An einem Sonntag Mitte Februar verschlug es uns aus familiären Gründen rund um die Mittagszeit in die Obersteiermark (neuerdings Hochsteiermark genannt) – eine perfekte Gelegenheit, um auf dem Rückweg in Frohnleiten einzukehren und dem Landgasthof Rois einen Besuch abzustatten. Die vielverspreche...Mehr anzeigenAn einem Sonntag Mitte Februar verschlug es uns aus familiären Gründen rund um die Mittagszeit in die Obersteiermark (neuerdings Hochsteiermark genannt) – eine perfekte Gelegenheit, um auf dem Rückweg in Frohnleiten einzukehren und dem Landgasthof Rois einen Besuch abzustatten. Die vielversprechende Bewertung von JonathanA machte neugierig und Fr. bluesky und ich freuten uns auf ein kulinarisches Erlebnis.
Zur Sicherheit vergewissere ich mich telefonisch vor der Rückfahrt, ob die Küche gegen halb 4 wohl noch warm sein wird und reserviere bei dieser Gelegenheit gleich einen Tisch für Zwei. Gute 40 Minuten später erreichen wir unser Ziel in Schrems bei Frohnleiten. Trotz der nachmittäglichen Stunde ist der Parkplatz ganz gut ausgelastet, das Gebäude macht von aussen einen gepflegten und einladenden Eindruck.
Im Lokal angekommen steht man in einem größeren Vorraum vor einer wuchtigen Schank aus hellem Holz, links und rechts sind zwei unterschiedlich ausgerichtete Gasträume angeordnet. Hinter der Schank zapft gerade eine jüngere Servicekraft in aller Ruhe ein Bier – andächtig beobachten wir gemeinsam den Vorgang, bis man von uns Notiz nimmt. Wir werden als die telefonischen Reservierer identifiziert und ohne lange Willkommensworte in den Gastraum zur Linken geleitet.
Im Unterschied zu den rustikalen Räumlichkeiten rechts vom Eingang ist der Bereich links eher im Sinne eines klassischen Restaurant angelegt, wobei der Landhausstil trotzdem nicht zu kurz kommt. Der große Raum wirkt gepflegt, trotz der hochwertig anmutenden Möblierung ein wenig kühl – vielleicht aufgrund des hellen Fliesenbodens.
Wir werden aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen zu zweit auf einen Sechsertisch platziert, ausser uns sind noch rund 15 weitere Gäste anwesend.
Der Tisch ist so wie alle anderen Tische nicht eingedeckt – mag es daran liegen, dass bereits Nachmittag ist oder auch daran, dass es sich um den letzten Tag vor einer Urlaubswoche handelt – Gemütlichkeit fühlt sich anders an.
Nach kurzer Wartezeit kommt die vermeintliche Chefin, erstmals begegnet uns Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Die innovativ gestalteten Karten werden gereicht und unsere Getränkewünsche abgefragt – alles sehr professionell. In der gleichen Tonart geht es bei der Bestellaufnahme weiter, wir bekommen unser Besteck und vergessen langsam den unfreundlichen Beginn.
Zu den Speisen: Fr. bluesky wählt die steirische Kürbiscremesuppe mit Kürbiskerncräcker (sic!) und Kernöl (Euro 4,80). Serviert wird das gut aufgeschäumte Süppchen in einem sehr eigenwillig geformten Teller, geschmacklich gibt es keine Kritikpunkte, allerdings war das Gericht beim Servieren leider nur lauwarm.
Meine Wahl fiel auf die klare Rindssuppe mit Milzschnitten (Euro 3.--), die wie sooft farblich wesentlich mehr versprach, als sie geschmacklich letztlich hielt. Die Einlage war allerdings sehr gut, die drei Schnitten blieben kompakt, die Füllung war würzig und entschädigte ein wenig für die linde Suppe.
Beim Hauptgang sollte es für Fr. bluesky der weiß gedünstete Kalbstafelspitz mit Wurzelgemüse, Semmelkrennockerl, Apfelkren und Schnittlauchsauce (Euro 14.--) sein. Das Gericht präsentiert sich optisch sehr gelungen, auch auf Details wie das in Form geschnitzte Wurzelgemüse wird geachtet. Von den vier Tranchen vom Kalbstafelpitz waren drei wirklich sehr zart und tadellos, die beiden Semmelkrennocken waren zwar gut gemeint, aber leider völlig geschmacklos, wäßrig und von der Konsistenz her fast schon matschig. Der Apfelkren im separaten Schüsserl gereicht war wirklich gut, die Schnittlauchsauce eher belanglos.
Gefüllte Maishendlbrust mit Vulcanoschinken und Gemüserisotto (Euro 13.--). Optisch wieder sehr gefällig angerichtet – der Küchenchef hat wirklich ein Auge für nette Arrangements. Leider trübten die zahlreichen Daumenabdrücke am Tellerrand meine Freude und meinen Appetit ein wenig – wenn schon Hochglanzteller, dann bitte sauber. Die Hendlbrust war nett tranchiert und geschmacklich gut, der Risottoreis hätte ein wenig mehr Flüssigkeit vertragen, das Safterl war dafür sehr gut und würzig.
Abserviert wurde nach einiger Wartezeit, unseren kurz aufkeimenden Gedanken in Richtung Nachspeise verwerfen wir nach einiger Zeit, denn die Servicekraft hat kein Auge für uns sondern ist damit beschäftigt mit einem kleinen, mit Wasser gefüllten Kännchen und einem Putztücherl von Tisch zu Tisch zu wandern und die Tischtücher von etwaigen Flecken zu befreien. Als die Chefin die Situation erkennt ist es für uns bereits zu spät – wir ordern die Rechnung und nehmen die Nachspeise zuhause ein.
Für die beschriebenen Gerichte, einem kleinen naturtrüben Apfelsaft und einem kleinen Bier stehen knappe 40 Euro auf der Rechnung.
Zum Fazit: Die Räumlichkeiten sind mit einigem Aufwand gestaltet worden und hinterlassen einen hochwertigen Eindruck, trotzdem ist vorallem hinsichtlich Gemütlichkeit noch Platz nach oben. Das Service war durch die Person der Chefin sehr kompetent vertreten, speziell eine der beiden jüngeren Damen war durch Lustlosigkeit schwer zu überbieten. Die von uns gegessenen Gerichte waren vorallem optisch sehr ansprechend angerichtet. Geschmacklich waren die Speisen gut, aber nicht herausragend - trotz der relativen Nähe zu Graz werden die 25 Minuten Fahrzeit für uns wahrscheinlich eine schwer zu überwindende Hürde für einen weiteren Besuch darstellen.
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