Gasthaus Ziegelwerk.
Was nun, Gasthaus oder Ziegelwerk ?
Beides !
Knapp 70 Jahre im vorigen Jahrhundert stand hier ein Ziegelwerk mit Steinbruch, danach lag das Areal lange brach und wurde ab 2013 aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Einer der Kalkofen ist liebevoll renoviert worden, dieser is...Mehr anzeigenGasthaus Ziegelwerk.
Was nun, Gasthaus oder Ziegelwerk ?
Beides !
Knapp 70 Jahre im vorigen Jahrhundert stand hier ein Ziegelwerk mit Steinbruch, danach lag das Areal lange brach und wurde ab 2013 aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Einer der Kalkofen ist liebevoll renoviert worden, dieser ist gleichzeitig Blickfang und Zeitzeuge. Weitere Umbauten folgten mit viel Gespür für die Erhaltung des Altbestands, sowie dem Einzug von moderner Gastro-Kultur.
Die Räumlichkeiten können für Veranstaltungen gemietet werden, abgesehen davon, ist eine Reservierung immer ratsam.
Der bereits erwähnte Kalkofen zeigt, dass man am Ziel angekommen ist, entlang des Areals gibt es viele Parkplätze. Seit die Wiese gegenüber zur Chill-Area mit Liegestühlen umgestaltet wurde, gibt es außerhalb des Grundstücks noch – gut beschriftetet- Parkmöglichkeiten.
Der Gastgarten breitet sich zwischen Kalkofen und dem Ensemble aus, gekiester Boden und hochwertige Holz-Metall-Möbel. Die geschickte Bepflanzung entfaltet im Sommer ihre totale Pracht. Die Innenräume werden von (Ziegel)stein und viel Holz dominiert. Die moderne Küche ist mittels automatischer Schiebetür nur einen Steinwurf hinter den beiden Theken entfernt und man erhascht diverse Einblicke.
Gedeck – EUR 2,80
eine große Schale mit frisch gebackenem Brot, duftende Gewürze, dazu bräuchte es rein gar nichts, es gibt aber Olivenöl mit einem Stämmchen Rosmarin und eine Frühlingsaufstrich auf Topfenbasis. Das grobe Salz steht schon am Tisch. Und in einem Gläschen auf gut mariniertem Salat ein paniertes Kichererbsen Bällchen. Man muss wirklich aufpassen, sich nicht schon vorab den Bauch vollzuschlagen 😉
Leithaland-Salat – EUR 10,50
Auf den ersten Blick sieht der gebrachte Teller nach sehr wenig aus. Böhmisch-süß marinierte Blattsalate mit Eierschwammerln im Ganzen, ein paar Mango Spalten und darauf thront der gratinierte Ziegenkäse. Den Thron hat dieser auch tatsächlich verdient. Die Scheibe ist ordentlich dick, etwas größer als gewohnt, die Außenhülle bietet Stabilität und der innere Kern ist perfekt von der Konsistenz, leicht cremig, fließt aber nicht davon. On top wurde noch mit etwas Zucker karamellisiert, gemeinsam mit den frischen Frühlingszwiebeln ein echtes Gaumenkino. Könnte ich mir auch sehr gut als Hauptgang vorstellen.
Rindsuppe – EUR 4,80
Hier werden die Suppen noch in tiefem Porzellan serviert, somit hat jeder Einblick. Und was man sieht, erfreut einen wirklich, eine gehaltvolle Brühe, ohne diverse Verstärker und auch nicht mit Wasser aufgegossen. Die Gemüse-Julienne könnte sogar einen Moment mitgekocht worden sein. Zwei ordentliche Leberknödel, die so überhaupt nichts mit der allseits bekannten Fertigware zu tun hat, sie sind nicht einmal gleich groß, ehrliche Handarbeit.
Hirschgulasch – EUR 15,90
Das Wild wird hier in doch relativ großen Stückchen serviert, nichtsdestotrotz lassen sei sich tadellos mit der Gabel alleine teilen. Das Gulasch muss lange geschmurgelt haben, denn das Safterl ist dermaßen sämig, ich vermute Wacholderbeere nebenbei, ein bissl leicht bissfestes Wurzelwerk und als Herausstellungsmerkmal: die Leithabergkirsche. Diese Edelkirsche wird seit einigen Jahren rund um das Leithagebirge bis an den Neusiedlersee unter anderem auch kulinarisch verarbeitet. Nicht nur in rein flüssiger Form, sondern auch als Chutney und Süßspeise bis hin als Begleiter zu Fleischspeisen. Die selbstgemachten Spätzle passen richtig gut dazu und damit bleibt auch kein Tröpfchen des guten Saftes am Teller.
Gebackene Steinpilze – EUR 13,90
Der Dreieckaufsteller am Eingang zum Gastgarten hat seinen Werbeeffekt erfüllt, die Pilze werden geordert. Die Stücke sind ordentlich groß, man hat hier offenbar keine Angst vor Würmern 😉, teilweise sind die Stückchen mit Teilen von Stiel und Kappe, so wie es gerade gepasst hat. In der Panier war etwas Salz und der Geschmack eines Gewürzes, den ich nicht zuordnen konnte. Allerdings brachte das Topping erst richtig Schärfe, eine Mischung wie aus Ajvar und Chili, und natürlich frischer Frühlingszwiebel. Serviert mit einem kleinen Teller Blattsalaten.
Strozzapretti – EUR 15,90
Das musste ich unbedingt haben. Ich Dösel vermutete sogar einen Schreibfehler, bis ich recherchiert habe, ja, das zweite ‚r‘ gehört hier wirklich hin – die lustige Übersetzung aus dem italienischen lautet: Priesterwürger (…). Bei dieser Recherche habe ich auch erfahren, dass diese Art Pasta relativ aufwendig in der Zubereitung ist (Teig in Quadrate, dann ein Dreiecktuch draus falten und gegengleich drehen, dass ein Spiralnebel entsteht). Ich sag mal so, wenn schon unbedingt carbs – dann diese 😉
Ich würde sie jetzt mit dem Parmesan als ‚schlotzig‘ bezeichnen, die Erbsen waren farblich zwar das Highlight. Aber geschmacklich eindeutig der Sieger – die Trüffelscheiben! Ich finde Trüffel grundsätzlich meist überbewertet, aber das war eine Kombination zum Reinlegen. Vielen Dank dafür, das hat so gut geschmeckt.
Als Abschluss schaffen wir nix Süßes mehr, nur mehr die braune Bohne.
Fazit:
Das Lokal wird geführt von Julia und Werner, sie vereinen das Beste aus Burgenland und Vorarlberg, und bei allen unseren bisherigen Besuchen hat die Chefin ein Runde gedreht und jeden begrüßt und nachgefragt, ob alles in Ordnung ist. Die Produkte bezieht man aus der unmittelbaren Umgebung vom Leithaberge bis ins südliche Burgenland und hin zum Gut Dornau. Das Service-Team scheint stabil, das ändert sich kaum, auch nicht nach den Schließungen – never change a winning team !
Kulinarisch wurden wir immer – und sei es auch nur mit einer Kleinigkeit von Neuem – überrascht. Preislich vielleicht etwas im oberen Segment, aber jeden Euro wert, das Ambiente würde ich genau so gestalten, wenn man mir frei Hand ließe, man fühlt sich jeden Moment wohl und gut aufgehoben.
Mit einem Wort – alles richtig gemacht.
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Das klingt ziemlich großartig. Schade, dass es die Strozzapreti und die gebackenen Steinpilze offenbar nicht auf die Standard-Speisekarte geschafft haben. Was dort drauf steht ist nicht annähernd so interessant, bzw. selten zu kriegen.