Vorsicht, kleine Odyssee mit gutem Ausgang.
Klassischer Sonntagsausflug. Von Klagenfurt aus ein Ausflugsgasthaus finden, mit traditioneller Küche, Kletzennudeln und Spaziergang danach.
Die erste Möglichkeit, die einem hierzu einfällt, wäre der Magdalensberg.
Eine viel weniger bekannte M...Mehr anzeigenVorsicht, kleine Odyssee mit gutem Ausgang.
Klassischer Sonntagsausflug. Von Klagenfurt aus ein Ausflugsgasthaus finden, mit traditioneller Küche, Kletzennudeln und Spaziergang danach.
Die erste Möglichkeit, die einem hierzu einfällt, wäre der Magdalensberg.
Eine viel weniger bekannte Möglichkeit ist der Christofberg, östlich davon. Auch dieser ist bequem mit dem Auto erreichbar, auch dieser mit Kircherl und Gasthaus am Gipfel.
Man könnte sogar vom Magdalensberg in gut 1 ½ Stunden zu Fuß von einem zum anderen Kircherl gehen.
Oder man spaziert vom Fuß des Berges eine Stunde rauf zum Gasthaus.
Genau das hatte die ReTe-Anfahrtsbeschreibung nicht gewusst – und wollte uns mit dem fahrbaren Untersatz doch glatt per Fußweg zum Gipfel lotsen.
Drei Telefonate in Richtung Gipfel waren dann nötig, um zum Ziel zu kommen. Oder man hätte gleich das tomtom verwendet: Görtschitztalbundesstraße B92 – auf Höhe St. Filippen ist der Wegweiser Richtung Christofberg dann nicht zu übersehen.
Der Vorteil des Irrweges: man kommt umso hungriger am Ziel an.
„Da Meesna“ am Christofberg ist im Vergleich zum Magdalensberg viel bescheidener und bodenständiger geblieben. Zwar wurde der Südbalkon irgendwann mal als Wintergarten ausgebaut, doch die alten Obstbäume um den Hof herum sprechen noch eine etwas einfachere Sprache als der Ausflugstempel am bekannteren Magdalensberg.
Der Ausblick am Gipfel schafft nicht alle vier Himmelsrichtungen wie gegenüber, aber die schneebedeckten Karawanken scheinen zum Greifen nahe. Ein Traum.
Sicher, hier gibt’s keinen Riesen-Streichelzoo, Kinder-Vergnügungspark und dergleichen, der Messner ist noch ein echtes Landgasthaus wie anno dazumal.
Das merkt man an den roten Tischtüchern, die noch aus diesem „alten“ Stoff wie Großmutters Vorhänge gemacht sind.
Die Speisen werden allesamt in Lilienporzellans Standardausführung serviert. Das waren noch Zeiten – und hier ist das die Gegenwart.
Es gibt keine Karte – „da Meesna“ zählt die Gerichte auf: Schlickkrapferlsuppe, Frittatensuppe, Schweinsbraten, Wiener Schnitzel, Rindfleisch mit Semmelkren, Kasnudeln, Kletzennudeln.
Punkt und aus.
Die Suppe ist eine feine Rindsuppe mit Suppengrün, dürfte ruhig ein wenig intensiver sein, aber es wurde nicht geschwindelt. Die Krapferl sind nicht zerkocht, mit zurückhaltend würzigem, aber nicht überwürztem Kern.
Das Rindfleisch ist ehrliche Kost, ein bisschen Suppe ging mit auf den Teller, der Semmelkren hat endlich die Beschaffenheit, die er braucht. Das sieht zwar wie immer ein wenig komisch aus und so manches Kind verzieht beim Anblick mit halb herausgestreckter Zunge das Gesicht – aber umso besser schmeckt er.
Passend dazu die guten Röstkartoffeln und die Karotten aus der Rindsuppe.
Der Teller geht fast über und „da Meesna“ schafft es trotzdem, seinen Daumen beim Servieren nicht in den Semmelkren zu tunken (oh ja, da gibt's einen grauslichen Witz, kennt den wer?).
Kletzennudeln. Ein Vortester sagte ja schon korrekt – hier muss man die Varianten der Kärntner Nudeln probieren.
Ich bin ja bekanntlich kein großer Fan der Kombination Topfen, Kartoffeln und Minze.
Ich habe aber auch das Kärntner Original gekostet und für gut befunden.
Besonders gut sind die Nudeltaschen hier nicht zuletzt deswegen, weil die Größe passt. Das ist wiederum entscheidend beim Kochen. Passt nämlich die Größe, stimmt auch das Verhältnis zur Kochzeit.
Denn wer kennt das nicht: viel zu große Nudeltaschen brauchen zwar wegen der Fülle länger im kochenden Wasser, dafür ist aber der Teig dann entweder zu weich oder die Tascherln platzen gar überhaupt auf.
Hier passt das Verhältnis – die 9 (!) Kletzennudeln sind ideal in der Größe, der Teig ist dünn und makellos, kein Kochwasser ist eingedrungen, und die Fülle lässt keine Wünsche offen - dazu noch die gezuckerte Zimtbutter, was will man mehr.
Der wortkarg-bescheidene Chef fragt „Woart’s wuhl z’frieden?“ – das waren wir sicher, jetzt fehlt nur mehr der Digestif. Auch hier gibt’s noch das Althergebrachte: Zirbenschnaps, „a Lärchale“ oder einen angesetzten Wipferlschnaps, wohl aus den „Maiwipferln“, den jungen Fichtentrieben.
War ok, aber nicht wirklich erstaunllich, beim nächsten Mal wird’s wohl wieder der vom Alkohol doch weitaus „gefährlichere“ Zirberl werden.
Danach war Spazieren angesagt – für die gute Unterlage sollten es dann doch wenigstens ein paar Schritte sein.
Ein idealtypischer Sonntagsausflug also, mit den passenden Gastgebern und der ebenso passenden Verköstigung.
Sehr empfehlenswert.
Hilfreich16Gefällt mir8Kommentieren