am 25. August 2022 · Update 26. Aug 2022
SpeisenAmbienteServiceTatort Strobl am Wolfgangsee
Angelockt von einem tadellosen Internetauftritt landeten wir gestern im 4-Stern Hotel und Gasthof Strobler Hof. Die Tischreservierung und der Empfang erfolgten vorbildhaft, platziert wurden wir im Garten, worum ich auch gebeten hatte und wir harrten gespannt der nu...Mehr anzeigenTatort Strobl am Wolfgangsee
Angelockt von einem tadellosen Internetauftritt landeten wir gestern im 4-Stern Hotel und Gasthof Strobler Hof. Die Tischreservierung und der Empfang erfolgten vorbildhaft, platziert wurden wir im Garten, worum ich auch gebeten hatte und wir harrten gespannt der nun kommende Dinge. Es handelte sich um einen Erstbesuch.
Speisen und Getränke
Unsere Weinwahl fiel auf einen Rioja Gran Reserva vom Weingut Sierra Cabtabria (49€) hinein in neue für mich noch nicht aufgeschlossene Welten. Ein paar Österreicher wären auch möglich gewesen, doch dieser wurde zur weiteren Begleitung auserkoren.
Er überzeugte nicht ganz mit seiner erhofften Vollmundigkeit, lieferte aber zum Ausgleich einen nachhaltig kräftigen und länger anhaltenden Abgang.
Wir schreiten voran zu einer Fischsuppe mit einem doch stolzen Preis von 12€, was automatisch die Erwartungshaltung in die Höhe schnellen lässt. Und da kam sie, optisch ansprechend, die Waffen zur Hand und ran an den Feind.
Jetzt wird’s aber interessant, denn ich konnte nicht wirklich eine Richtung feststellen. Hat sie nach der Farbe zu urteilen eine pannonische Art mit Paprikanote oder eine hier individuell regionale? Weder noch, und so richtig nach Fisch war’s auch nicht.
Die Einlagen bestimmten den Charakter „Fisch“ und mundeten gut. Unpassend fand ich aber die Miesmuscheln mitsamt der Schale zu servieren, denn so musste man eine Suppe mit Messer und Gabel essen, was mir misshagte.
Naja macht nichts, dachte ich, es folgen alsbald die Hauptgänge. Für meine treue Begleiterin Schluzkrapfen und für mich Rehragout, schöne Repräsentanten der österreichischen Küche.
Optisch war auch alles recht schön, aber es entwickelte sich der Speisenfortschritt zu einem Kampf, indem das Rehfleisch von Bissen zu Bissen trockener wurde. Mensch, diese Österreicher mit ihrem Magerfimmel, dachte ich, und ich muss das hier ausbaden?
Die Sauce mit braver Sämigkeit und sanfter Wildnote, ein gutes, leicht süßes Rotkraut und brauchbarer Knödel retteten zwar die Genießbarkeit, es bleibt aber der trockene staubige Nachhall im Mund letztendlich haftend in unliebsamer Erinnerung.
Auch die Schlutzkrapfen glänzten nicht, für meine Begriffe war der Teig viel zu dünn, der im Biss sogar als hart empfunden wurde, zu wenig Fülle und Spinat nur in Form dekorativer Auflage, das überzeugte nicht.
Mensch, was war da los? 3 Speisen und 3 Ei‘fohrer und das bei nur einem Auftritt? Glücklicherweise habe ich gelernt mein Wesen damit nicht unglücklich zu machen, aber es blieb diesmal leider weit unter unserer Erwartungshaltung.
Letztendlich war die Sache auch nicht billig. Um 129€ inklusive meinen zusätzlich obligatorischen Espresso samt Seelentröster exklusive Maut erleichterte man hier meine Geldbörse. Trinkgeld gibt’s dennoch, da ich Lokalführung von Mitarbeiterleistung versuche streng, aber gerecht zu differenzieren.
Aufgrund des Auftrittes als Gasthof wurde der Eindruck einer gehobene Küche vermittelt. Es wurde dann aber auch nicht der für gewöhnlich zu erwartende Level gutbürgerlicher Ösrerreichküche erreicht. Zumindest den hätte man m.E. bei einem 4-Sterne Betrieb erwarten dürfen.
Service - reicht liab und nett?
Wir wurden betreut von ausschließlich weiblicher Hand, darunter zwei noch ganz jungen Dirndln, ausnehmend höflich und auch hübsch anzusehen, vermutlich Ferialkräfte, und zwei auch schon mehr erfahrenen Damen, alle in schwarz weiß.
An zuvorkommender Betreuung, einem freundlichem Auftritt samt gewinnendem Lächeln und geschulter Aufmerksamkeit mangelte es also nicht, aber damit hat sich die G‘schicht.
Was nun aber? Als Wiener würde ich es so ausdrücken: „Liab san‘s und fesch san‘s a, auber vom Tutten und Blos‘n hom‘s ka Auhnung.“
So erhielten unsere zu den Speisen vorgebrachten Einwände brav Gehör, nur konnte darauf nichts wirklich sachdienlich erwidert werden. Man werde es an die Küche weiterleiten. No guat, passt scho, denkt man sich wieder. Doch dafür, dass zumindest der Job sehr brav erledigt wurde, sei es in dem Sinn als „gut“ bewertet. :)
Resümee
Das Gartenambiente war durchaus schön, aber mir gehen dekorative Elemente ab. Wir sind übereingekommen, den Strobler Hof beim nächsten Besuch gerne zur Nächtigung heranzuziehen, denn das Zimmerangebot sieht verlockend und interessant aus.
Ein von mir persönlich vorgenommener Lokalaugenschein des Gartenareals samt Relaxing-Bereichs erhielt dafür schon eine wohlwollende Zustimmung.
Ob wir aber das kulinarische Angebot nochmals in Anspruch nehmen werden wird sich weisen, denn hier gilt durchaus auch der Spruch: Das Bessere ist der Feind des Guten.
Hilfreich6Gefällt mir6Kommentieren