Endlich – man kann es gar nicht anders sagen: endlich! Endlich wieder ausgehen, endlich wieder fein speisen, endlich wieder dem Genuß fröhnen. Nach 8 Wochen von außen auferlegter kulinarischer Enthaltsamkeit durften wir also - einmal geht’s noch – ENDLICH wieder ausgehen. Mit unseren Lieblingsna...Mehr anzeigenEndlich – man kann es gar nicht anders sagen: endlich! Endlich wieder ausgehen, endlich wieder fein speisen, endlich wieder dem Genuß fröhnen. Nach 8 Wochen von außen auferlegter kulinarischer Enthaltsamkeit durften wir also - einmal geht’s noch – ENDLICH wieder ausgehen. Mit unseren Lieblingsnachbarn machten wir uns auf ins Grace im vierten Bezirk, kaum zwei Minuten von der U1 Station Taubstummengasse.
Es war nicht mein erster Besuch im Grace (und auch nicht meine erste Bewertung hier), die letzten Male war ich doch recht begeistert, ich bin also beim Betreten des Lokals gespannt, ob das Niveau gehalten wurde. Beim Betreten der erste Eindruck: Viel hat sich nicht geändert und das ist gut so. Hübsch ornamentierte Fliesen, hellgrau bezogene Bänke mit Tischen aus hellem Holz, die recht wuchtige Schank ebenso hübsch verkleidet, moderne Lampen: Für mich ein Ort zum Wohlfühlen und die perfekte Modernisierung eines alten Wirtshaus. Einzig im hinteren Raum finde ich persönlich das eine irgendwie seltsam verspiegelte Fenster etwas ungemütlich, passt einfach nicht, war aber schon immer da. Wenn ich es mir aussuchen kann, würde ich dann doch eher vorne sitzen. Was auch auffällt: Das Lokal ist sehr gut besucht, der aktuell vorgeschriebene Mindestabstand kann dennoch problemlos eingehalten werden.
Und weil es sich mit trockener Kehle so schlecht die Karte Schmökern läßt, gab es vorab gleich ein Glas Winzersekt Rosé vom Weingut Hager – ein frischer Start in den Abend. Apropos Karte: Das Konzept der Karte hat man Gott sei Dank beibehalten. Diese gliedert sich in die vier Bereich „Vor“, „Zwischen“, „Haupt“ und „Nach“, jeder dieser 4 Bereich bietet 2 Speisen. Jetzt kann man diese entweder Al a carte oder aber als 4 / 6 / 8 Gang Menü ordern. Das schöne: Ist man zu zweit, kann man gemeinsam alle Gericht probieren. Wir entschieden uns also wieder für das Viergang, zuvor gab es aber als Gedeck frisch gemachtes Olivenbrot mit Butter aus getrockneten Paradeisern. Lecker, dann ging es aber auch schon los:
Weißer Spargel, Tomatillo, chilli & Lavendel
Wow, was für ein Gang, was für ein Start. Der weiße Spargel war in Stifte geschnitten und gebraten, dazu Tomatillo und eine Art Misopaste, darüber gehobelte Mandeln. Chili & Lavendel waren wenn dann nur sehr homöopathisch vorhanden, dennoch: in seiner Kombination eine Wucht und für mich eines der besten Spargelgerichte die ich bisher hatte.
Muschel, Schalotten, Petersilie, Erdäpfel
Ein kleiner Topf Miesmuscheln mit eingelegten Schalotten in einer Art fast schon cremigem Weißweinsud, dazu ein knuspriger und hauchdünner Kartoffelpuffer. Auch das ein sehr harmonisches Gericht: der Sud war wunderbar aromatisch mit etwas Säure, die Miesmuscheln von toller Qualität und der knusprige Puffer rundete das Ganze ab. Danke, so kanns echt weitergehen!
Rind, Portobello Pilz, Sellerie, Schnittlauch
Ein wunderbar gebratenes Rinderfilet, auch wenn ich vielleicht schon einen Tick zarteres Fleisch gegessen habe, die Beilage machte das aber wieder wett: Ein schön gebratener Portobello Pilz, der mit Powidel glasiert war, gebettet in einem cremigen Selleriepüree. Eine geschmacklich tolle Kombination, die ich so noch nicht kannte!
Rhababer, Brioche, holunder, Topfen
Wow, wow, wow! Zum Abschluss das nächste Highlight: Ein gebratenes Stück Brioche, serviert in einer Suppe aus Rhababer und Holunderblüten, garniert mit kleinen Holunderblüten (schienen fast etwas gebacken / fritiert zu sein, kann mich aber täuschen), dazu eine Kugel Topfeneis. So unspektakulär das Ganze auf den ersten Blick aussah, so bombastisch hat es die Geschmacksknospen getroffen. Rhababer hat an sich ja schon gewaltig Säure (die rote Farbe legt nahe, dass auch Erdbeeren irgendwo verarbeitet waren), der Holunder hat das mit seiner Süße dann derartig subtil abgerundet, dass man sich zwangsläufig fragen musste, warum das nicht immer gemeinsam serviert wird. Das Brioche schön gebraten ohne extrem fett zu sein (ganz ohne geht’s mit einem Brioche halt nicht), das Eis schön cremig mit deutlichem Topfengeschmack. Hier gab es für mich nichts auszusetzen, ein Weltklasse Dessert.
Dazu gab es jeweils ein Glas Wein, ich muss zugeben, ich kann mich an keines mehr im Detail erinnern, keiner der Weine ist besonders positiv noch negativ oder besonders spannend aufgefallen.
Ein Wort zum Service: Wir haben uns extrem gut betreut gefühlt, obwohl das Lokal doch recht gut besucht war, mussten wir niemals lange warten und wurden rundum gut betreut. Eine der Damen dürfte ganz neu dabei gewesen sein, die vorhandene Unsicherheit wurde aber mit extrem viel Charme wieder wett gemacht. Die Chefin des Hauses war auch immer präsent und freundlich, einzig ein kleines Hoppala ist passiert: Beim Hauptgang wurde bei einem von uns Vieren leider das falsche Gericht aufgenommen / serviert. Sollte nicht passieren, empfanden wir jetzt aber auch nicht als übertrieben tragisch, zumal man uns sofort anbot, das Gericht zu tauschen.
Was bleibt als Fazit? Mag sein, dass es die nicht enden wollende Euphorie war ENDLICH wieder ausgehen zu dürfen, uns hat das Grace aber in voller Linie überzeugt. Drei der vier Gerichte waren für mich auf extrem hohem Niveau, das Service rundum solide, die Location gemütlich und perfekt erreichbar – und das Ganze um gerade mal knapp 90 Euro pro Nase. Wir kommen ganz sicher wieder!
Zum Abschluss noch ein Satz zur aktuellen Corona Situation für Alle, die vielleicht etwas unsicher sind: Auch wir waren gespannt, wie stark die Einschränkungen sein werden, wie leicht dann auch Genuß aufkommen kann und ich muss sagen: Die Regeln haben in keinster Weise das Erlebnis verschlechtert. Klar: Das Personal trug Masken (Hut ab: bei einem sowieso schon anstrengenden Job muss das nochmals verschärfend sein), an diesen Anblick hat man sich aber sowieso schon gewöhnt. Beim Betreten muss man die Maske tragen, die 2 Minuten zum Tisch ist das aber verkraftbar. Ansonsten gab es für uns überhaupt keinen Unterschied zur Zeit „davor“. Daher: Geht hinaus und geht wieder Essen, lasst euch verwöhnen, die Gastronomie hat es verdient und braucht uns Gäste jetzt mehr als je zuvor!
Hilfreich7Gefällt mir4Kommentieren