Vorab muss ich gleich festhalten, dass der Karteneintrag bei diesem Lokal falsch ist. Das Lokal liegt direkt an der Kreuzung Florian-Hedorfer-Straße und Kaiser-Ebersdorfer Straße und zwar stadteinwärts auf der linken Seite.
Schon sehr oft fuhr ich an diesem Lokal vorbei, an dessen Stelle jahrz...Mehr anzeigenVorab muss ich gleich festhalten, dass der Karteneintrag bei diesem Lokal falsch ist. Das Lokal liegt direkt an der Kreuzung Florian-Hedorfer-Straße und Kaiser-Ebersdorfer Straße und zwar stadteinwärts auf der linken Seite.
Schon sehr oft fuhr ich an diesem Lokal vorbei, an dessen Stelle jahrzehntelang eine klassische Wirtshausinstitution in Simmering war – meiner Erinnerung nach ‚Die Kurve‘. Von außen wurde das Haus Tip-Top renoviert und wirkt sehr sauber und eher gehoben. Man würde wegen der Fensterwerbungen meinen, hier gäbe es nur Sushi, Maki oder sonstige Japanische Spezialitäten. Doch weit gefehlt, hier gibt es sehr zahlreiche Schmankerl aus dem Asiatischen Raum, von China über Indonesien bis Taiwan oder Indien und natürlich auch Japan.
Vor dem Lokal ein kleiner Gastgarten, der jedoch durch den heftigen Straßenverkehr auf der Kaiser-Ebersdorfer Straße nicht gerade lauschig ist. Beim Eintreten in das Lokal steht man direkt im Raucherbereich und vor der modernen Holzschank. Man wird von der Chefin (der Chef kocht), die alleine den Service meistert, freundlich in Empfang genommen und an den gewünschten Tisch begleitet. Links neben der Schank entlang geht es in den weit größeren Nichtraucherbereich in dem ich Platz nahm. Es war so gegen 13:15h und bis auf einen Tisch im Raucherbereich war das Lokal leer.
Das Interieur ist sehr minimalistisch, die Möbel eher stylish modern, aber absolut nicht zum längeren Verweilen gedacht – etwas hart gepolstert. Auch wirkt der Nichtraucherbereich eher wie ein Speisesaal oder eine Speisehalle am Bahnhof. Nüchtern, alles in Reih und Glied, ohne räumliche Auflockerung, so wirkt dieser Raum auf den Gast. Es ist aber alles sauber und gepflegt – Gemütlichkeit kommt hier jedoch nicht auf, und man kann sich bei höherer Kundenfrequenz lebhaft vorstellen, wie laut es hier durch den Saal hallen würde.
Der Blick in die Karte bietet einem ein durchaus gelungenes und sehr interessantes Angebot. Besonders ‚Mr. Chen’s Spezialitäten‘ sind sehr interessant und eben nicht nur einer Landesküche zuzuordnen. Während des Kartenstudiums gab es zur Begrüßung ein Schälchen ausgezeichneten, trotz Grüntee, nicht ‚grasigen‘ Reistee gratis.
Mein Getränk bestand aus einem Krügel Wieselburger zu durchaus günstigen EUR 2,90, das sehr gut gekühlt und gezapft war.
Als Vorspeise wählte ich die ‚Yaki Gyoza‘ (EUR 3,40), das sind mit Gemüse und Fleisch gefüllte Teigtaschen, die hier, was eher selten ist, gegrillt werden. Serviert wurden sechs Täschchen, deren Fülle ausgezeichnet war. Der Teig sehr kross, dadurch dass die Gyoza hier aber nicht gebraten oder frittiert werden, etwas trocken. Dazu wurden zwei homöopathische Mengen eines Pflaumenmus und einer hausgemachten Knoblauchpaste mit Chili gereicht. Pflaumenmus O.K., die Knoblauchpaste eine Wucht. Günstig fände ich jedoch, zu den eher trockenen Gyoza auch eine Sauce zum Tunken zu servieren. Noch günstiger fände ich, wenn die Vorspeise nicht auf einem kaputten Teller (Ecke sehr abgeschlagen) serviert würde. Wieder einmal ein für mich völlig unnötiger Fauxpas eines Lokals, der einem immer wieder in der Gastronomie begegnet – ich habe kein Verständnis dafür.
Die Hauptspeise bestand aus der Karte ‚Mr. Chen’s Spezialitäten‘ und war ‚Mr. Chen’s Ume Duck‘ (EUR 12,50) – Knuspriges Entenfilet mit Pflaumensauce, süßlich-pikant. Das Entenfilet wunderbar kross gebraten und das, trotz Bedecken mit der Sauce, bis zum Schluss. Sehr gute Fleischqualität sowie kaum Fett machten es zu einem echten Genuss. Die Sauce hielt, was sie auf der Karte versprach, war süßlich und gleichzeitig pikant und zeitweise durch frischen Chili, der aber auch sehr schmeckte, schön scharf. Zahlreiche Morcheln, Lychees und Ananasstücke befanden sich in der Sauce – ich liebe es. Zu kritisieren gibt es, dass die Sauce mit zu viel Stärke abgebunden war und außerdem für mich deutlich spürbar Glutamat verwendet wurde. Ich bin ein sehr guter Indikator für Glutamat, da ich recht heftig darauf reagiere. Ab etwa Mitte der Hauptspeise bekam ich dann die für mich typischen Symptome auf Glutamat. Besonders lobenswert ist aber, dass hier bei allen Hauptspeisen der Reis inkludiert ist und das in ausreichendem Maß. Es ist ja sonst immer ein ‚selbstverständliches Zubrot‘ eines asiatischen Lokals, für das ich persönlich kein Verständnis habe. Ein Wiener Schnitzel wird auch mit Salat und meist mit noch einer Beilage serviert – ohne Aufpreis. Warmhalteplatten werden nicht zur Verfügung gestellt. Durch die vorgewärmten Teller und die sehr heißen Speisen bleibt aber bis zum Schluss alles warm.
Als Nachspeise wurde mir auf Kosten des Hauses ein Kokospudding serviert, der leider geschmacklich von der sehr süßen Himbeersauce erschlagen wurde. Aber er war gut, wenn leider auch wieder, wie bei der Vorspeise, auf einem kaputten Teller serviert. Zur Rechnung gab es das obligate Schälchen Pflaumenwein, das eigentlich schon fast ein gutes Achtel war.
Der Service, also Mrs. Chen, schaut wirklich stets nach den Gästen, fragt, ob etwas gebraucht wird, räumt sofort ab, wenn man mit einem Gang fertig ist und ist immer freundlich lächelnd parat. Besonders charmant fand ich ihren Simmeringer Touch in der Sprache – die Familie Chen dürfte schon länger in Wien leben. Im Rahmen dieses Lokals ein sehr gutes GUT, dass aber durch das zweimalige Servieren auf kaputten Tellern selbst verschuldet war.
Für das Ambiente kann ich in Summe nur ein MÄSSIG geben, da das Lokal einfach nicht gemütlich ist und sich mehr als nur nüchtern präsentiert. Es ist durch das Ambiente und die Einrichtung einfach kein Lokal, wo man gerne auch länger verweilen würde. Der Gastgarten ist zwar nett, aber, wie beschrieben, ziemlich laut und inmitten der Abgaswolken des Straßenverkehrs. Die Sanitäranlagen sind picobello, hell, sauber und gepflegt.
Fazit: das Lokal kann ich besonders den Leuten empfehlen, die absolut kein Glutamat-Problem haben. Es wird hier leider unnötigerweise Glutamat verwendet. Kleinigkeiten bei der Vorspeise und bei der Hauptspeise kosten aber, ebenso wie das Glutamat-Thema, das sehr gut – daher ein ehrliches GUT. Es werden auch durchaus günstige Mittagsmenüs, bei denen der Reis ebenfalls bereits inkludiert ist, angeboten. Ebenfalls gibt es für Sushi-Liebhaber ein durchaus ansprechendes Offerte auf der Karte. Die Preise sind nicht mit denen des klassischen ‚Buffet-Asiaten‘ zu vergleichen, etwas höher, aber durchaus angepasst und fair kalkuliert. Also eine Empfehlung von mir, aber nicht, wie ausgeführt, bedingungslos. Es wird hier aber wirklich schmackhaft und interessant gekocht.
Öffentlich ist das Lokal recht gut zu erreichen (Bus 69A oder 73A bzw. Straßenbahn Linie 71). Bis auf den Eingangsbereich und dem nicht vorhandenen Behinderten-WC ist das Lokal innen barrierefrei und daher innen behindertengerecht.
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Eine zweizeilen Bewertung deutet auf ein "Ich nix wissen...° hin.....