Vierter Besuch bei Corti.
Bin ein gewisser Wiederholungstäter, auch wenn beim Service bzw. beim Empfang im Hause Corti so manches nicht wirklich rund läuft. Mein Anruf dürfte wieder vom Chef entgegengenommen worden sein. Auf meine vorsichtige Frage, bis wann man spätestens auftauchen sollte, u...Mehr anzeigenVierter Besuch bei Corti.
Bin ein gewisser Wiederholungstäter, auch wenn beim Service bzw. beim Empfang im Hause Corti so manches nicht wirklich rund läuft. Mein Anruf dürfte wieder vom Chef entgegengenommen worden sein. Auf meine vorsichtige Frage, bis wann man spätestens auftauchen sollte, um keine geschlossene Küche vorzufinden (ich und andere Vorredner haben da schon einiges erlebt.....), bekam ich folgende Antwort: "Na jo, vor Mitternocht miassn'S scho kummen!"
Österreichertum par excellence, allerdings weiß man nicht wirklich, wie man's dem Enfant terrible recht machen soll, so manche Gäste (und auch ich) wissen unabhängig von einander zu berichten, dass um 21 Uhr die Meldung kam "Küche is scho zua!", während am Tisch neben uns die Herrschaften Essen bestellen durften. Waren wohl Gemeinde- oder Hofräte. Wie auch immer, nennen wir das Verhalten mal "eigen", schließlich ist man ja Gast und der Gastgeber darf ja, auch wenn's skurril anmutet, selbst entscheiden, wen er wie behandeln will. Solange er damit Erfolg hat, möge es er so halten. Doch auch in Graz spricht sich Arroganz schneller herum als man denkt.
Ansonsten war das Service an jenem Abend besser als sonst, was aber auch daran liegen könnte, dass schon wieder neue Gesichter im Lokal herumschwirrten, weil es die Gesichter davor mit dem Chef wohl nicht wirklich ausgehalten haben. Naja, Schluss jetzt mit dem Sarkasmus, aber es sollte dem Enfant terrible schon zu denken geben.
Denn selbst wenn die neuen Gesichter, weiblich wie männlich, sehr bemüht um mich waren, so fehlte doch das Wissen über Wein und Spirituosen. Schließlich ist die Weinkarte nicht so übel und vor allem das Grappa-Angebot gewaltig. Das ist natürlich schade, denn ich sollte mein ambitioniertes Angebot dem Gast auch richtig verkaufen können.
Da aber die Karte doch ordentliche Preise hat, zahlt es sich auch so aus: 80 Euro für Vorspeise, Suppe, Hauptspeise, 2 Glas Wein, Kaffee und einen überteuerten, totparfümierten Grappa, der eher nach Amaretto schmeckte als nach sonst was.
Happig, wenn ich bei Umberto in Güssing vorbeischaue, krieg ich für 60 Euro ein Glas mehr, einen Gang mehr und das Grinsen will nicht aufhören. Tja.
Nun kommen wir mal zum Essen:
Die "Pappa di pomodoro" (wörtlich: Tomatenpapperl") ist eine Spezialität des Hauses, dick und fruchtig, der Basilikum darf natürlich nicht fehlen. Sehr gut, gehört zu den Basics und lass ich mir gefallen.
Den Gruß aus der Küche zuvor eher nicht: Spargelomelett, eher fad und uninspiriert, ich mag zwar keinen Spargel, aber es schmeckte gar nicht nach Spargel, aber wonach?
Vitello tonnato, das fein aufgeschnittene Kalbfleisch mit Thunfischsauce. Ein Piemonteser Klassiker, hab ich in Alba immer wieder gegessen. Hier wird's mit Sardellen ergänzt, meiner Meinung nach überflüssig. Also weg mit den salzigen Fischen, da die Tunke selbst schon salzig genug ist. Genügend Abstand zur Piemonteser Erinnerung bleibt trotzdem noch. Der "Gault Millau" lobt diesen Teller überschwänglich. Lieber Gault, lieber Millau, fahrt nach Alba oder Monforte und lasst euch verwöhnen. Hier ist's zwar nicht schlecht, aber das können veri italiani halt doch noch viel besser.
Branzino, mit Rosmarinkartoffeln. Der Fisch geht in Ordnung, auch wenn immer noch Luft nach oben ist.
Von einem der letzten Besuche ist mir noch ein (gutes) Risotto in Erinnerung, sowie Pappardelle mit Steinpilzen, die sich auch mit so manchem Italiener messen können.
Wein: absolut in Ordnung, der rote ist aber zu warm und wurde vom (besseren) Kellner als Vino della casa bezeichnet, er konnte mir aber nicht sagen, von wem er wirklich ist. Bis ich selbst das Etikett anschauen durfte. Ah, Loredan Gasparini, ein großer Keller aus dem Trevigiano, sollte er allerdings wissen!
Caffè: in Ordnung, a bissi bitter. Die Geschichte mit dem Grappa kennen wir ja.
Fazit: Reservierung/Empfang/Service bleibt skurril, auch wenn es leicht verbessert ist. Trotzdem: Von Fallstaff und Gault Millau geehrt, sollte jeder, der im Service arbeitet, zumindest über den glasweise angebotenen Wein Bescheid wissen - und er sollte temperiert sein.
Das Essen ist nicht schlecht, lässt aber noch gewisse Wünsche offen.
Das Ambiente ist liebevoll und detailverliebt.
Ob und wann ich aber dem Hause Corti wieder eine Chance gebe werde, weiß ich nicht. Da muss sich in so manchen Köpfen was ändern, ich kann nämlich als Lokalbesitzer nicht nur die gut behandeln, die zu zehnt ins Lokal kommen.
Hilfreich12Gefällt mir5Kommentieren