am 24. März 2012 · Update 18. Jul 2012
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Eins vorweg: das Lokal polarisiert. Hier wurde schon hoch gelobt, aber auch viel geschimpft, das weiß ich von Freunden.
Ich bzw. wir (also Familie samt Anhang) hatten bis dato nie Pech im Hause Springer.
Die Forellenschenke gibt’s ja schon eine halbe Ew...Mehr anzeigen(Anm.: letzte Updates ganz unten)
Eins vorweg: das Lokal polarisiert. Hier wurde schon hoch gelobt, aber auch viel geschimpft, das weiß ich von Freunden.
Ich bzw. wir (also Familie samt Anhang) hatten bis dato nie Pech im Hause Springer.
Die Forellenschenke gibt’s ja schon eine halbe Ewigkeit. Direkt am Polsterteich gelegen, erinnert das niedrige Gebäude eher an einen kleinen Schuppen, irgendwas zwischen Tennis-Vereinslokal und Fischerhütte, straßenseitig ist kein einziges Fenster eingebaut, während man aus der Gaststube direkt auf den Teich samt Entenschar und Nutrias blicken kann.
Im Sommer gibt’s draußen einen schönen Sitzgarten samt großem offenen Grill, natürlich auch mit Blick auf’s stille Gewässer.
Man kommt in die gute Stube und muss zuerst an der kleinen Theke vorbei, die stets von „üblichen Verdächtigen“ bewohnt wird, die an manchen Abenden auch ordentlich Stimmung machen.
Der Eingangsbereich ist voll mit Fotos der letzten Jahrzehnte, immer mit den Wirtsleuten und mehr oder weniger lustigen Gästen, prominent wie nicht prominent.
Nach der Theke erweitert sich der Raum und macht Platz für urige Bänke und Tische, so mancher Tisch noch mit der obligaten Besteckschublade.
Gegenüber der Tischreihe ist die offene Küche voll dekoriert mit Geschirr, landwirtschaftlichen Klimbim, jeder Menge Weinflaschen und noch mehr lustigen Bildern.
In der bereits ein bisschen in die Jahre gekommenen Toilette prangt (natürlich nur in der Herrentoilette) ein riesiges Holzschild über dem Pissoir: „Komm näher mein Freund, denn ER ist kürzer als du denkst!“.
Der Spruch passt zu den Wirtsleuten, dürfte aber seinen Sinn nicht verfehlen. Am Boden sind keine Tröpferln zu entdecken…
Apropos Wirtsleut: wer mit dem etwas rauhen Charme der beiden Eheleute nicht kann, ist hier sicher falsch. Wer die beiden aber länger kennt, könnte sich gar nicht vorstellen, dass die beiden anders wären. Am Publikum, auch welches am Abend dann nach und nach eintrudelt, erkennt man, dass es viele Stammgäste sind, die hier (wie wir) immer wieder vorbeischauen.
Nach der Bestellung der Speisen schmeißt sich Chef Harald in die Küche. Wenn man ihn dabei beobachtet, mit schütterem Haar und buschigem Schnauzer, so möchte man fast glauben, er verrichtet seinen Dienst mit Todesverachtung. Doch der Eindruck täuscht.
Auch die beiden beobachten ihren Chef ständig: der artige Golden Retriever von der Theke aus, und der Gulaschtiger von der Fensterbank.
Und das gibt’s hier zu essen:
Vorweg, die Karte wechselt ständig. Seit jeher gibt’s zwei große Standbeine: den Fisch samt bodenständiger Küche sowie thailändische Küche. Das überrascht natürlich, weil man dies hier überhaupt nicht vermutet. Doch Chef Harald gibt sogar Kochkurse und (zumindest war das früher so) ist auch öfters eine Thailänderin hinterm Herd.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bis heute nicht weiß, wie es zu dieser österreichisch-thailändischen Zusammenarbeit im Hause Springer gekommen ist.
Auf alle Fälle – es tut dem Haus gut. Die Mischung der Speisekarte wirkt dabei fast skurril, hat aber einige wirkliche Highlights sowie so manchen überraschenden „Neuzugang“ zu bieten, der jedes Mal vollends überzeugte.
So gibt es hier zum Beispiel eine Knoblauchsuppe wie man sie sonst wo nie bekommt. Keine Allerwelts-Knoblauchsuppe mit vier Litern Schlagobers, die man drei Tage später immer noch aufstößt, sondern eine etwas dünnere mit Lauch, Speck und eben NICHT gequetschten, sondern gehackten Knoblauchzehen.
Das Ergebnis schmeckt nicht nur viel besser und facettenreicher, sondern ist auch weitaus bekömmlicher.
Die Bananensuppe. Thailändisch. Wer die Kombination aus Bananen, Kokosmilch und Chili noch nie probiert hat, der sollte bald hier her kommen. Es gibt sie seit Jahren hier im Haus, es wird sie wohl auch weiterhin geben, aber trotzdem freue ich mich jedes Mal auf’s Neue, wenn ich hier herkomme.
Heute: eine Käferbohnensuppe mit Speck und Kernöl. Na bumsti – da lass ich doch glatt mal meine geliebte Bananensuppe links liegen – und sollte es nicht bereuen. Schön mehlige, an Kastanienreis erinnernde Bohnen, der schön glasige Speck in schmalen Streifen, garniert mit einem schönen Kernöl-See obendrauf. Draußen regnet’s nach langer Zeit wieder mal, herinnen wärmt die Suppe Bauch und Herzerl.
Ein Dschungelcurry, alles andere als eine „Mogli“-Packung. Ich durfte es nur mal kurz kosten, da nicht ich es bestellt hatte. Würzung und Schärfe passen perfekt. Der Reis geht schwer in Ordnung.
Immer eine sichere Bank: die Salate. Gut 20 Besuche in den letzten paar Jahren, der Salat war immer knackig und frisch, da war nie ein lätschertes Blatt, kein schwarzer Rand am Vogerlsalat.
Heute mit dabei, weil auch auf der Karte: Röhrlsalat, man lese und staune!
Wer’s nicht weiß: als Röhrlsalat bezeichnet man hierzulande den Löwenzahnsalat. Kaum wächst das erste Gras im Frühling, sieht man eifrige „Röhrlsalat-Stecher“ auf den Feldern, die die zarten jungen Blätter samt Strunk ernten. Fein bitter, im Zusammenspiel mit Blattsalat, Rucola und Vogerlsalat ein Gedicht.
Esse ich auch nur hier: den Salat mit hauseigenem Joghurtdressing abgemacht.
Heute außerdem mit dabei: Tagliatelle mit Steinpilzen.
Muss man im März Schwammerl essen? Berechtigte Frage. Aber ich kenne das Haus gut, die Herrschaften sind vielleicht vordergründig brummig, aber sie sind auch echte Feinschmecker. Hier werden sogar Herbsttrompeten (nah verwandt mit dem Eierschwammerl, typische Herbstpilze) kulinarisch verarbeitet – und die Steinpilze. Sicher aus dem hauseigenen Tiefkühler, lokal gesammelte Pilze aus dem Wintervorrat. Als „Auftaupilze“ nicht erkennbar, gekonnt verarbeitet, sehr würzig und vorsichtig mit Sahne abgeschmeckt. Die Nudeln haben den obligaten Biss, kein Grund zum Murren.
Die Hauptrolle hat aber weiterhin der Fisch: Orata oder Branzino, egal ob klassisch gebraten oder mit Kokossauße (!!) sind immer eine sichere Bank und routiniert zubereitet.
Heute gibt’s für mich mal ganz was Neues: eine Makrele. Laut Chefin ein etwas fetterer, aber auch viel „gschmackigerer“ Fisch als Barsch oder Brasse. So sei es.
Die Makrele, die mir sonst nur vom schnellen Hungerstillen unterwegs aus dem Glasl bekannt war, kommt hier gegrillt daher. Auf den ersten Blick ein wenig klein und fast ein wenig zu dunkel geraten, tu ich dem Fisch doch glatt unrecht.
Etwas schwarz war die Haut tatsächlich nur beim ohnehin nicht essbaren Kopf, ansonsten war die Haut gut genießbar (ja ich esse die Haut immer!).
Das Fleisch präsentierte sich fest, gehaltvoll. Auch wenn ich in Zukunft doch wieder eher Branzino oder Orata essen werde ein lohnender Versuch.
Gute Beilage: die nicht geschälten Kartoffeln.
Zum Schluss gibt's noch so manche interessante, natürlich hausgemachte Nachspeise, wie etwa Vanilleeis mit Kernöl. Heute wär’s fast eine Mascarponecreme mit Himbeeren geworden, wieder mal eine neue, interessante Kreation.
Aber die nur auf den ersten Blick kleine Makrele erlaubte es nicht mehr. Nächstes Mal also, sofern noch auf der Karte.
Zulegen könnte das Haus in puncto Wein, hier ist die Auswahl für meinen Geschmack doch eher mager.
Recht mager sind aber auch die Preise: zu dritt waren nicht mal 20 Euro pro Person zu berappen. Bei Vorspeise, Fisch und Getränken kein stolzer Preis. Vor allem die nicht alltäglichen Suppen sind mit um die 3,50 fair kalkuliert.
Alles in allem – die Forellenschenke hat mich auch heute wieder nicht enttäuscht, bin gespannt auf neue kulinarische Skurrilitäten.
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Update 16.7.:
Draußen am Teich zu sitzen herrlich lauschig, man kann sogar den Nutrias beim Flirten zuschauen.
Die Bananensuppe ist gut wie immer.
Die Käferbohnensuppe mit Speck kommt als kleine Hauptspeise daher. Kräftig, dick, wohltuend.
3x Curry. Einmal Matsaman, einmal Hühnercurry und einmal "Dschungelcurry", letzteres mit wirklich zartem Rindfleisch. Ordentlich scharf, aber der Eigengeschmack ist stets präsent.
Dünner, aber aromatischer Saft, einzig das Aussortieren der Pfefferkörner ist ein wenig lästig.
Leicht trockener, aber trotzdem sehr guter Reis.
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