Das Plutzer Bräu hat einen großen Vorteil, nämlich die wunderschöne und ruhige Lage. Inmitten des verkehrsberuhigten beziehungsweise schon fast autolosen Spittelbergs, eingebettet in die wunderbaren, meist nur einstöckigen Wiener Altstadthäuser des siebenten Bezirks befindet sich das Lokal. Ein k...Mehr anzeigenDas Plutzer Bräu hat einen großen Vorteil, nämlich die wunderschöne und ruhige Lage. Inmitten des verkehrsberuhigten beziehungsweise schon fast autolosen Spittelbergs, eingebettet in die wunderbaren, meist nur einstöckigen Wiener Altstadthäuser des siebenten Bezirks befindet sich das Lokal. Ein kleiner aber feiner Gastgarten vor dem Lokal lädt zum Verweilen bei Schönwetter ein. Vor dem Lokal werden außerdem auf großen Tafeln diverse Empfehlungen des Hauses angepriesen.
Wir hatten einen Gutschein von DailyDeal unter dem Motto „Großer Sonntagsbrunch für 2 im beliebten Plutzer Bräu im 7. Bezirk – kalte und warme, deftige und süße Speisen + alles was das Herz begehrt um 17 Euro statt 39 Euro“. Unser Fehler war, dass wir den Gutschein „am letzten Drücker“ eingelöst haben, denn diese „Idee“ hatten auch viele andere Menschen. Bereits bis vor das Lokal, das in Summe immerhin bis zu 450 Personen fasst, bildete sich eine Menschenschlange. Direkt nach dem Lokaleingang hatte man eine Art Rezeption eingerichtet und somit ging das Anmelden unerwartet recht flott voran. Natürlich musste man vorher reservieren, was aber telefonisch völlig problemlos war.
Im Lokal stößt man direkt auf die ewig lange, große, massive Holzschank mit zahlreichen Zapfhähnen, grellem Licht und zahlreichen Spirituosen und Gläsern und man befindet sich automatisch mitten im Raucherbereich. Wir hatten einen Nichtraucherplatz reserviert und wurden in den hintersten Saal geleitet, der eher einer Speisehalle glich. Gemütlich war es hier nicht, der Lärmpegel, nicht nur durch die zahlreichen Menschen, sondern insbesondere wegen der katastrophalen Akustik, enorm laut – es hallte sehr unangenehm durch den gesamten Raum. Das Wetter war an diesem Tag wunderschön und sehr heiß, in diesem Speisesaal die Lüftung (Klima gibt es nicht) extrem schlecht, die Belüftung per Fenster minimalistisch. Hier kam zum ersten Mal echte Urlaubsstimmung auf! Allerdings wie in einem überfüllten Touristikzentrum inklusive der Schlacht am Buffet – viel Lärm, drängende Menschen und „liebe Gäste“ die versuchten, minutenlang irgendwelche Speisen am Buffet zu hypnotisieren, und die wie die Böcke regungslos im Weg standen. Und natürlich durfte auch die Sorte Buffetgäste nicht fehlen, die sich wahre Unmengen auf die Teller luden, diese dann irgendwie zu deren Tischen retour jonglierten aber die Hälfte der aufgeladenen Speisen unberührt wieder abräumen ließen. Unter dem Motto „Auf ein Neues!“ wurden dann die nächsten Unmengen geholt – gleiche Vorgehensweise. Einerseits beklagen sich Gäste immer bei Buffets, dass irgendeine Speise im Moment aus wäre, andererseits wird zu einem guten Teil diverses Essen meist von genau diesen Gästen unberührt retourniert und anschließend natürlich vom Restaurant entsorgt…eine erschreckend häufige Unart.
Zum Buffet: wir hatten uns in einem Bierlokal natürlich keine hochtrabenden Gourmetgenüsse erwartet, sondern ein bodenständiges einigermaßen abwechslungsreiches Brunch-Buffet – also einige Frühstücks- und Mittagsvariationen. Genau das wurde auch geboten: diverses stets frisch aufgebackenes Gebäck (Jourgebäck), Eier mit oder ohne Speck, Marmeladen & Honig im Plastiktiegel (nicht gediegen, aber bei der Menschenmasse deutlich hygienischer), Wurst- & Schinkenplatte, Käseplatte, Salatbar, Weichkäse mit Paradeiser, Joghurt, Cerealien,…alles gab es während unseres Besuches (11:30h bis 13:30h) immer verfügbar, weil auch permanent frisch aufgefüllt wurde bei Bedarf.
Warme Speisen: Schweinsschnitzel, die ausgesprochen gut paniert und aus der Karee-Rose geschnitten waren, also kein „Billigsdorfer-Fleisch“, Braterdäpfel (aus der Fritteuse), Langkornreis (durchaus körnig und O.K.), Schweinsbratenscheiben mit Saft (Schweinskaree, also mager), Sauerkraut, Semmelknödelscheiben, ein Hühnerragout mit Rahmsauce, Petersilerdäpfel und zwei verschiedene Suppen (klare Bouillon und eine Cremesuppe), die O.K., aber auch nicht mehr waren. Auch diese Speisen wurden permanent aufgefüllt und wir hatten keinerlei Probleme mit der Verfügbarkeit.
Das Mehlspeisen-Buffet bot zwei verschiedene Kuchen / Torten, die geschmacklich zwar an „C&W“ erinnerten, aber durch die Beeren und die leichte Topfencreme gut zur Sommerhitze passten. Außerdem gab es auch noch zwei verschiedene Strudel (Topfen und Apfel). Der große Mocca dazu (EUR 3,40) war ebenfalls im grünen Bereich. Das Obstangebot war sehr dürftig und manches Obst recht geschmacksneutral oder hart (Melonen bzw. Birnen). Der Obstsalat war schlicht und ergreifend aus der Dose.
Vegetarier haben es bei diesem Brunch sehr schwer, aber das trifft auf jeden „normalen“ Brunch zu, die immer von Wurst, Schinken oder Fleisch dominiert werden. Ebenfalls war es für uns absolut nicht überraschend, dass die Getränke nicht im Brunchpreis inkludiert waren. Auch das ist eigentlich bei den meisten Brunches in dieser Kategorie üblich und daher auch nicht beklagenswert. Auf den Gratiskaffee – klassische „Hotelbrühe“ – haben wir verzichtet.
Unsere Getränke bestanden aus einem Soda Zitron (EUR 1,60 für 0,25L), einem „Gemischten Hausbier“ (EUR 2,90 für das Seidel / EUR 3,90 für das Krügel) sowie erwähntem Mocca. Ja, es gibt hier ein eigenes Hausbier, gebraut wird allerdings nicht im Haus sondern exklusiv auswärts. Ein sehr süffiges und mildes, malziges Bier – sehr gut.
Summa summarum gebe ich für die Speisen, die permanent frisch verfügbar waren, ein ganz „normales“ GUT. Es gab keine Highlights, aber eben auch keine Ausreißer. Im Grunde war alles wie erwartet auf diesem Lokalniveau und in dieser Lokalkategorie. Für den Preis von EUR 8,50 pro Person war es sogar preiswert. Den regulären Preis (laut Tafel vor dem Lokal und nicht laut dem im Deal falsch angegebenen Preis) in Höhe von EUR 18,00 pro Person würde ich jedoch nicht dafür bezahlen wollen, dieser Preis ist für den angebotenen Leistungsumfang eindeutig zu hoch gegriffen. Kinder zahlen ermäßigte Preise (siehe Foto, Preistafel).
Der Service war freundlich, höflich und zuvorkommend, jedoch ob der Menschenmenge etwas überlastet. Es wurden schon einmal Dinge vergessen, oder man musste lange warten. In Summe ein „unauffälliges“ GUT, da der Andrang enorm war, manche Gäste so absolut kein Benehmen haben, und der Service auch diesbezüglich recht strapaziert wurde.
Ungut aufgefallen sind uns erstens die Sanitäranlagen, die aber offensichtlich ebenfalls von Gästen ohne Kinderstube innerhalb kürzester Zeit verunreinigt wurden. Die Anlagen sind jedoch zu klein dimensioniert für das Lokal und entsprechen eigentlich nicht mehr dem heutigen Standard. Weiters konnten wir absolut nicht nachvollziehen, warum man sich als Brunch-Kunde bei der Hitze nicht und nicht in den leeren Gastgarten setzen durfte. Auch beim Verlassen des Lokals war der Gastgarten im Prinzip leer.
Vom Ambiente her tue ich mir etwas schwer, da wir tatsächlich im hässlichsten und unbequemsten Teil des Lokals sitzen mussten. Hier sitzen die Raucher ausnahmsweise einmal viel schöner! Der vordere Lokalbereich, wo auch das Buffet aufgebaut war, ist nett und gemütlich, das Kellerstüberl mit seinem alten Ziegelgewölbe sowie der erwähnte Garten besonders ansprechend. Daher in Summe ebenfalls ein GUT.
Fazit: eine Empfehlung gebe ich für dieses Lokal insofern nur bedingt, als ich den Brunch mit all dem Drumherum nicht unbedingt empfehlen würde. Sonst kann man sich aber durchaus vorstellen, hier gemütlich die Seele baumeln zu lassen. Die Speisekarte, die auch auf der sehr informativen Homepage ersichtlich ist, bietet wohl für jeden Gaumen im Rahmen eines Bierlokals etwas. Ja, mit den üblichen Klassikern aus der Wiener Küche oder den typischen „Brauhaus-Schmankerln“, alles aber zu moderaten Preisen. Feste oder Feiern jeglicher Art sind hier problemlos zu veranstalten, Sonderräume für 30-100 Personen sind ebenso vorhanden, wie eine Video- und Tonanlage. Gratis WLAN ergänzt das Angebot diesbezüglich. Für kleine Runden gibt es eine Getränkeinsel mit Bier zum Selberzapfen. Die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist sehr gut (U2 oder U3). Einfach einmal abseits vom Brunch ausprobieren!
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