handelt, die Art wie am Nachbartisch serviert und abserviert wird bestätigt meinen Eindruck nachhaltig.
Nach guten zehn Minuten ist es soweit, und unsere Vorspeisen kommen an den Tisch.
Grießnockerlsuppe (Euro 3,20) anstatt der bereits ausgegessenen Gemüsecremesuppe. Zwei Grießenockerl finden sich in der dunklen und sehr kräftigen Suppe. Die Nockerln sind weich und laut Fr. bluesky geschmacklich recht gut.
Rinderkraftbrühe mit Leberknödel (Euro 3,40). Die Suppe ist wohl dieselbe, wie bei den Grießnockerln und verdient den Namen Rinderkraftbrühe wirklich. Die ebenfalls zwei Knödel sind augenscheinlich selbstgemacht, auch relativ weich und sehr homogen in der Konsistenz, geschmacklich sind sie ok.
Bis zum Abservieren dauert es ein wenig, obwohl außer uns lediglich eine vierköpfige Familie und zwei jüngere Biertrinker anwesend sind. Der Gastraum ist generell nicht ungemütlich durch viel eingesetztes Holz, allerdings so gut wie undekoriert. Im Laufe unseres Aufenthaltes haben wir das Gefühl, dass es immer kühler wird, wir vermuten, dass beides (Deko und Temperatur) sich im Laufe der Zeit noch verbessert.
Blattsalatteller mit gebackenen Hühnerbruststreifen und Käferbohnen (Euro 8,40). Serviert wird eine stattliche Menge gut marinierter Salat im Suppenteller, darauf verteilt ein Hühnerschnitzerl, nach dem Braten in Streifen geschnitten. Uns hätte besser gefallen, wenn die einzelnen Putenstreifen separat paniert und dann herausgebacken worden wären, aber so kann man es natürlich auch zubereiten. Die in der Karte angeführten Käferbohnen fehlen gänzlich im Salat, Fr. bluesky ist kein großer Freund der Hülsenfrucht und deshalb nicht nachhaltig traurig.
Wiener Schnitzel vom Schwein mit Pommes frites (Euro 10,90). Auch diese Portion beeindruckt durch die enorme Größe – zwei Stück Fleisch liegen teilweise auf den Standard Pommes, die ebenso wie das Fleisch aus der Fritteuse kommen. Die Schnitzel sind soweit gut, das Fleisch qualitativ einwandfrei.
Für ein Dessert ist eindeutig kein Platz mehr und selbst wenn wir in der Karte noch etwas Verlockendes gefunden hätten, der kühle Raum kann uns nicht mehr zum Bleiben motivieren. Auf der Rechnung stehen knapp über 32 Euro – angesichts der Portionsgrößen ein angemessener Preis.
Zum Fazit: Das Ambiente wirkt kurz nach der Wiedereröffnung noch ein wenig unvollendet und die Räumlichkeiten durch die fehlende Deko etwas karg. Das Service hinterlässt einen bemühten und höflichen Eindruck, bei der Professionalität bleibt einiges an Luft nach oben. Die von uns gegessenen Speisen waren durchwegs gut, die stattlichen Portionsgrößen bleiben besonders in Erinnerung.
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