Die „Lokale-in-deiner-Nähe“-Funktion auf Rete ist schon recht fein, überhaupt, wenn dann gleich eine ganze Menge gut bewertete Lokale in Spazierdistanz auftauchen, so wie heute Abend nach dem Einchecken in meinem Hotel in der Sterneckstraße in Salzburg. Auf Kettenhotel-Abendessen habe ich keine L...Mehr anzeigenDie „Lokale-in-deiner-Nähe“-Funktion auf Rete ist schon recht fein, überhaupt, wenn dann gleich eine ganze Menge gut bewertete Lokale in Spazierdistanz auftauchen, so wie heute Abend nach dem Einchecken in meinem Hotel in der Sterneckstraße in Salzburg. Auf Kettenhotel-Abendessen habe ich keine Lust und Alternativen gibt es genug, sagt Rete. Ich beschließe, heute Abend ein indisches Abenteuer zu wagen und spaziere ein kleines Stück bis zum Taj Mahal in der Bayerhamerstraße.
Gleich beim Eintreten bin ich beeindruckt. Es glitzert, funkelt und blitzt in diesem Lokal dermaßen, dass Bollywood regelrecht neidisch werden könnte. Hunderte Spiegelchen, Strass und LED setzen das Lokal in Szene. Räucherwerk duftet, für die Taj Mahal-mäßige Romantik sorgen zarte Farben zwischen rosa und ocker, dekoratives Malwerk ziert die Wände, ruhige indische Popmusik erklingt aus den Boxen, einladend gedeckte Tische verlocken zum Hinsetzen. Es ist Montagabend und das Wetter draußen ist erbärmlich, es bläst starker Wind und es schneit. Kein Wunder also, dass das Lokal nicht voll ist, aber es ist doch eine ganze Menge Tische besetzt. Hauptsächlich Pärchen sitzen hier, wohl der Romantik wegen. Gar nicht wenige davon sind dem Anschein nach Landsleute des Wirtes, und das werte ich enmal als gutes Zeichen. Wer, wenn nicht die Inder, weiß, wo man gut indisch isst.
Die Speisekarte ist eine prächtige ledergebundene Mappe. Ich bemerke, dass die vegetarische Abteilung genauso umfangreich ist wie die für uns Fleischtiger. Gar nicht wenige Speisen sind explizit als vegan ausgewiesen. Manche auch als glutenfrei. Auf der Fleischseite findet sich hauptsächlich Murg – Hendl also. Außerdem noch Lamm. Kein Rind, auf dass keinen Hindu der Schlag treffe. Und natürlich auch kein Schwein, schließlich ist das Taj Mahal ein muslimisches Bauwerk. Überhaupt ist das Fleisch hier halal, weiß die Karte. Essensneurotiker mit und ohne Religionshintergrund sind hier also bestens aufgehoben. Aber auch für alle anderen ist gesorgt, die Getränkekarte ist glücklicherweise nicht halal. Ich bestelle einen Blaufränkischen. Der ist ganz passabel, aber schon ein wenig oxidiert. Die Flasche war schon länger offen. Ein Blick auf die Nachbartische zeigt, dass Wein hier nicht das große Thema ist. Bier steht da, Fruchsäfte, Wasserkrüge. Macht nichts, das zweite Achterl kommt schon aus der frischen Flasche.
Beim Essen löse ich die Qual der Wahl mit der Bestellung einer Punjabi Thali, einer gemischten Platte mit Lammfleisch in kräftiger Soße, gegrilltem Hühnerfleisch in Currysoße mit Zwiebeln und Tomaten, Kichererbsen mit Tomaten und Currysoße, einem würzigen Kräuterjoghurt, scharfem eingelegtem Gemüse, Basmatireis und frisch gebackenem Fladenbrot. Ein üppiges Mahl ist das, und zudem ein ganz vorzügliches. Scharf ja, aber nicht zu sehr. Das Lammfleisch zart, die Soße herrlich würzig, das Hühnerfleisch lange mariniert und butterweich, die Currysoße mild, das Kräuterjoghurt ein aromatisches Gedicht, das Fladenbrot warm und knusprig, nur die Kichererbsen sind ein wenig fade. Und der Basmatireis, der schmeckt so, wie Basmatireis halt schmeckt: gar nicht. Aber zum Löschen vom eingelegten Gemüse ist er gerade richtig. Alles in allem ist die Punjab-Platte eine Freude, auch wenn man wie ich an und für sich kein begeisterter Anhänger der indischen Küche ist.
Fazit: Inder für Feinspitze. Vielfältige Gerichte, intensive Aromen, erträgliche Schärfe. Und romantisch ist es hier auch.
Hilfreich8Gefällt mir6Kommentieren