Das Restaurant „Zu den 3 Linden“ ist für mich eigentlich kein „echtes“ Restaurant, sondern viel mehr ein typisches Gasthaus oder eine Wirtschaft mit Schutzhaus-Charakter. Man nennt sich aber selbst Restaurant, und daher belasse ich es dabei. Das Schutzhaus „Rosenhügel“ befindet sich ja tatsächlic...Mehr anzeigenDas Restaurant „Zu den 3 Linden“ ist für mich eigentlich kein „echtes“ Restaurant, sondern viel mehr ein typisches Gasthaus oder eine Wirtschaft mit Schutzhaus-Charakter. Man nennt sich aber selbst Restaurant, und daher belasse ich es dabei. Das Schutzhaus „Rosenhügel“ befindet sich ja tatsächlich ein paar Meter weiter. Nichts desto trotz besteht das Publikum zu einem großen Teil aus den Gartenbesitzern der Umgebung und aus einem treuen Stammpublikum der Sparte „Mittagsmenü“ und „Nach der Arbeit-Bier“.
Das Restaurant „Zu den 3 Linden“ ist seit Jahren ein echter Familienbetrieb – Papa, Mama, Sohn und Schwiegertochter arbeiten permanent im Lokal. Da die Herkunft des Chefs und der Chefin das frühere Jugoslawien ist, bietet man zur klassischen Wiener Wirtshausküche eben auch noch Balkan-Spezialitäten an. Natürlich, wenn möglich, bei Schönwetter und nicht zur Mittagszeit vom Holzkohlen-Griller, den stets der Chef bedient. Als Klassiker sind an dieser Stelle sicher die Grillspezialitäten wie hausgemachte Cevapcici, Pleskavica mit Käse oder Raznici zu nennen.
Das Lokal ist alleine schon den Besuch wert, um eine echte „Wiener Milieu“-Studie unter dem Titel „Wien, wie es leibt und lebt“ zu machen – besonders zur Mittagszeit. Vom klassischen „Gartensiedlungs-Trankler“, der ab 10:00h bereits „eh nua a Ocht’l“, allerdings mehrmals, trinkt, bis hin zu verbissenen Gartenbesitzern die heftigste Diskussionen über Gartenpflege, Baumarktangebote, Hundevertreibung und Pflanzenangebote sowie gleichzeitiger Vernichtung derselben durch die „Enkerln, de wos auf Besuch woarn!“ führen. Auch bei jedem Besuch zu bemerken, der Chef ist immer gemütlich und die Ruhe in Person, die „Jungen“ hetzen herum. Wobei ich immer feststellte, dass der Sohn im Service deutlich freundlicher und flotter ist, als die Schwiegertochter.
Das Lokal hat seinen Namen durch die drei großen, altehrwürdigen Linden im Gastgarten, die wunderbar im gesamten Gartenbereich Schatten spenden, jedoch naturgemäß aber, insbesondere zur Blütezeit, viel Schmutz machen. Allergiker sollten „Zu den 3 Linden“ eher nicht einkehren. Über den Haupteingang, Ecke Atzgersdorfer Straße – Wundtgasse, gelangt man direkt in großen Gastgarten. Rechts neben dem Lokal gibt es einen eigenen Parkplatz (Zufahrt Wöbergasse), wo ich bisher noch nie ein Problem hatte, auch einen zu finden. Vom Parkplatz aus kann man den Gastgarten bzw. das Lokal ebenfalls, quasi als „Hintereingang“, betreten. Gleich neben dem Parkplatz befindet sich außerdem, gut eingezäunt, ein kleiner Kinderspielplatz.
Im Lokalgebäude befindet sich unmittelbar nach dem Eintreten linker Hand die moderne, ziemlich neu wirkende Schank, zur Rechten die beiden recht adretten und sauber gepflegten Gasträume – gut abgetrennt, einer für Raucher und einer für Nichtraucher.
Unsere Getränke bestanden in Summe aus einem „Doppelten Espresso“ (EUR 3,50), den man eher vermeiden sollte, „Schartner Bombe Zitrone“ (EUR 2,80 / 0,25l), die man hier noch in der kleinen bombenförmigen Glasflasche führt, „Schlossgold Alkoholfrei“ (EUR 3,20 / 0,5l), „Obi Leitungswasser“ (EUR 2,20 / 0,5l) und einem weiteren Versuch mit einem „Kleinen Mocca“ (EUR 2,40), den man sich aber auch schenken kann. Alle Getränke waren sonst ohne Fehl und Tadel.
Generell führt man eine recht gepflegte Bierkarte mit dem Schremser- und dem Budweiser-Bier jeweils vom Fass sowie Kaiser Doppelmalz dunkel, Zipfer Urtyp, Wieselburger, Gösser Märzen oder Edelweiß Hefetrüb in der Flasche. Bei den Jugendgetränken fielen mir zusätzlich zur „Schartner Bombe“ auch noch die „Frucade“ und ganz besonders das Glas „Milch“ (EUR 1,00 / 0,25l) als erwähnenswert auf – ein Glas mit kalter Milch zu einem Marillenknöderl kann schon etwas.
Zweimal die „Grießnockerlsuppe“ (EUR 2,90) – ja, die Basis dieser Suppe war sicherlich eine hausgemachte Bouillon, jedoch streckte man diese recht kräftig, wie ich es aus der Jugendzeit her kenne, mit dem im Geschmack typischen „Suppenwürzer“ – O.K., wenn auch etwas lind. Das Grießnockerl war flaumig und durchschnittlich, an selbst gemacht glaube ich alleine schon wegen des fehlenden Buttergeschmacks und der extrem geometrisch korrekten Konstruktion nicht. In Summe aber für ein Wirtshaus ganz O.K., aber meiner Meinung nach viel zu heiß serviert – mäßiges GUT.
„Frittatensuppe“ (EUR 2,90) – für die Suppe gilt bereits Geschildertes, die Frittaten waren jedoch definitiv hausgemacht, flaumig und gut, daher auch hier ein GUT und auch hier viel zu heiß serviert.
Einmal den Tagesteller „Schweinsschnitzel Wiener Art mit Erdäpfelsalat“ (EUR 6,00) – ein ausreichend großes Schnitzel, annähernd fettfrei, also gut abgetropft, ohne Flachsen und Sehnen wurde serviert. Zwei Dinge haben mir beim Schnitzel besonders gefallen: das Schwein wurde nicht zum zweiten Mal mit dem Schnitzelklopfer getötet, das Schnitzel hatte vielmehr eine angenehme und gute Dicke, sodass man die gute Fleischqualität auch schmecken konnte. Der zweite Pluspunkt waren die sehr guten Brösel, die eher grob gerieben waren und daher auch eine wunderbar g‘schmackige Panier erzeugten. Der dazu gereichte Erdäpfelsalat war hausgemacht, manchmal etwas grobmotorisch geschnitten, aber mit guter „Wiener Marinade“. Süßlich, aber nicht zu süß. Vermisst habe ich nur das ausschließliche Verwenden von roten Zwiebeln. In diesem Rahmen und auf diesem Lokalniveau ein glattes SEHR GUT.
Einmal die „Cevapcici mit Pommes Frites“ (EUR 8,20) – ganze sechs Stück dieser hier natürlich handgewuzelten Köstlichkeit, mit sehr feinem Faschierten, harmonisch pikant gewürzt, herrlichem Paprikageschmack und leichter Schärfe wurden serviert. Die Cevapcici hatten ein wunderbares Grillaroma sowie eine sehr schöne Struktur, außen knusprig innen weich. Dazu reichte man knusprige Pommes Frites aus der Tiefkühlung, Estragonsenf, Ketchup sowie frisch geschnittene Zwiebeln – SEHR GUT.
„Gebackene Steinpilze mit Sauce Tartare und gemischtem Salat“ (EUR 13,50 - Tageskarte) – eine sehr üppige und großzügige Portion mit sehr gut panierten Pilzen wurde serviert. Kein einziger schlechter oder matschiger Pilz, abermals eine sehr gute Panier mit g’schmackigen, etwas gröberen Bröseln machten den Genuss zu einem echten Vergnügen, das nur durch die nicht hausgemachte „Sauce Tartare“ getrübt wurde. Ein gemischter Beilagensalat war inklusive, der sehr gut abgeschmeckt war - besonders das so fein gehobelte Kraut hatte es mir angetan. Ich gebe trotz der Tartare aus der Flasche, die ich mit etwas Zitrone, Zucker, Salz und Pfeffer „getunt“ hatte, ein SEHR GUT, weil die Hauptdarsteller, die Steinpilze, sogar mehr als nur sehr gut waren. Zu diesem Preis, diese Qualität und Quantität inklusive einem Beilagensalat war diese Speise sogar darüber hinaus sensationell günstig.
In Summe gebe ich für die Speisen in diesem Rahmen, kein dekoriertes Haubenlokal oder gehobenes Restaurant, gerne ein SEHR GUT. Leider passten bei unseren Besuchen keinerlei Desserts mehr hinein – derzeit hätte man „Hausgemachte Marillenknödel“ zu EUR 3,50 / Stück im Angebot. Dass man die „Sauce Tartare“ nicht hausgemacht präsentiert, wunderte mich schon, bietet man in der Standardkarte doch stets Champignons oder Emmentaler gebacken an.
Für das Ambiente gebe ich ein glattes GUT, wobei natürlich der Gastgarten immer die bessere Wahl wäre. Man hat aber auch das Lokalinnere freundlich und adrett hergerichtet. Die Sanitäranlagen sind sauber, ansprechend und wirken recht modern.
Für den Service gebe ich in diesem Rahmen ebenfalls ein GUT. Wer umgarnt, verhätschelt oder gehegt werden will, ist in einem Lokal dieses Typus sowieso verkehrt. Bei allen Besuchen war man korrekt, freundlich und höflich, und mit dem Chef, der für ein Plauscherl immer Zeit hat, ist es sowieso kurzweilig.
Fazit: ich empfehle das Restaurant „Zu den 3 Linden“ unbedingt für einen bodenständigen und gepflegten Wirtshausbesuch in einem schönen Gastgarten und mit der ganzen Familie. Da der Gastgarten bei Schönwetter stets sehr gut besucht ist, empfehle ich für den Nachmittag oder Abend eine Reservierung. Günstige Mittagsmenüs, Tagesangebote, Wochenangebote und saisonale Spezialitäten vervollständigen das Speisenangebot, das mehr als ausreichend ist. Schade, dass man sich dem Internet nach wie vor verweigert, eine mögliche Kartenzahlung soll angeblich in Planung sein. Ein sympathisches und familiäres Lokal mit bodenständiger Hausmannskost aus Österreich und dem früheren Jugoslawien. Eine Wiederholung ist gewiss!
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Was wurde denn gegessen? 3 x Schweinsschnitzel mit Pommes? 😝