Was adn1966 nicht alles weiß! Dieses Fachwissen hab ich nicht! Die "Geschichte" der Familie, der Lokale. Ich bin normaler Gast und Kunde.
Jetzt bin auch draufgekommen, dass ich das Lokal aus der Schani_Garten-Zeit (und einer anderen Gruppe) kenne. Schon damals wunderte ich mich über die Diskrepa...Mehr anzeigenWas adn1966 nicht alles weiß! Dieses Fachwissen hab ich nicht! Die "Geschichte" der Familie, der Lokale. Ich bin normaler Gast und Kunde.
Jetzt bin auch draufgekommen, dass ich das Lokal aus der Schani_Garten-Zeit (und einer anderen Gruppe) kenne. Schon damals wunderte ich mich über die Diskrepanz Gegend, Ambiente, Zustand des Lokales und Qualität der Speisen. Diesmal wollte ich es "ganz" bulgarisch. Ich habe es nicht bereut! Chiva, Fleischlaberl (!), "Aiva" und der Karotten-Kraut-Salat sind Spitzenklasse. Adn1966 hat es bei den Pommes auf den Punkt gebracht. Dazu braucht man kein bulgarisches Lokal - aber angeblich will jeder Pommes. Achja, Parkplätze gab´s (wieder) genug! Mein (Gedanken) Vorsatz "steht" auch: Das nächste mal gibt's keine Pommes sondern "Bratkartoffel", keine Creme Caramel sondern (wieder) Palas. Von mir aus, das nächste mal auch mit Gutschein! Ein Lokal, das ich gerne besuche um gut + preiswert zu essen!
Bulgarisch Essen in Wien, die Vierte.
Vor vielen Jahren hieß das „Sofia“ im 5. noch „Pleven“ und wurde von der Familie Mateevi geführt. Vater und Besitzer Angel hat den Kochlöffel geschwungen, seine Frau war im Service, sein Sohn half ebenfalls aus. Das Pleven war ein sehr gutes bulgarisches R...Mehr anzeigenBulgarisch Essen in Wien, die Vierte.
Vor vielen Jahren hieß das „Sofia“ im 5. noch „Pleven“ und wurde von der Familie Mateevi geführt. Vater und Besitzer Angel hat den Kochlöffel geschwungen, seine Frau war im Service, sein Sohn half ebenfalls aus. Das Pleven war ein sehr gutes bulgarisches Restaurant, die faschierten Laibchen und Cevapcici aus Angels Hand waren schlichtweg legendär, ebenso die Kuttelflecksuppe (Shkembe Tshorba). Irgendwann gab es das Pleven nicht mehr, es wurde zum „Sofia“, ist immer noch ein bulgarisches Restaurant, allerdings unter neuer Führung. Es ist gut, aber Angels Küchenkünste sind halt eine Liga für sich.
Unser Kontakt zur Familie Mateevi hat sich dann verloren und erst vor kurzem erfuhren wir von einer Bekannten, dass die Familie nun ein neues Lokal im 12. führt, das Credo. Also schnell einen Tisch reserviert und nichts wie hin. Es war ein wirklich erfreuliches Wiedersehen nach knapp 10 Jahren. Angel ist immer noch in der Küche, das Lokal führt sein Sohn Rumen, die Mama hilft ebenfalls aus. Im Service gibt’s auch noch eine junge, freundliche bulgarische Mitarbeiterin.
Das Lokal liegt an einer Ecke der Wolfganggasse, nahe der Längenfeld. Die Gegend ist jetzt zwar nicht der Überhammer, aber das Lokal ist nett und auch freundlich eingerichtet. Man betritt es durch einen geräumigen Schankraum, in dem es auch in die Küche geht. Dann gibt es zwei Gasträume je einen Halbstock höher und tiefer. Das Lokal ist NR, ein kleiner Wermutstropfen für uns, die Zigaretterl mussten wir draußen im Nieselregen genießen.
Die Einrichtung ist nicht typisch bulgarisch, eher neutral, auch nicht Wiener Wirtshaus, aber durchaus gemütlich. Die Karte ist klein, die Handschrift der Küche ist „Bulgarien +“, das heißt, es gibt vorwiegend bulgarische Gerichte, aber auch Fisch (Wolfsbarsch und Zahnbrasse vom Grill), Cordon Bleu und Schnitzel, sowie hausgemachte Pasta und Garnelen. Ein bisschen fehlt die klare Zuordnung, was man sein möchte, bulgarisch oder doch österreichisch, oder eben ein bisschen international, auch das Ambiente verrät nicht klar, wo man mit dem Lokal genau hin will. Zum Glück ist die Karte recht klein, ein überfordernder Ländermix ist es also nicht.
Die Tatsache, dass man das Lokal nicht gleich einordnen kann, wird aber durch die sehr freundliche Begrüßung durch den Sohn Rumen und seine Servicemitarbeiterin wettgemacht.
Ein paar Worte noch zum Küchenmeister Angel: Er ist jahrelang zur See gefahren, kennt sich mit Fisch und Meeresgetier also wirklich exzellent aus. Darüber hinaus ist er gelernter Fleischermeister und das war in den Zeiten des „Pleven“ spürbar. Er selektiert kennend das Fleisch für seine Gerichte und seine „Kjufteta“ (Fleischlaberln) und „Kebabcheta“ (bulgarische Cevapcici) sind hausgemacht, luftig, saftig und schlichtweg einzigartig. Auch seine Kuttelflecksuppe sucht ihresgleichen, kann ich nicht beurteilen, um dieses Gericht mache ich einen ähnlich großen Bogen wie um rohe Tomaten.
So, jetzt wollen wir es wissen. Wir eröffnen mit einem kleinen Schnaps (Burgas 63, meine Lieblingsmarke), dazu einmal „Troshija“ (eingelegtes Gemüse) und einen Schneewitchensalat („snezhanka“), bestehend aus Gurken, Joghurt und Nüssen, für mich.
Das eingelegte Gemüse vermag nicht zu begeistern, Schneewitchen allerdings schon. Tadellos, dicht in der Konsistenz und gut abgeschmeckt.
Als Hauptgang wählt die Liebste „Mischmasch“ – eine Art verrührtes Omelette aus Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Schafkäse und Eiern, ich entschied mich für einen bulgarischen Klassiker - ein Fleischlaibchen und ein „Kebabche“ mit Pommes, Krautsalat und „Ljuteniza“ – quasi Bulgariens Antwort auf Ayvar. Für mich die bessere Variante. Eine Bekannte von uns wählte ein Schweinsnaturschnitzel mit Champignonsauce und Reis, ein Gericht, das sich in der klassischen bulgarischen Küche tatsächlich sehr großer Beliebtheit erfreut. Quasi die Schnittmenge der Österreichischen und Bulgarischen Küche. Ihr Mann entschied sich für das selbe Hauptgericht wie ich. Dazu gab's noch eine Portion gebackener Zucchini, sehr gut, wenn auch für meinen Geschmack zu dick geschnitten.
Als Weinbegleitung empfahl uns Hausherr Rumen einen weißen „Mavrud“, eine in Bulgarien beliebte und verbreitete Rebsorte, die ich nur als Roten kenne und eigentlich nicht sehr mag. Die weiße Variante allerdings wahr sehr süffig, trocken und kräftig im Geschmack.
Der Liebsten Mischmasch konnte leider auch nicht überzeugen, etwas zu wässrig und charakterlos sei er gewesen. Das Naturschnitzel war laut D., unserer Bekannten, sehr gut. Matchwinner waren erwartungsgemäß Fleischlaibchen und Kebabche. Wie bereits vor Jahren im Pleven immer noch die besten, die ich in den vielen bulgarischen Restaurants sowohl in Wien, als auch in Bulgarien gegessen habe. Saftig, luftig, genau richtig gewürzt, just perfect. Die Pommes waren leider convenience, hier gibt’s Punkteabzug. Bulgaren sind bekannt für ihre selbst gemachten, herrlichen Braterdäpfel, speziell wenn sie mit Schafkäse bestreut werden. Krautsalat und Ljuteniza waren gut.
Zum Abschluss bestellten unsere Freunde noch je eine „Crème Caramel“, DAS bulgarische Dessert schlechthin. Sah sehr gut aus und dürfte gemundet haben. Die beste Creme Caramel macht übrigens die Liebste, falls ich das noch nicht erwähnt habe.
Für mich sollte es zum Abschluss ein kleiner Espresso sein, er war gut, wenn auch leider nicht kurz, wie ich ihn eigentlich bestellt hatte.
Ein paar Worte noch zum Service: Rumen ist als Chef präsent und äußerst liebenswert und bemüht. Er empfiehlt Gerichte, erklärt die Karte, ist freundlich und herzlich. Seine Mitarbeiterin ist ebenfalls ausgesprochen freundlich, ein paar Serviceschwächen gab’s allerdings. Die junge Dame wollte unsere Hauptspeisen servieren, ohne die leeren Teller der Vorspeisen vorher abzuservieren, was platztechnisch natürlich für etwas Verwirrung am Tisch gesorgt hat. Auch mein Kaffee wurde erst nach erneuter Erinnerung serviert. Sehr freundlich, aber eben doch kleine Unschärfen, die man ansprechen und korrigieren sollte.
Die Preise sind Moderat, insgesamt löhnten wir für Schnäpse, Wein, Mineral, Kaffee, Vor- und Hauptspeisen, sowie zwei Desserts € 70,00 inkl. Trinkgeld, eine echte Okkasion. Hier noch der Link zur Speisekarte: Link
Insgesamt lässt mich das Credo mit etwas gemischten Gefühlen zurück. Angel und Rumen hätten schon allein durch ihr Verständnis für Gastfreundschaft und gutes Küchenhandwerk das Zeug, ein tolles Lokal auf die Beine zu bringen. Was mir fehlt, ist eine etwas klarere Positionierung, wo man mit dem Lokal hinwill. Die Signatur fehlt, es finden sich englische Schilder an den Wänden, die ein wenig in Richtung Pub gehen, mehrheitlich ist das Lokal dann doch wieder klassisch Bulgarisch. Der Service sollte nicht über solch ganz einfache Kleinigkeiten stolpern und auch die Karte bräuchte eine klarere Linie.
Hat das Credo Potential? Allemal. Wird es zur Zeit ausgeschöpft? Leider noch nicht.
Laut Rumen gibt es das Lokal bereits seit knapp zwei Jahren. Ich würde dem Credo wünschen, seine klare Linie und Signatur zu finden, um die Vorteile, die es mit Angel in der Küche und Rumen am Gast zweifelsfrei hat, voll zur Geltung bringen zu können.
Bei meinem gestrigen Besuch (ich bin gute 30 Jahre ohne Zigaretten und mittlerweile militanter Nichtraucher) war kein "kalter" Rauch spürbar. Auch ich lehne "Zwitter" -Lokale total ab!