„Die Leute sollen unsere Speisen so essen, wie wir sie zubereiten. Wenn es ihnen so nicht schmeckt, dann kommen sie eben nicht wieder!“
Das war Eyal Guys Antwort auf meine Frage, warum es in seinem neuen Pita-Lokal „Hungry Guy“ nicht auf jedem Tisch auch jene drei Saucen gibt, die man aus ähnli...Mehr anzeigen„Die Leute sollen unsere Speisen so essen, wie wir sie zubereiten. Wenn es ihnen so nicht schmeckt, dann kommen sie eben nicht wieder!“
Das war Eyal Guys Antwort auf meine Frage, warum es in seinem neuen Pita-Lokal „Hungry Guy“ nicht auf jedem Tisch auch jene drei Saucen gibt, die man aus ähnlichen Imbissen kennt. Damit meine ich scharfe Harissa-Chili-Sauce, die süßliche Mango-Curry und eine dritte Namens „Zhug“, die am ehesten einem grünen Pesto nahekommt. Mein Blick schweift dann über den Tisch und bleibt sichtlich bei den Salz- und Pfefferstreuern stehen, um zu überprüfen, ob sich der Gast hier zumindest damit seine Speisen individualisieren darf. Man darf.
Die Weinkarte ist österreichisch, die Biere sind aus Österreich, Tschechien und Italien. Israelisches Bier – köstlich – sucht man hier vergeblich.
„Das hier ist auch kein israelisches Lokal. Ich will auch nicht ständig gleich in die israelische Lade geschoben werden. Ich bin Israeli, das Lokal ist aber mehr ein Aufeinandertreffen vom Orient und dem Westen“ Man könnte jetzt natürlich auch darüber diskutieren, ob die israelische Küchen nicht prinzipiell eh eine Fusion aus orientalischer, osteuropäischer und westeuropäischer Küche ist. Aber Eyal Guy diskutiert nicht gerne, er erzählt lieber. Zum Beispiel von seinem Steckenpferd, dem in der hauseigenen Bäckerei frisch gebackenen Pita-Brot, mit oder in dem hier so ziemlich jede Speise serviert wird. Und er erzählt gerne von seiner mühsam rekrutierten Mannschaft, die für einander zur zweiten Familie geworden ist und die der eigentliche Chef ist und alles bestimmt. Bei den Speisen darf sich jeder einbringen, der Begriff „out of the box“-Denken fällt mehrfach. Aber kommen wir zum Essen...
Als erstes kosteten wir einen Hummus-Teller. Der Hummus ist im „Hungry Guy“ so ziemlich das Einzige, das nicht selber gemacht wird, sondern aus Israel importiert wird. Und zwar, „weil man den erst lange zubereiten müsste, und das kostet Zeit und Geld“, wie Eyal Guy meint. Aber egal...Der Hummus war gut, das Olivenöl noch besser und die warme Pitaflade aus dem Ofen tatsächlich unvergleichbar besser als in jedem vergleichbaren Lokal...
Ein Traum war auch die darauf folgende Pita mit „Fish & No Chips“ - auf das No Chips komme ich gleich noch – denn dabei handelt es sich um eine umwerfende Kreation. Die in Pita-Bröseln (worin sonst ?) panierten Kabeljau-Stücke treffen hier auf saure Grapefruits, süße Orangen, basische Kartoffeln und knackige Gemüse-Restfülle. Diese Komposition bedarf tatsächlich keiner weiteren Aufwertung durch irgendwelche weitere Saucen. Gut, denn die hätte es ja eh nicht gegeben...
Wer sich vegan ernährt, der würde hier wohl zur Pita-Variante mit gegrilltem Karfiol, Chili, Tomaten und Minze greifen. Die Minze sorgt mit der Chili für eine scharf-frische Note, dem gekochten und dann gegrillten Karfiol fehlt aber jegliches Röstaroma. Insgesamt fehlt dieser Pita der richtige „Knack“. Einstimmig finden mein Gegenüber und ich, dass hier einige geröstete Zwiebel wahre Wunder wirken könnten, aber Eyal Guy meinte, dass Dinge wie Röstzwiebel zu sehr stinken würden. Das ist ja auch der Grund, warum es im Hungry Guy keine Pommes Frites gibt. „Es kommen ja auch viele Menschen aus den Büros der Umgebung zu Mittag her. Anwälte, Ärzte und so. Die wollen sicher nicht nachher ständig nach Frittierfett riechen..“
Ich bin mir zwar sicher, dass auch in vielen anderen Lokalen die von Anwälten und Ärzten besucht werden frittiert wird, aber wollen wir mal nicht so sein.
Unsere dritte Pita-Variante war jene mit Hühnerfleisch. Garniert wurde diese mit einem riesigen panierten Zwiebelring, der natürlich nicht frittiert war. Dem Hühnerfleisch fehlten leider jegliche Röstaromen, also genau jene Noten die Hühnerfleisch vom Grill oder vom Drehspieß zu unwiderstehlich machen. Wer noch Lust auf Süßes hat, der bekommt hier kleine Gläser mit nicht unspannenden Cremes (Sesam war toll!).
Zusammenfassend steht das „Hungry Guy“ für ein interessantes neues Konzept mit dem klaren Fokus auf alles rund um Pita. Eyal Guy und sein Team sind bereit vieles auszuprobieren und er betont auch laufend, dass sie mit dem Fine Tuning noch lange nicht fertig sind. Und das ist auch gut so. Und vielleicht könnte man die Gäste hier als etwas mündiger einstufen und ihnen zutrauen, dass sie sich ihre Speisen noch selbst abschmecken dürfen, wobei wir wieder bei den eingangs erwähnten drei Saucen wären. Ja, das Pita-Brot ist hier wirklich traumhaft, aber ich gehe wahrscheinlich dreimal lieber zu einem Mitbewerber mit weniger köstlichem Brot bei dem ich meine gefüllte Flade nach meinem eigenen Geschmack mit den „drei Saucen“ abrunden kann, als erklärt zu bekommen, dass die Gäste ja nicht wiederkommen müssen wenn es ihnen nicht schmeckt....
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