am 23. Februar 2012 · Update 11. Apr 2013
SpeisenAmbienteServiceNa geht doch, hier fühlt man sich doch fast wie zuhause.
Was ich hier erlebt habe, vergesse ich so schnell nicht mehr.
Was war passiert: irgendwie hat das Restaurant im Hotel nicht so ganz das geboten, was mich zum Stammgast hätte machen können.
Da ich vom „Binder im Holz“ schon mal was...Mehr anzeigenNa geht doch, hier fühlt man sich doch fast wie zuhause.
Was ich hier erlebt habe, vergesse ich so schnell nicht mehr.
Was war passiert: irgendwie hat das Restaurant im Hotel nicht so ganz das geboten, was mich zum Stammgast hätte machen können.
Da ich vom „Binder im Holz“ schon mal was gehört hatte, wollte ich mal wieder raus aus der Stadt, um ein paar Kilometerchen zu fahren für's Essen. Mehr als ein Bierchen wollte ich mir ohnehin nicht gönnen, also war das mit dem Auto auch kein Problem.
Also raus nach Schleißheim, Dietach Nr. 1. Das Gasthaus ist gut beschildert, also hätte ich fast kein Navi gebraucht.
Dietach 1. Es hätte auch Hinterfotzing 2a heißen können, es ist das einzige Gehöft weit und breit, rundum ist's stockdunkel, nur die kleinen Fenster des einsamen Hofs werfen uriges Licht nach draußen.
Rein in die gute Stube. Diesen Namen hat sie mehr als verdient.
Drin steht man gleich vor dem Stammtisch, „d'Leit“ schau'n di glei oh.
„Host du leicht heit Geburtstog? Donn muaßt do eini!“
- Und man zeigt in Richtung Nichtraucherbereich, eine niedrige Stube daneben, wo eine lustige Gesellschaft um einen großen Tisch versammelt ist.
Ich erwidere:
„Jo, amoi im Joah, oba net heit“ - und setz mich zum Nebentisch der lustigen Stammtischrunde.
Die Expertenrunde diskutiert bei über einer Promille wichtige Themen über unverdiente junge Frauen, die zwar Magistertitel („Gstudierte hoit“) haben, aber grüne von blauen Zwetschken nicht unterscheiden könnten („de hot hoit nixi gleernt“) - und die momentane Situation der lokalen Besamungsstation.
Nun gut, ich widme mich währenddessen dem "hochwertigen" Kleinformat, welches vor langer langer Zeit auch in Dietach nur eine Krone kostete und lasse zwischendurch den Blick schweifen. Die komplett in Holz ausgekleidete Stube ist voll von Utensilien aus Provinz und Landwirtschaft, seien es das Zaumzeug für's Ochsengespann, ein überdimensionaler Hobel, jede Menge alte Bierkrüge, ein Pokal vom lokalen Fußballverein und natürlich dazu passend das Foto der weiblichen Fangemeinde im dezenten Stringtanga (Bilder...).
Plötzlich steht der kräftige Herr im Trainingsanzug (der Kapitän der Fußballmannschaft?) vom Stammtisch auf und fragt mich, was ich trinken will. Ah, er gehört zum Haus! Dabei ist er allerdings auch sein bester Gast, er hat offensichtlich ordentlich getankt – bestes Hirter Bier.
Die Überraschung ist groß – mitten in der oberösterreichischen Provinz wird mir Hirter Bier angeboten, das krieg ich sonst nur z'haus in Kärnten. Also rasch ein 1270er geordert und Frieden mit der Welt geschlossen.
Der Beginn ist schon mal gut.
Neben mir schnurrt die Katze am Sessel. Zuerst ist sie misstrauisch, lässt sich aber dann doch ein wenig kraulen – eine richtige Gasthauskatze, ja wo gibt’s denn so was noch. Seltenheitswert.
Die Frittatensuppe kommt.
Und was für eine. Ich habe schon viele Frittatensuppen konsumiert. Aber die hier...
Es ist eine kleine Kunst, die Frittaten so hin zu bringen, dass sie einerseits zart und flaumig sind, aber ebenso eine Konsistenz haben, die es unmöglich macht, dass die Suppe dieselbe zerstört - ähnlich einem Semmelknödel, der zu „schwach“ für's Kochwasser ist, und buchstäblich auf gut oberösterreichisch-salzburgerisch „z'foahrt“.
So perfekte Frittaten habe ich seltenst bekommen. Nur bei meiner Oma – Gott hab sie selig – war die Sache noch legendärer.
Dazu die Suppe – da merkt man beim Geruch und beim Geschmack, dass sie nur aus einem echten Rindfleischsuppentopf kommen kann. Es wäre ja so einfach. Hier ist es so einfach, einfach so.
Steaks. Hier gibt es sie – und in welchen Dimensionen.
Die Karte bietet dem Gast vom Filet mit Beilage (gute 16 Euro, weit über 20dag) auch monströse Portionen um 20-25 Euro in etwa, die zwischen 500 und 900 (!!) Gramm haben, manche eben auch mit Knochen, klar.
Zum Teil wird das Fleisch noch selbst am Hof „g'schlogn“ und verarbeitet, zum Teil natürlich auch zugekauft.
Kurz und gut – für diesen Preis ist das Gebotene enorm, ja gewaltig.
Mein Filet ist schön zart, etwas rustikaler gewürzt als ich es kenne, aber wirklich ziemlich gut.
Der Erdäpfelschmarren ist so, wie er sein soll, wenn auch ich beim Salz sparsamer gewesen wäre. Das Tiefkühlgemüse hätte komplett wegbleiben können, ebenso wie die selbstgemachte – ich nenn sie mal – Mexikanersauce.
Es ist ja wie mit der Pizza. Weniger ist mehr. Ich brauch immer nur Margherita. Wozu auch 27 verschiedene Belagszutaten. Wie auch hier: das Filet macht eine blendende Figur, der Schmarrn ist gut. Mehr braucht es gar nicht, die Portion ist ja ohnehin schon beträchtlich, obwohl es im Vergleich zu den anderen Steaks noch das kleinste war...
Beim Gehen entwickelt sich noch ein lustiges Gespräch mit dem Kellner (nein, nicht der mit dem Trainingsanzug...) und ich freu mich schon auf's Wiederkommen.
Fazit: ich nenn das mal rustikal. Aber trocken und ehrlich. Die Suppe war zum „Hümmi-aufi-schroan“, das Filet war exzellent, wenn auch nicht ganz die Qualität, wie man sie im Kuh&Co-Steakhouse in Wels bekommt. Nur, der Vergleich ist unfair – das Fleisch dort kommt aus Argentinien, die Portion ist halb so groß und der Preis ist immer noch höher.
Hier zählt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und dafür ist das Gebotene nicht zu schlagen.
„Geerdete“ Stimmung inklusive. Ab nach Dietach!
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magic: Ich glaub ich werde jetzt bald einen Guide machen: Lokale mit Gasthauskatzen. 2 habe ich schon auf meiner Liste. ;-)