Nach einer längeren Pause machte ich wieder einmal Halt in Villach. Endlich hatte ich wieder einmal die Möglichkeit, in dem Restaurant einzukehren, das ich so positiv in Erinnerung hatte: das Kaufmann & Kaufmann in der Dietrichsteingasse.
Das Ehepaar Kaufman hat sich hier ein Restaurant mit gute...Mehr anzeigenNach einer längeren Pause machte ich wieder einmal Halt in Villach. Endlich hatte ich wieder einmal die Möglichkeit, in dem Restaurant einzukehren, das ich so positiv in Erinnerung hatte: das Kaufmann & Kaufmann in der Dietrichsteingasse.
Das Ehepaar Kaufman hat sich hier ein Restaurant mit gutem Ruf aufgebaut. Der Gault Millau würdigt die Leistung konstant seit Jahren mit einer Haube. Aufgrund dieser Auszeichnung ist die Erwartungshaltung natürlich höher, dennoch, was interessieren Auszeichnungen? Die Kaufmanns haben´s schon längst bewiesen. Also rein ins Vergnügen. Die Einrichtung ist unverändert geblieben. Es dominiert das gemütliche Flair. Warme Farbakzente verleihen dem Restaurant einen Wohnzimmercharakter. Diesmal war es zu kalt, um draußen zu sitzen. Nette Erinnerungen werden wach geküsst, schöne Abende mit Freunden habe ich in dem ebenfalls sehr gemütlichen Innenhofgarten der Kaufmanns schon verbracht.
Die Speisekarte wurde uns gereicht. Beim Betrachten fallen sofort regionale Schwerpunkte ins Auge. Mit Lesachtaler Schlipfkrapferl oder diversen Kärntner Nudelgerichten fühlt man sich hier von Beginn an gut aufgehoben. Als Gruß der Küche bekamen wir eine Scheibe Roastbeef mit Salat serviert. Eine nette Geste, auch wenn es geschmacklich schon bessere Grüße gegeben hat (fange mit trockener Fleischscheibe und etwas Grünem einfach nicht soviel an – sorry). Weiter ging´s mit den
Vorspeisen
Der Rotkrautstrudel stach in der Karte förmlich heraus, auch die gebackenen Zucchini interessierten uns. Der Rotkrautstrudel war hervorragend zubereitet. Das Gericht ist ja in der Tat nicht leicht hin zu bekommen. Gekochtes Kraut, somit nass, in einem Strudelteig (hier war es Blätterteig) knusprig heraus zu backen. Kann auch schief gehen. Hier nicht! Der Strudel wurde schön knusprig serviert. Goldbraun die Hülle, geschmacklich schön die Fülle. Gut abgeschmecktes Rotkraut machte Freude beim Essen. Doch oje, die Sauce dazu war doch etwas langweilig geraten. Wohl stand auf der Karte Kräutersauce, den Geschmack davon erkannten wir weniger (am Foto erkennbar – mit Kräuter war wohl Schnittlauch gemeint). Auch hätte etwas mehr Salz gut getan. Der Sauce wurde auch nicht zu knapp Obers beigemengt, was die ganze „Tunke“ dann auch etwas geil schmecken ließ. Beim gebackenen Zucchini gab es nichts zu bemängeln. Die dazu gereichte Sauce war okay. Salatmarinade war gut abgeschmeckt (sollte man von einem Haubenrestaurant auch erwarten können). Wichtig: Die Scheiben kamen trocken auf den Teller. Es gibt ja schließlich nichts Schlimmeres als mit fett vollgesogene Gemüsescheibchen.
Hauptspeise
Rostbraten mit Eierschwammerl und Polenta
Auf meine Anfrage, ob ich statt Polenta (wären gebratene Scheiben gewesen) eine andere Beilage haben könnte, wurde mir spontan mit Kartoffelstrudel eine interessante Alternative angeboten. So weit so gut. Das Gericht kam wie bestellt, die Eierschwammerl überdeckten den Rostbraten. Im Nachhinein betrachet wurde mir klar, dass hier etwas versteckt wurde, was sich somit erst beim Kauen des Fleisches als doch sehr schwierig bezeichnen lässt. Das Fleisch war zäh und flachsig. Am Rand der Fleischscheibe ragte noch ein fettiger Teil des Fleischstücks raus. In einem „Haubenlokal“ erwarte ich mir, dass solche Teile entfernt werden. Die Eierschwammerl waren matschig und wässrig. Mein Verdacht: Die Pilze wurden fälschlicher Weise gewaschen. Zumindest ungenügend getrocknet. Die Sauce war dann die gleiche wie beim Rotkrautstrudel oder war das gar keine? Wieder war unendlich viel Obers am Teller. Liebe Kaufmanns, wie kann man denn nur so daneben greifen. Der nette Kartoffelstrudel konnte auch nicht mehr helfend eingreifen. Nach 3 ordentlichen Versuchen den Rostbraten zu vertilgen, wurde die Übung abgebrochen. Das Gericht wurde von uns zurückgeschickt. Frau Kaufmann persönlich kam zu uns und entschuldigte sich für die schlechte Qualität. Sie verstand auch nicht warum, auf ihren Fleischer könne sie sich sonst sehr verlassen. Auf Dessert hatten wir an diesem Abend leider keinen Appetit. Auf der Rechnung wurde der Hauptgang abgezogen. Zum Schluss kam Frau Kaufmann und schenkte uns ihre selbstgemachte Marillenmarmelade. Das „Verzeih mir Management“ funktioniert hier jedenfalls prächtig.
Fazit: ärgerlich, denn von Profis wie den Kaufmanns darf man sich anderes erwarten. Der Villacher Boden ist jedoch nicht der beste, wenn es um hohe Nachfrage nach Spitzengastronomie geht. Es ist sicher nicht leicht, hier in Villach gute Auslastung zu Stande zu bringen. Auch wenn die Grundvoraussetzung etwas schwierig sein mag, braucht es tägliche Begeisterung. Die gebotene Leistung wird Gäste nicht zu Stammgästen machen. Villach braucht gute Restaurants und mit Sicherheit gehört Kaufmann & Kaufmann noch immer dazu. Die an diesem Tag gebotene schlechte Leistung sollte Ansporn geben, es in Zukunft besser zu machen. Glück auf!
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@leckermäulchen u.a.: Das mit der von Frau Kaufmann erwähnten Schieflage stimmt schon. Es werden eher erregte Negativbewertungen geschrieben als nach zufriedenem Besuch sich die Mühe zu machen, einen positiven Bericht in angemessener Länge zu verfassen. Schließlich erwähnen ja auch Sie, dass Sie bisher positive Erinnerungen an dieses Lokal hatten. Wo sind Ihre fälligen entsprechenden Lobeshymnen damals geblieben . . . .?