Dass es das neue Tian gibt, ist im Prinzip wirklich gut! Denn zumindest wird man als Vegetarier hier menschlich geschätzt. Das ist nicht überall so. Allzu oft wird man als Fleischloser als Gast zweiter Klasse behandelt, als jemand mit einer gesellschaftlich bestenfalls akzeptierten Essstörung. Le...Mehr anzeigenDass es das neue Tian gibt, ist im Prinzip wirklich gut! Denn zumindest wird man als Vegetarier hier menschlich geschätzt. Das ist nicht überall so. Allzu oft wird man als Fleischloser als Gast zweiter Klasse behandelt, als jemand mit einer gesellschaftlich bestenfalls akzeptierten Essstörung. Legendär wäre da zum Beispiel der "Gemüseteller", als vegetarische Speise in den Plachutta-Lokalen: Dieser besteht schlicht und einfach aus sämtlichen Beilagen,die es im Hause gibt, ganz egal,ob diese zusammenpassen oder nicht. Was sie übrigens nicht tun...
Und in den allermeisten Häusern hat man als Veggie überhaupt nur die Wahl zwischen "Knödel mit Ei" oder gebackenen Zucchini, und beides ist nur eher selten gut!
Da kommt ein reiner neuer Vegetarier in bester Lage gerade recht! Tian-Betreiber Christian Halper (übrigens ein Mitbegründer von Superfund) hat weder Kosten noch Mühen gescheut,um auch tatsächlich einen neuen Luxustempel aufzuziehen, und auch er, der bereits seit dem 12.3.2012 (!) Vegetarier ist, isst gerne in seinem neuen Lokal! Optisch ist dieseswirklich spannend, und zwar nicht nur wegen der Einrichtung, sondern auch wegen so manchen Figuren an den Nebentischen: Mittelalterliche Männer mit Frauen, die ihre Töchter sein müssten, aber wahrscheinlich ihre Sekretärinnen sind. Oder überzeugte fleischlose Ehefrauen mit ihren Männern, die die Speisekarte mit einer Mischung aus Angst, Ekel und Neugier lesen...Wie gesagt...sehr amüsant...
Wir wollten bei unseremBesuch einige Speisen ausprobieren und ich habe mir geschworen,ganz genau auf jenen Moment zu achten, in dem ich "mein" Fleisch vermissen würde. Zunächst hatten wir eine Curry-Kokos-Schaumsuppe mit Haselnuss. Diese war fein abgeschmeckt und von feiner Konsistenz und genau wie beim Blattsalat mit Walnuss kam bei mir noch keinerlei Fleischeslust auf. Ebenso wenig,wie bei einem herrlichen pochierten Ei. Es folgten Paradeiser-Teigtaschen mit Ziegenfrischkäse, ein köstliches Sorbet und ein leicht versalzenes,aber sonst vorzügliches Risotto. Und noch immer hatte ich keine Lust auf tierische Fette.
Anzumerken ist auf alle Fälle auch noch die Qualität der Nachspeisen, auf die hier ein besonderes Augenmerk gelegt wird! Egal welche Nascherei sie bestellen, sie werden wirklich begeistert sein.
Mein Fazit: Optisch,wie kulinarisch ist hier alles sehr verspielt und mit viel Liebe zum Detail. Der Fokus liegt hier ganz klar auf dem Gesamtgeschmack einer Speise und nicht auf den eigentlichen Zutaten. Dieser Umstand macht Nicht-Vegetariern das Essen dieser Speisen sehr leicht, "eingefleischte" Vegetarier - so wie meine bessere Hälfte - könnten sich aber an der Komplexität jeder einzelnen Speise stoßen! Zu gekünstelt, zu weit weg von schlichtem, einfachemfleischlosem Essen...Und das zu Preisen, die durchaus weiter weg von "geschenkt" sind...
Betreiber Halper hat aber versichert, dass in Zukunft auch jene Veggies auf ihre Kosten kommen sollen, die sich keine großen Kosten leisten können. Spätestens dann hätte das Lokal auch jene große Zielgruppe, die die engagierte Küche sich verdient hätte. Bis dahin wird aber noch einfallsreiche und optisch opulent gestaltete fleischlose Hochküche für gut verdienende Andersdenkende geboten. Oder, wie die bessere Hälfte beim Rausgehen so treffend meinte: "Puppenküche für reiche Hippies"
Hilfreich18Gefällt mir6Kommentieren
Wer Granderwasser haben will, soll's haben. Würde mich mal interessieren, wie Blindverkostungen von diesem Wasser ausgehen würden. Herr Grander selbst kann sich ja vor dieser "Bedrohung" nicht mehr fürchten, weil er ja schon das Zeitliche gesegnet hat.