Hab in letzter Zeit dieses Restaurant dreimal besucht und denke, es ist an der Zeit eine Bewertung abzugeben zu können, die eine solide Unterlage hat und zwar "mehrmals getestet". Ja genau, das ist die Ausrede für mich als schreibfauler Mensch, ich geb's zu :p
In den letzten zwei Wochen hatte ...Mehr anzeigenHab in letzter Zeit dieses Restaurant dreimal besucht und denke, es ist an der Zeit eine Bewertung abzugeben zu können, die eine solide Unterlage hat und zwar "mehrmals getestet". Ja genau, das ist die Ausrede für mich als schreibfauler Mensch, ich geb's zu :p
In den letzten zwei Wochen hatte meine Frau und ich oft die Gelegenheit die neu verbaute Einkaufsstraße aufzusuchen. Als Fußgängerzone würde ich die neue "Mahü" nur eingeschränkt bezeichnen, querende Autos, Busse und Mopeds machen das Gehen hier nicht gerade sonderbar erfreulich. Das Hotel Kummer befindet sich gleich neben der U-Bahnstation Neubaugasse und mit ein halb verborgenes Lokal ist es eigentlich nicht Wahl Nummer 1 bei Restaurantbesuchen, schließlich befinden sich auf bzw. in der Nähe der Mariahilferstrasse unzählige weitere gastronomische Einrichtungen.
1. Besuch:
Beim ersten Besuch waren wir gerade in der Nähe und wollten ein ruhiges Mittagessen zu uns nehmen. Da waren wir beim Hotel-Restaurant Kummer genau richtig, denn es war absolut leer. Wir mussten kurz auf die Bedienung warten und durften natürlich einen Tisch selbst aussuchen. Eine etwas schüchtern wirkende Kellnerin, ich glaube gerade in der Ausbildung, war für uns zuständig.
Die Speisekarte war eher einfach gestaltet, sieben Hauptspeisen, davon waren drei vegetarisch. Außerdem gab es eine täglich wechselnde Menükarte, wo jeweils zwei Hauptgänge angeboten werden, 8 Euro für Fleischgerichte und 7 Euro für vegetarisch, sehr günstig würde ich sagen. Es war Mittwoch, meine Frau bestellte das Menü "ausgelöste Hühnerkeule gebacken mit Erdäpfel-Vogerlsalat", ich entschied mich für's Entrecote mit Pfeffersoße und Pommes. Die Kellnerin nahm die Karten, verabschiedete sich, wurde dann von einem Vorgesetzten wieder zurückgeschickt um nachzufragen wie ich das Fleisch gerne hätte. Anscheinend kannte sie sich auch nicht sehr gut aus, die Begriffe "rare, medium, well done" musste der Chef ihr mehrmals erklären (ich konnte alles mithören und sehen), welche sie bei mir dann zaghaft wiedergab. Als sie hörte, dass ich "mediu-well done" oder auf deutsch "halbrosa" wollte, war sie vielleicht doch leicht überfordert und sagte nur lächelnd, dass sie es so in der Küche weitergeben werde.
Bevor das Essen kam wurde der Brotteller serviert. Es gab Weißbrot mit Frischkäse (Philadelphia) und Liptauer. Gut gegen den Hunger, weniger für Geschmack.
Vom Hauptgang war meine Frau sehr begeistert, ihre Hühnerkeule waren außen kross und innen superzart. Es war auch eine große Portion für ihren Magen, absolut sättigend. Mein Entrecote war zwar ein bisschen wenig, dennoch wurde die Garstufe genau getroffen, halbrosa so wie ich es normalerweise mag. Die Soße dazu gab es separat in einem Schälchen, vom Geschmack her war sie für mich etwas zu stark rauchig und gewürzt, wirkte dominant gegenüber dem Fleischgeschmack. Auf Grund der getroffenen Garstufe und guten Fleischqualität, konnte ich das Rippenstück auch ohne die Soße verzehren.
2. Besuch
Der zweite Besuch war genau eine Woche später, wieder an einem Mittwoch. Im Lokal saßen an einem Tisch zwei Damen und einen Herrn, alle waren schon im Pensionsalter. Sie waren schon fertig mit dem Essen, die Reste wurden in mitgebrachten Frischhalteboxen eingepackt und es wurde geplaudert, die Themen erstrecken sich von Arztbesuchen bis zum Twitter.
An diesem Tag war ein kompetenter und sehr freundlicher Kellner im Lokal, jedenfalls gegenüber den Gästen. Gegenüber den Azubis war er sicher ein strenger Lehrmeister. Wir sahen bei uns, dass er die kleinsten Fehler seiner Schützlinge gleich korrigierte, der Mann nahm seine Arbeit sicher sehr ernst und verantwortungsvoll.
Meine Frau bestellte wieder einmal die gebackenen Hühnerkeulen, also das Menü. Ich wählte den Kalbswiener mit Petersilienkartoffeln. Die Hühnerkeulen waren wie beim ersten mal, sehr sehr gut, zart und geschmackvoll. Mein Wiener war ebenfalls erste Klasse, sowohl die Panade als auch das Fleisch waren sehr zufriedenstellend.
Als Nachspeise teilten wir uns einen Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster. Der Kaiserschmarrn war zwar etwas leicht fettig, war aber sehr schmackhaft und leicht knusprig an manchen Stellen. Auch die halbe Portion war schon sehr ordentlich, eine ganze Portion würde ich alleine nach dem Hauptgang kaum schaffen.
3. Besuch
Am folgenden Freitag begaben wir uns noch einmal ins Hotel-Restaurant Kummer. Eigentlich wollte ich zum Ostwind, aber es war ein wirklich sehr heißer Tag und mit der scharfen Sichuan-Küche dazu wäre es eher so, als verpasse man sich gerade den Gnadenstoß.
Am Freitag gab es beim Kummer Fisch als Menü, genauer gesagt gebratener Kabeljau mit Grana und Rucola, hatte meine Frau bestellt. Ich wählte Paillard vom Huhn mit Sommergemüse und Soße Hollandaise. An diesem Tag waren drei Tische im Lokal belegt und weitere Gäste kamen später dazu, die Ruhe für sich konnte man vergessen, aber das Ambiente wirkte auch gleich etwas lebendiger.
Der Fisch für meine Frau war ganz prima, gehen wir gleich zum Paillard über. Da war ich nicht ganz glücklich, erstens das Anrichten war keine Augenweide, nur das Gemüse ließ sich eindeutig erkennen. Das Hühnerfleisch war auch zum teil leicht angebrannt, nicht bitter, aber schon nahe dran. Das Gemüse war sehr gut, besonders die Karotten knackig und süß. Wieso man Soße Hollandaise und bisschen Pesto dazu gab blieb mir rätselhaft. Diese hoben nur unwesentlich den Geschmack, viel mehr war es so, als würden drei Stimmen aneinander vorbeireden, Huhn, Gemüse und Soße bildeten keine harmonische Einheit.
Fazit: Insgesamt eine sehr gute Küche mit konstanter Leistung. Zwei von drei Besuchen können mit "vorzüglich" beschrieben werden, der dritte Besuch war nur zur Hälfte gelungen. Dennoch bin ich mir sicher, dass man hier gut speisen kann, besonders die Preise für das Menü sind günstig. Das Ambiente ist ruhig und angenehm, man bleibt dem Trubel auf der Mahü fern. Die jungen KellnerInnen benötigen noch etwas Erfahrung, aber lächeln und ordentlich kommunizieren können sie schon, das ist auch das Wichtigste.
Hilfreich9Gefällt mir6Kommentieren