Kurzaufenthalt in Innsbruck. Wir sind am frühen Abend hungrig und auf der Suche nach einem passenden Lokal. Die Prämissen sind vermeintlich einfach: es sollte ein möglichst authentischer Italiener und vor allem kein dezidiertes Touristenlokal sein. Nach einigem Suchen scheinen wir fündig geworden...Mehr anzeigenKurzaufenthalt in Innsbruck. Wir sind am frühen Abend hungrig und auf der Suche nach einem passenden Lokal. Die Prämissen sind vermeintlich einfach: es sollte ein möglichst authentischer Italiener und vor allem kein dezidiertes Touristenlokal sein. Nach einigem Suchen scheinen wir fündig geworden zu sein und wir machen uns auf entlang der Maria Theresien-Strasse, vorbei am Goldenen Dachl, über die Innbrücke und dann links über ein sehr schmales Gasserl eine Steigung hoch. Ein wenig unscheinbar in einer Kurve liegt es da, das “due Sicilie“, lediglich der beleuchtete Schriftzug bestätigt, dass wir hier richtig sind.
Es ist ziemlich genau 18 Uhr, als wir das Lokal betreten und freundlich begrüßt werden. Der erste Gastraum beherbergt gleich nach dem Eingang rechts den Arbeitsplatz des Pizzaiolo, die lange Bar findet sich im Anschluss daran. Wir haben keine Reservierung, werden aber trotzdem in den zweiten Gastraum geführt, wo ein nett eingedeckter Tisch auf uns wartet. Da außer uns nur ein weiter Gast anwesend ist, erscheint die Frage nach einer Reservierung ein wenig befremdlich, das sollte sich etwas später allerdings relativieren.
Ein recht junger Mann bringt uns die Karte, in einer sympathischen Mischung aus Deutsch und Italienisch bietet er uns an, erst mal etwas Wasser zu bringen. Die Karte ist gut sortiert und bietet neben allerlei Nudelgerichten auch eine stattliche Auswahl an Pizzen. Fr. bluesky startet mit einem Achterl Vignacorte (Euro 4,20), meine Wahl fällt auf ein kleines Bier (Euro 2,80) – beide Getränke werden nach nur kurzer Zeit serviert. Inzwischen haben wir uns auch was die Speisenauswahl betrifft entschieden, der Pizzaiolo macht sich ans Werk.
Der Gastraum ist urig und gemütlich, an den Wänden hängen unzählige Bilder von (mehr oder weniger bekannten) italienischen Filmstars und Aufnahmen mit mediterranem Bezug. Die Tische sind mit rot – weiß karierten Tischdecken eingedeckt, die Möblierung ist einfach aber passend. Wir fühlen uns sehr wohl und in jeder Ecke entdeckt man etwas Neues. So vergehen die fünfzehn Minuten bis die Gerichte serviert werden wie im Flug. Als die Pizzen auf den Tisch kommen wissen wir, dass die Entscheidung hier einzukehren mehr als richtig war.
Pizza Dolce Vita (Tomaten, Mozzarella, Kirschtomaten, Parmaschinken, Rucola, Grana Padano; Euro 12,90). Der Teig ist dünn und beeindruckt geschmacklich, der Rand ist perfekt knusprig. Der Parmaschinken ist zwar nicht hauchdünn geschnitten, aber trotzdem sehr zart. Ich bin begeistert und frage mich bereits während dem Essen, wie ich wohl im fernen Graz wieder an eine Pizza in dieser Qualität komme.
Fr. bluesky entscheidet sich für einen Klassiker, die Pizza Quattro stagioni (Tomaten, Mozzarella, Artischocken, Schinken, Champignons, Oliven; Euro 11), die nicht ganz perfekt rund auf den Tisch kommt. Das tut aber dem Geschmack keinen Abbruch und ist wohl mehr ein Zeichen von echter Handarbeit. Der Teig ist gleich geschmackvoll wie bei meiner Pizza, durch den anderen Belag ist die Pizza als Ganzes etwa saftiger. Die Champignons sind frisch, die Menge an Käse genau richtig – so muss eine Pizza schmecken.
Es war wohl nicht zu übersehen, dass wir sehr zufrieden sind, denn abserviert wird vom jungen Mann mit einem wissenden Lächeln.
Inzwischen sind mehr und mehr Gäste eingetroffen und die drei Gasträume füllen sich mit Einheimischen aber auch mit Touristen. Das rein männliche Serviceteam ist gut beschäftigt, nimmt sich aber trotzdem für jeden Gast die Zeit um Gerichte zu erklären oder Sonderwünsche entgegenzunehmen. Bei Spezialfragen zu einer Weinempfehlung springt einer der beiden Chefs ein, der ebenfalls im Service mitarbeitet.
Wir möchten nach der exzellenten Pizza noch eine Nachspeise probieren und fragen nach der Karte. Fr. bluesky sucht sich nach kurzer Beratung eine der sehr spannenden Spezialitäten aus, die in der Karte als „Desideri di caffe“, als Kaffeeträume beschrieben sind – ich bleibe beim italienischen Nachspeisenklassiker.
Dello stretto (Espresso, Haselnüsse, Nutella, flüssige Sahne, Kakao; Euro 3,80). Die Kombination wird wie ein Kaffee im Häferl serviert, geht aber ohne Probleme als Nachspeise durch. Die Nüsse sorgen für den Crunch, das Nutella für die Süße, der Espresso für den Koffeinkick - ein gehaltvoller Nachtisch.
Vom Tiramisu (Euro 5,50) kommt ein respektables Stück, das mit geriebener Schokolade, anstatt mit bitterem Kakao bestreut ist. Die Creme ist überraschend leicht und locker, das Stück nicht zu süß – für mich ein perfekter Abschluss für einen netten Abend.
Wir können uns aber noch nicht aufraffen und bestellen noch zwei Glas Rotwein. Die Empfehlung vom Chef trifft genau unseren Geschmack, sowohl der Barbera d´Alba (Euro 4,20) wie auch der Ronco dei Quattro venti (Euro 4,90) sind hervorragende Rotweine, die nun wirklich einen gelungenen Abend ausklingen lassen. Wir bitten um die Rechnung, auf der Speisen und Getränke für knapp unter 50 Euro aufgeführt sind. Wir werden noch mit Handschlag verabschiedet, treten zufrieden und etwas wehmütig den Weg ins Hotel an und hoffen, die Innsbrucker wissen zu schätzen, was sie am due Sicilie haben.
Zum Fazit: Das Lokal liegt ein wenig abseits der üblichen touristischen Trampelpfade gleich nach der Innbrücke. Die Räumlichkeiten sind liebevoll und authentisch dekoriert, das Ambiente wirkt stimmig und sehr gemütlich. Das Service war während unseres Aufenthaltes sehr freundlich und zuvorkommend, kleine sprachliche Defizite wurden mit Charme kompensiert. Die von uns gegessenen Speisen waren sehr gut, geschmacklich genau so, wie man sich eine Pizza vorstellt. Die Weinkarte ist gut sortiert und bietet eine feine Auswahl zum fairen Preis. Wir sehen uns wieder – beim nächsten Innsbruck Aufenthalt.
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