am 23. April 2015 · Update 28. Apr 2017
SpeisenAmbienteServiceSeit 1998 gibt es das Weinrestaurant S’ACHTELE in Lech am Arlberg, Zug 525 bereits. Gitti und Heinz Birk betreiben nicht nur das, sondern auch die Frühstückspension Stäfeli und er zusätzlich auch noch einen Wein- und Spirituosen Kontor. A ja und seit 2016 auch das Allerlei, Krämerei und Genussaum...Mehr anzeigenSeit 1998 gibt es das Weinrestaurant S’ACHTELE in Lech am Arlberg, Zug 525 bereits. Gitti und Heinz Birk betreiben nicht nur das, sondern auch die Frühstückspension Stäfeli und er zusätzlich auch noch einen Wein- und Spirituosen Kontor. A ja und seit 2016 auch das Allerlei, Krämerei und Genussaum.
Zwei Besuche, am 13. und 18.4.2015 waren es dieses Mal, in unserem absoluten Lieblingslokal in der Gegend. Ein Dritter am 20.4. blieb uns verwehrt, da war für die diesjährige Wintersaison schon Schluss.
Zug liegt etwa 3 km außerhalb von Lech. Erreichbar entweder mit dem Taxi, oder dem Vehikel, durch einen finsteren entrischen Wald :-) geparkt wird vor der Tür, oder gleich daneben.
Die Tische haben wir uns in alter Gewohnheit schon von zu Hause aus reserviert, denn es finden maximal 50 Personen Platz, davon sitzen aber bereits 8 an der Bar. Dass es JEDEN Abend voll ist, sei nur am Rande erwähnt, sogar jetzt in den Firnwochen und das aus sehr vielen guten Gründen.
Hinein geht’s durch eine rot umholzte Glastüre, da steht man quasi in der Garderobe, mit einer Abzweigung ins Hotel. Durch eine weitere Türe kommt man in den wunderschönen und gemütlichen Essbereich. Es dominiert das Naturprodukt Holz, die Tische und Sessel, der Boden, die Wandvertäfelung mit den Ausnehmungen für leere Weinflaschen, teils an der Decke, da ist der Rest weiß angefabelt, der gesamte Barbereich und auch ein Raumteiler ist aus Holz. Siehe dazu meine einigen wenigen Fotos. Die in samtigem grün bezogenen Sitzflächen laden zum lümmeln ein, und das gedämpfte gelbliche Licht tut das seine dazu. Auffällig auch die sehr schöne Tisch- und Glaskultur ALLES von Meister Riedl aus Kufstein, bis hin zu den verschiedenen, mehr oder weniger geschmackvollen, Dekantern. Ambiente absolut Top!
Im Service die Chefitäten selbst, dazu ein bis zwei Saisonkräfte. Heuer war es an beiden Abenden ein junges, sehr fesches Mädl, möglicherweise südamerikanischer Abstammung. Sie hat perfekt deutsch gesprochen. Alle drei überaus flott, sehr aufmerksam, es wird nachgeschenkt und regelmäßig unauffällig nachgefragt, kein Teller bleibt länger als nötig am Tisch und die Wein- und Wassergläser werden auch nie leer. Einzig kleines Manko, wenn die Hütte richtig voll ist, wird der Chef immer etwas hektisch, das hat sich in den letzten Jahren aber auch schon gebessert.
Wir sind jene die schon um 18:30 ihr Futter haben wollen und waren daher schon öfters die Ersten im Lokal, da kann man richtig nett mit ihm plaudern, voll ist es immer erst nach 20:00.
Die Getränke der beiden Abende waren jeweils ein Glas Winzersekt von Müller-Grossmann auf Furth-Palt, nahe dem Stift Göttweig in NÖ, fruchtig, spritzig, toller Geruch und gut gekühlt, der perfekte Aperitif.
Dann hatten wir ein Flascherl SCHI.WA.GO (schifahren, wandern, golfen) „der Wein am Arlberg“. Es handelt sich dabei um eine Spezialabfüllung für Heinz Birk, ebenfalls von Müller-Grossmann, die es nur bei ihm und einigen wenigen anderen Gastronomiebetrieben am Arlberg gibt. Ein 2013er Grüner Veltliner mit wenig Säure, schon recht reif und sehr fruchtig, ein Hit! Weiters einen Morillon vom Jaunegg aus der Südsteiermark, Jahrgang 2013, schwer und sehr harmonisch, ein perfekter Chardonnay. Glasweise gabs am ersten Abend noch einen St. Laurent vom Weingut Tinhoff aus Eisenstadt, der war irgendwie unharmonisch, aber fehlerlos und einen Pinot Noir vom Gsellmann aus Gols, ebenfalls Burgenland, der sehr flach, ohne Geruch, aber recht gut. Am zweiten Abend flüchteten wir mit je einem Glas SCHI.WA.GO rot, ein Cuvee aus Blaufränkisch und Merlot, sehr rund und weich am Gaumen.
Natürlich gabs an beiden Abenden einen kleinen schwarzen starken, der am Zweiten in der Hoffnung er ist besser als am Ersten, leider nein, viel zu dünn, aber wenigstens nicht bitter.
Die Kulinarik am 13.4. war als Vorspeise ein Gedeck, das bestellt man, es besteht aus einem Stück Wurzelspeck, dass man selbst schneidet, mit nicht zu scharfem Kren und dem Körberl mit (fast) frischem Gebäck und Brot. Wir lieben das, er ist zwar recht Fett, aber sehr mürbe, man hat nicht den Eindruck etwas fettes zu essen. Weiters ein phantastisches Beef Tartar, mehrfach faschiert, mit einer gewissen Schärfe durch ein wenig Chili. Drinnen steckte eine hauch dünne, geröstete, Schwarzbrotscheibe. Dazu 3 Kapernbeeren, ein Wachtelspiegelei, zwei kleine halbe Paradeiser, also Cherrytomaten und ausreichend frischer Zwiebel. Dazu zwei halbe Toastscheiben, Sehr gelungen!
Die Hauptspeise meiner angetrauten war ein Filet vom Seesaibling mit Blattspinat und Krenrisotto. Der Fisch weiß und sehr kompakt, die Haut perfekt kross gebraten, der Spinat mit viel Zwiebel hat sogar mir, dem Spinatverweigerer geschmeckt. Das Risotto mit etwas Safran war schlicht der Hammer und wäre alleine als Hauptspeise durchgegangen. Es war fast etwas cremig, mit einer süßlichen schärfe, die Würzung von der Küche ideal getroffen und sehr harmonisch. Ein Geschmack an den man sich Tage später noch gerne erinnert. Ich entschied mich für eine geröstete Kalbsleber, nur die war zu meinem großen Glück leider aus. Aber er hat eine Rehleber für mich….. juhu…… Die war butterweich und es war alles unnötige weg geschnitten, in einem gschmackigen Zwiebelsaftl. Sie kam mit einem himmlischen Rösti daher, bestehend aus Speck, Zwiebel, Zucchini und Karotten, ja und sogar die Erdäpfel haben nach was geschmeckt.
Eine Nachspeise gabs auch, nein nix süßes, sondern gebratene Birne (etwas zu hart) mit geschmolzenem Münsterkäse, eine Rotschmiere. Ja war gut, aber der Kas hätte würziger seinen können/müssen. Der Abschluss konnte mit dem zuvor gebotenem leider nicht ganz mit.
Am 18.4. war es wieder ein „Gedeck“ und eine sehr gute Leberknödelsuppe. Sie war recht dunkel, sehr intensiv, sensationell, drinnen fanden sich Julienne Karotten, Sellerie und Zucchini. Der Knödel war sicher selbst gemacht, gut, aber dem hat irgendwas gefehlt?
Das Hauptgericht für meine Liebste Schweinsfilet im Lardomantel mit Bromata (Vorarlberger Ur-Riebl) und Zwetschkensauce. Das Schwein sehr weich, der Speck überraschend mager, also nicht nur fett, sehr gschmackig dadurch. Ja und was ist jetzt Bromata, das Netz sagt uns nix darüber, der Chef konnte mir es auch nicht so erklären, dass ich es verstanden hätte. Es soll sich dabei um eine verfeinerte Art des Ur-Riebl handeln, so wie es seines Wissens nur ein einziger Bauer herstellt? Riebl ist ein Vorarlberger Maisgericht, mich hat es an eine weiche Polenta erinnert. Was das Ur bedeutet, keine Ahnung. Aber wir können nur eines sagen, das war im Zusammenspiel mit den Zwetschken und etwas von einem Bratensaft, schlicht der Hammer. Meine Hauptspeise war ein 3cm starkes Kalbskotelett am Knochen, dazu ein geschmackvolles Erdäpfelstampfl, wie ein schlampiges Püree trifft’s am ehesten, sehr gut jedenfalls, dazu noch Kohlsprossen. Das Fleisch innen wie gewünscht, zart rosa, selbst beim Knochen, sehr weich mit einem kleinen Fettrand. Die Sprossen halbiert, blanchiert und dann mit viel Speck und Zwiebel angebraten, eine Sensation, ich liebe Kohlsprossen, diese Machart noch mehr!
Was im Zusammenhang mit den köstlichen Speisen sonst noch so aufgefallen ist, sind die teils wunderschöne Teller, keines gleicht dem Anderen, nur die sind alle Kellner unfreundlich, weil sehr schwer.
Alles in allem, Speisen top, Ambiente wunderschön, Service sehr gut, aber mit etwas weniger Hektik bitte :-) Wir haben mit Trinkgeld 150,-- bzw. 145,-- Euro gezahlt.
Seit etwa 10 Jahren zieht es uns immer und immer wieder in S’ACHTELE und sicher auch zukünftig, wenn es uns im April auf den Arlberg verschlägt. Da sind sie nämlich alle schon zu Hause, unsere Lieblingsnachbarn, da ist Lech so richtig ruhig, beschaulich UND auf den Pisten ist man sowieso alleine. :-)
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