Abendessen in Andritz. Ein stattlicher Gasthof in der Grazer Vorstadt. Ein marmorner Treppenaufgang, schwere Glastüren, innen dunkles Holz, gediegen. Im Foyer das AMA Gütesiegel, kulinarisches Erbe, Hinweise auf die Lieferanten. Schilder, die zeigen, dass man hier auf Qualität setzt. Dahinter ein...Mehr anzeigenAbendessen in Andritz. Ein stattlicher Gasthof in der Grazer Vorstadt. Ein marmorner Treppenaufgang, schwere Glastüren, innen dunkles Holz, gediegen. Im Foyer das AMA Gütesiegel, kulinarisches Erbe, Hinweise auf die Lieferanten. Schilder, die zeigen, dass man hier auf Qualität setzt. Dahinter eine lange Schank, geräumige Säle, in die Einrichtung hat man vor einigen Jahrzehnten ordentlich investiert. Sie ist zwar in die Jahre gekommen, aber gut erhalten. Qualitätsarbeit eben – und die ist bekanntlich von Dauer. „Gutbürgerlich“ – dieser Ausdruck beschreibt den Gasthof Pfleger sehr gut.
Ich nehme an einem Tisch gegenüber der Schank Platz. Die Kellnerin ist gleich zur Stelle und bringt mir ein Krügerl vom Puntigamer und die Karte. Sie bietet klassisch-österreichisches vom Backhendl bis zum Tafelspitz und steirische Schmankerln, Klachlfleisch mit Heidensterz beispielsweise. Auf die Mehlspeisen legt man großen Wert, wie die ansehnliche Vitrine mit Torten, Kuchen und Strudeln beweist.
Ich starte mit einer Schweinshaxlsuppe. Ohne Sterz, sie soll schließlich Vorspeise sein. Ein dampfender Teller mit einer köstlichen, sämigen und sehr gehaltvollen Klachlsuppe, wie sie besser nicht sein kann. Eine ordentliche Menge vom köstlich sulzigen Schweinshaxlfleisch ist drin, viele Stunden lang gekocht, so dass es fast von den Knöcheln fällt. Ein herrliches Gericht, das leider mittlerweile auch in der Steiermark viel zu selten angeboten wird, hier beim Pfleger mustergültig zubereitet.
Als Hauptspeise wähle ich die gefüllte Kalbsbrust. Ich bekomme eine stattliche Portion, eine dicke Schnitte Fleisch, weich, saftig, herzhaft, mit perfekter Knödelfülle und einem sehr kräftigen Saft. Köstlich, ein Musterbeispiel, wie aus dem Lehrbuch der traditionellen österreichischen Küche, fast schon weltkulturerbetauglich. Ich frage nach einem guten Glas Wein dazu. Drei Rote aus der Bouteille werden angeboten, ein Zweigelt vom Umathum, ein Blaufränkischer vom Amminger aus Horitschon, der Olivin vom Winkler-Hermaden. Auch er ist ein Zweigelt, und zwar ein besonders großer. Das lasse ich mir gerne gefallen, die Kalbsbrust ist herzhaft genug, um dem Olivin Paroli zu bieten.
Die Torten hätte ich gern noch gekostet, aber das schaffe ich beim besten Willen nicht mehr. Gut, dass ich mit dem Radl da bin, da kann ich beim nach Hause Strampeln ein paar Kalorien einem guten Zweck zuführen.
Die Rechnung fällt mit € 28,- in Anbetracht der gebotenen Qualität maßvoll aus, zumal das Achterl Olivin alleine mit € 6,30 zu Buche schlägt. Viel für ein Glas Wein, aber dennoch zurückhaltend kalkuliert, zumal eine Bouteille dieses Weines im Handel nicht unter € 18,- zu haben ist.
Fazit: Hervorragende Küche, sehr qualitätsbewusste Auswahl der Zutaten und der Weine, moderate Preise. Eine der besten Adressen für klassisch steirisch-österreichische Küche in Graz.
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