Wir waren früher – lange vor meiner „Rete-Zeit“ – einige wenige Male in der „Keltentaverne Koschak“, die früher so genannt wurde, weil der Königsberg einst von Kelten besiedelt worden war. Heute nennt sich das Lokal einfach „Gasthaus Koschak“ mit dem Zusatz „Wirt und Weinbauer“, weil der Chef, Ma...Mehr anzeigenWir waren früher – lange vor meiner „Rete-Zeit“ – einige wenige Male in der „Keltentaverne Koschak“, die früher so genannt wurde, weil der Königsberg einst von Kelten besiedelt worden war. Heute nennt sich das Lokal einfach „Gasthaus Koschak“ mit dem Zusatz „Wirt und Weinbauer“, weil der Chef, Martin Koschak, eben nicht nur Wirt sondern auch Weinbauer ist.
Unsere schon etwas verblassten Erinnerungen sind durchwegs positiv, konkret kann ich mich noch an ein besonders gutes Blunzngröstl erinnern und dass beim „Koschak“ vor allem typische steirische Gerichte mit einer eigenen Note sehr fein zubereitet werden und ein Besuch durchaus zu einem kleinen kulinarischen Erlebnis werden kann. Bekannt ist der „Wirt und Weinbauer“ aber vor allem für sein Sulmtaler Huhn, um dessen Zucht und Rassenerhaltung er sich sehr verdienstvoll gekümmert hat. Die aufwendige Aufzucht der Sulmtaler Freilandhühner dauert rund 7 Monate, während die Hybridmasthühner schon nach 1 Monat geschlachtet werden. Dafür soll das Sulmtaler Huhn auch ein ganz besonderes Geschmackserlebnis bieten.
Das Lokal liegt etwas entlegen auf einer kleinen Anhöhe, ist mit dem Navi aber leicht zu finden. Vor dem Lokal gibt es ausreichend Parkplätze. Das Lokal besteht aus 4 ineinander übergehenden Gasträumen. Betritt man das Lokal, befindet sich auf der linken Seite die Schank, auf der rechten Seite schließt sich mit offenem Übergang ein kleiner Gastraum mit 2 8er-Tischen an. Von diesem Raum kommt man dann links in ein kleines Stüberl und auf der rechten Seite schließt sich ein größerer wintergarten-ähnlicher Raum mit vielen Fenstern und ausreichend Platz an, der durch 2 große Holz-Schiebetüren geschlossen werden kann.
Das Ambiente wird durch viel Holz dominiert. Helle Holzdielen am Boden, Tische und Bänke aus Vollholz, Holzfenster, die Wände teilweise mit Holz vertäfelt. Die Einrichtung wirkt stimmig und gemütlich. Keine Fliesen, keine Teppiche, keine Tischtücher, die das heimelige Ambiente nur stören könnten. Edles Wirtshaus-Flair. Da nur wenige Tische besetzt sind (es ist Sonntagabend), können wir selbst unseren Platz aussuchen. Wir lassen uns im kleinen gemütlichen Stüberl nieder. Der Wirt und Weinbauer hat heute persönlich das Service über. Er bringt uns sogleich die Speisekarten und fragt uns, ob wir einen Aperitif möchten. Ich nehme ein Glas Bier, Critica ein Glas Rose-Sekt.
Auf den ersten Blick enttäuscht uns die – überschaubare – Speisekarte, weil sie zu wenig typische steirische Gerichte und keine „Schmankerln“enthält (was wir eigentlich erwartet hätten). An Hendlspezialitäten ersehen wir nur das halbe steirische Backhendl (€ 10,90). Die Speisekarte zeigt sich „hausschweinlastig“, es gibt ein „Filet vom Hausschwein mit hausgemachten Gnocchi und Rotweinsauce“ (€ 15,90), „Aus dem WOK Filetspitzen vom Hausschwein mit Spitzpaprika und Kräuterreis“ (€ 15,90), ein „Ofenbratl vom Hausschwein mit Paprikakraut und Serviettenknödel“ (€ 10,90) und schließlich das Wiener Schnitzel ebenfalls vom Schwein (€ 7,50). Ansonsten gibt es Eierschwammerl mit Bandnudeln (€ 15,90), ein Eierschwammerlrisotto (€ 15,90), ein Rumpsteak vom österr. Almenrind oder ein Forellenfilet mit Wildkräuter-Tagliatelle (€ 18,90). Als ich schon meckern wollte, dass es gerade „beim Koschak“ keine Hendlspezialitäten gibt, entdecke ich in der Karte etwas disloziert den Hinweis auf den „Original aufg’setzten Königsberger Kapaun traditionell serviert mit Semmelfülle und Blattlkartoffel“ (€ 37,00 / Person). Den gibt’s aber nur ab 4 Personen und mit 3tägiger Vorreservation.
Für die Vorspeise interessiert mich das „Tartar von der Forelle“ (€ 9,90), das mit je einem Löffel Tomatenchutney, hausgemachtem Frischkäse und Kapern serviert wird. Das Tartar ist offenbar frisch aus dem Kühlhaus und daher ziemlich kalt, geschmacklich aber recht interessant, wenngleich ich mit etwas Pfeffer nachhelfen muss. Im grob gecutterten Forellenfilet sind kleine Stücke von Kapern und Paprika vermengt. Das Tomatenchutney passt sehr gut dazu, der Frischkäse weniger. Insgesamt bin ich mit dem Tartar recht zufrieden. Dazu gab’s im Körberl selbst gemachtes Brot.
Critica’s Vorspeise, eine „Frühlingsrolle Steirer-Art mit Kräuterpesto, Schinken und hausgemachtem Frischkäse“ (€ 8,50) schaut am Teller etwas verloren und merkwürdig aus, woran auch das bisschen dazugelegte Rotkraut nichts ändern kann. Geschmacklich können die beiden „Rollen“ aber durchaus überzeugen. Warum diese Rollen aber „Steirer-Art“ sein sollen, blieb mir verschlossen.
Für den Hauptgang nehme ich die Filetspitzen vom Hausschwein mit Spitzpaprika und Kräuterreis und Critica das Filet vom Hausschwein mit hausgemachten Gnocchi und Rotweinsauce.
Die Filetspitzen liegen in einer dunklen sehr kräftigen Sauce, deren intensiver Geschmack das gesamte Gericht „überlagert“. Die Filetspitzen sind von guter Qualität, die starke Sauce passt aber nicht wirklich dazu. Der Kräuterreis ist perfekt, jedes Körnchen für sich und harmoniert gut mit der intensiven Sauce. Bei der Sauce vermute ich die Zugabe eines stärkeren Rotweins, den ich bei Critica’s Gericht jedoch vermisse. Dafür sind die beiden Filetstücke auf Critica’s Teller qualitativ hochwertig und geschmacklich sehr gut zubereitet.
Mir lässt der intensive Geschmack der Sauce zu meinen Filetspitzen keine Ruhe und da mir auch Critica ausnahmsweise nicht weiterhelfen kann, frage ich schließlich den Wirt und Weinbauer nach den Hintergründen für diesen Geschmack, der dann gleich auf „Sandra“ verweist, die bald darauf aus der Küche kommt und uns bereitwillig und freundlich aufklärt, dass der ganz eigene Geschmack der Sauce auf Zucker zurückzuführen ist, der aufgekocht und caramelisiert und dann mit Jus abgelöscht wird. Zu meiner Enttäuschung (auf mich bezogen) bestreitet sie, dass Rotwein dazugegeben wurde. Wohl sei bei Critica’s Filet bzw Sauce – wie auf der Karte angegeben – Rotwein dabei, was mich wieder enttäuscht hat, weil ich den Rotwein nicht ausmachen konnte.
Wir haben 3 Achterl Wein getrunken und zwar einen Sauvignon Blanc, einen Morillon und einen Rotwein-Cuvee mit dem königlichen Namen „Louis VIII“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Weine von durchschnittlich guter Qualität sind. Dem Rotwein-Cuvee hat die Fülle gefehlt, er war wohl noch etwas zu jung, was mir der Wirt dann auch bestätigt hat.
Zum Nachtisch nehme ich 3 Kugeln hausgemachtes Eis (€ 7,50), das geschmacklich mittelprächtig bis gut ist, jedoch zu kalt ist und „Eisstücke“ enthält. Critica wählt das „Sulmtaler Parfait mit echter Bourbon-Vanille und hausgemachtem Erdbeergelee“ (€ 6,90) mit einer Kugel Apfeleis, die nicht extra verrechnet wurde. Insgesamt würde ich das Eis und das Parfait nicht weiter empfehlen.
Zur Bewertung:
Für die Speisen müsste ich eine 3,5 vergeben. Die Küche hat zweifelsohne Qualität, die aber nicht oder nicht ganz richtig ausgeschöpft wird. Ich habe auch die steirischen Schmankerln von früher vermisst. Die Mischung der Speisekarte hat nicht gepasst. Auch wenn die Speisekarte freilich Sache des Wirtes ist, hätte ich mir gerade „beim Koschak“, dem Spezialisten für das Sulmtaler Huhn, doch etwas weniger Schwein und etwas mehr Huhn erwartet. Unterm Strich bleibt eine 3.
Das Ambiente verdient eine 4. Die freundliche Einrichtung mit viel Holz vermittelt ein heimeliges Gefühl.
Das Service verdient ebenfalls eine 4. Wir haben uns während des ganzen Abends gut betreut gefühlt. Lediglich zum Zahlen haben wir länger gewartet, sodass wir nach vor zur Schank gegangen sind und dort gezahlt haben. Positiv zu erwähnen auch die Stoffserviette und das hochwertige Besteck. Wir haben auch gleich eine Karaffe Wasser auf den Tisch gestellt bekommen.
Fazit: Ein gutes bis sehr gutes Wirtshaus mit heimeliger Atmosphäre und freundlichem Service. Die Küche ist bodenständig-kreativ, der steirische Bezug scheint aber nicht mehr so stark wie früher. Ein Besuch des Wirtn und Weinbauer kann jedenfalls empfohlen werden. Auch wenn ich etwas Kritik versprüht habe, ich liebe solche Wirtshäuser. Ich komme sicher wieder, das nächste Mal aber zu viert mit dreitägiger Vorreservierung, weil ich mir unbedingt einmal den „aufg’setzten Kapaun“ genehmigen möchte.
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