In der Lockdown[i]ade (= Zeitraum zwischen zwei lockdown …) war es gar nicht so einfach mit einer Reservierung in Steyr. Viele Feierlichkeiten wollten nachgeholt werden, also intensiver recherchieren. Es wurde Franz Ferdinand. Schlicht und einfach. Reservierungsanfrage flott bestätigt. Die Empfeh...Mehr anzeigenIn der Lockdown[i]ade (= Zeitraum zwischen zwei lockdown …) war es gar nicht so einfach mit einer Reservierung in Steyr. Viele Feierlichkeiten wollten nachgeholt werden, also intensiver recherchieren. Es wurde Franz Ferdinand. Schlicht und einfach. Reservierungsanfrage flott bestätigt. Die Empfehlung des Concierge im Hotel, wo man gut essen kann, hat uns in der Wahl bestätigt.
Beim ersten Erkundungs-Spaziergang haben wir das Franz Ferdinand bereits ausgemacht, etwas abseits der touristischen Trampelpfade, im alten Stadtteil Steyrdorf. Direkt hinter dem ‚roten Brunnen‘, der seinen Namen von seinem früheren kupfernen Dachl hat.
Auf dem gepflasterten Gehsteigbereich ist ein Schanigarten mit vielen kleinen Tischen unter Sonnenschirmen, leider ist es hier so steil abfallend, dass es meiner Meinung nach, nicht sehr bequem ist. Trotz etwas kühlerer Temperaturen saßen einige Gäste da, auch welche zum Essen.
Wir können aus zwei reservierten Tischen aussuchen, einer im 'Schaufenster' zum Schanigarten, einer direkt an der Außenfront der Theke – keine Frage – freie Sicht auf den Brunnen. Zumindest fast, denn über die ganz Scheibe ist mit Draht und Klipsen die Speisekarte und das Weinangebot aufgeklipst. Lustige Idee – vor allem, wenn man Fremden beim Lesen zuschauen kann.
Kohlrabicarpaccio (9,50)
Da ist sie wieder, meine Erwartungshaltung. Ich habe nicht mit einem sprichwörtlichen Haufen an gehobeltem Kohlrabi gerechnet. Zugegeben, er war zwar hauchdünn gehobelt, umso mehr schade, dass er nicht flacher aufgelegt, gefächert, oder was auch immer war. Es wäre außerdem egal gewesen, denn über all dem hat man den Zitronenrahm drüber geleert. Ich spendiere ein hübsches Extraschälchen, darauf dann natürlich schon der Schnittlauch. Der Forellenkaviar war nicht sehr intensiv, getrennt serviert, bzw. nur über den Kohlrabi wäre viel gescheiter gewesen.
Lachsforellenfilet (19,50)
Sehr puristisch kommt der Teller daher, ein Klacks Kartoffelpüree, dünnflüssig von der Konsistenz, kein Muskat oder etwas anderes Aufwertendes, darauf das Fischfilet. Sehr gut angebraten, am Rand fast ein bissl übersehen, es war knapp vor schwarz. Grüne Stangenbohnen, sehr englisch durchs heiße Wasser gezogen, speziell bei Bohnen mag ich das nicht.
Das absolute no-go beim Ausservieren war aber ein dickes weißes Haar auf meinem Fischfilet. Zumindest hoffe ich, dass es nur ein Haar war. Auf Reklamation wurde es kurzerhand (kurzerfinger) vom Teller genommen, die Erklärungen reichten von Bohnenfaden bis Stroh, in dem das Gemüse geliefert wurde. Im Nachhinein fast besser so, als nochmals in die Küche – wer weiß …
Fazit:
Kulinarisch geöffnet ist von Donnerstag bis Samstag, das Herzstück dürfte aber schon der Weinhandel sein. Man sitzt mitten in Weinkisten und Kartons, an den Wänden entlang sind die Flaschen aufgestapelt.
Franz Ferdinand wurde mit einer Gault Millau-Haube und zwei Falstaff-Gabeln ausgezeichnet. Das erschließt sich mir nicht ganz. Wenn man einer gewissen Art von Erlebnisgastronomie offen gegenübersteht, ist das richtige Ort dafür. Man preist auf der Homepage Lokalität bei den Lieferanten, für mehr als eine 3 hat mir persönlich überhaupt etwas Würze gefehlt, denn an sich kommen die Gerichte ohne Schnickschnack – Fisch, Püree, Spargel. Kaum Salz, kein Knoblauch oder Zwiebel, Kräuter in Form eines Dill-Stämmchen. Das ist mir für einen Geheimtipp zu wenig. Und zu teuer.
Das Service ist jetzt schwierig zu beurteilen – erster Arbeitstag eines fremdsprachigen Kellners, der ständig nachfragen musste, weil er die Speisen einfach nicht kannte. Der Chef selbst hat schon das gewisse Wirts-Gen, aber er konnte natürlich auch nicht überall gleichzeitig sein.
Ambiente hätte die Chance ein Burner zu sein, dazu müsste es allerdings ‚aufgeräumter‘ sein, das Durcheinander und die Enge sind nicht ideal, der 70er-Jahre-Vorhang auf der Schmalseite über die ganze Wand hat was von Vintage. Die Eingangstür hat 'gebockt', d.h. sie war offen, bis jemand gebeten hat, zu schließen, weil es ihm kalt war. Daraufhin konnte kein neuer Gast kommen, weil es geschlossen wirkte (…) – ich habe gerne vermittelt 😉 – bin ja prominent als Pförtner gesessen.
Unbedingt im Anschluss den in Wurfweite befindlichen Dunklhof besuchen, ein Bürgerhaus aus der Renaissance mit Arkadenhof – einfach reingehen trauen
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