Einen Ausflug mit Besuch der Ölmühle Fandler in Pöllau verbinden wir mit einer Besichtigung der wunderschönen Pfarrkirche Pöllau (die auch als "Steirischer Petersdom" bezeichnet wird) und einer anschließenden Besichtigung der Wallfahrtskirche in Pöllauberg. Der Berggasthof König liegt direkt vor ...Mehr anzeigenEinen Ausflug mit Besuch der Ölmühle Fandler in Pöllau verbinden wir mit einer Besichtigung der wunderschönen Pfarrkirche Pöllau (die auch als "Steirischer Petersdom" bezeichnet wird) und einer anschließenden Besichtigung der Wallfahrtskirche in Pöllauberg. Der Berggasthof König liegt direkt vor der Wallfahrtskirche und so war es naheliegend, dass wir für den kulinarischen Abschluss unseres Ausflugs dort telefonisch reserviert haben. Die freundliche Dame erklärte mir, dass sie für uns in der "Alten Stube" ein "schönes Platzerl" herrichten würde.
Der Berggasthof befindet sich in einem stattlichen Gebäude mit 3 Etagen und soll schon seit mehr als 300 Jahren bestehen. Vor dem Gebäude sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Vom Parkplatz aus bzw noch besser direkt vor der quasi gegenüberliegenden Kirche hat man einen herrlichen Ausblick in das Pöllauer Tal.
Die sogenannte "Alte Stube" ist rustikal-gediegen eingerichtet. Eine dunkle Holztramdecke überspannt den gesamten Raum. An 6 Tischen, überwiegend in Kojen, werden etwa 35 Sitzplätze amgeboten. Gleich nach dem Eingang befindet sich eine Holztheke, die aber offenbar nur zum Abstellen von Gläsern und zum Präsentieren von Weinflaschen verwendet wird.4 Fenster lassen genügend Licht in den Raum, der sonst durch die Einrichtung und die dunkle Decke etwas düster wirken würde. Durch die weiße Wandfarbe, die weißen Tischtücher und die weißen Vorhänge wird ein gelungener Kontrapunkt zur dunklen Einrichtung gesetzt. Wir bekommen einen schönen Ecktisch am Fenster, gedeckt mit Stoffservietten und Qualitätsbesteck.
Die Speisekarte ist übersichtlich, trotzdem gut sortiert, es sollte für jeden etwas dabei sein. Es gibt 4 verschiedene Suppen, 3 Vorspeisen, 4 Haupspeisen (vom Wiener Schnitzel um € 10,80 bis zum Filetsteak vom Steirischen Jungrind mit Braterdäpfel um € 27,50), 4 Fischgerichte und 4 Desserts (neben den täglich hausgemachten Mehlspeisen in der Tortenvitrine).
Bei unserem Eintreffen war nur ein Tisch besetzt. Während wir essen, füllt sich der Raum, schließlich sind alle Tische besetzt.
Zu unseren Speisen:
Meine "Pöllauberger Mostsupp'n mit Hirschbirnknödel" (€ 4,90) ist geschmacklich sehr gut, der Mostgeschmack kommt fein zur Geltung, ich kann aber nicht nachvollziehen, was die zwei kleinen Knöderln mit einer Hirschbirn zu tun haben.
Das "Carpaccio vom Steirischen Almochsen" (€ 10,90) ist sowohl von der Optik als auch vom Geschmack her – naja, sagen wir – "ungewöhnlich": Vermutlich durch die viele Marinade hat sich das sehr weiche Fleisch zu einer etwas patzigen und eigentlich unansehnlichen Masse vermengt. Die fatale Optik wird auch durch den Kranz aus Parmesan-Raspeln und einigen kleinen Ruccola-Blättern nicht gerettet. Geschmacklich ist das Gericht gerade noch zu akzeptieren, die Marinade steht aber viel zu sehr im Vordergrund.
Der Teller mit den "Gegrillten Medaillons vom Schwein in feiner Pfeffersauce mit hausgemachten Bandnudeln" (€ 15,90) hätte zwar auch mit etwas mehr Liebe belegt werden können, dafür ist die Fleischqualität der Medaillons hervorragend und die Bandnudeln schmecken tatsächlich wie hausgemacht. Die Medaillons sind perfekt auf medium gegart und sehr gut gewürzt, auch die (vermutlich mit Rinderbrühe zubereitete) feine Pfeffersauce ist geschmacklich ausgezeichnet. Die Medaillons, die Pfeffersauce und die Bandnudeln harmonieren perfekt. Geschmacklich ein wirklich gelungenes Gericht.
Der gemischte Salat ("Gemischte Salatschüssel der Saison", € 4,60) besteht überwiegend aus verschiedenen frischen Blattsalaten und ist gut mit Kernöl mariniert. Der Salat befindet sich aber in keiner (Salat-)Schüssel, sondern in einem Suppenteller.
Critica's Entscheidung für das "Zanderfilet in der Erdäpfelkruste gebraten, auf Balsamico-Berglinsen und frittiertem Sellerie" (€ 14,90) stimmt mich ob der Zusammensetzung skeptisch, aber ich gebe Critica recht, dass man für neue Geschmackskombinationen offen sein sollte. Auch dieses Gericht kann zunächst optisch nicht überzeugen. Am Teller liegt ein Haufen Linsen, darauf drei gut dimensionierte Filets, die obere Seite jeweils bedeckt mit der besagten Erdäpfelkruste. Die für meine Begriffe zu weichen Fischfilets sind kaum gewürzt, schmecken daher allein etwas fad und trocken, im Verein mit den guten und raffiniert marinierten Linsen ergibt sich aber doch ein recht pasabler Geschmack. Auch die leicht knusprige Erdäpfelkruste ist geschmacklich in Ordnung.
Zum Dessert nehme ich das "Pöllauer Hirschbirnen-Parfait auf Karamellspiegel" (€ 7,90). Das Parfait ist frisch und von bester Konsistenz. Kleine Hirschbirnen-Stücke verstärken den feinen Birnengeschmack des Parfaits, welches Löffel für Löffel Genuss vermittelt. Eines der besten Parfaits, die ich je gegessen habe.
Critica nimmt als Dessert einen kleinen "Käseteller von der Hofkäserei Deutschmann aus Frauental" (€ 9,50), bestehend aus 5 Sorten Rohmilch-Bio-Käse (Fasslkäse, Camembert, Kürbiskernkäse, Steirerschimmel, Roter Brie) mit hausgemachtem Apfel-Kürbis-Chutney. Die Käse schmecken durchwegs gut bis sehr gut, das Chutney passt geschmacklich gut dazu.
Inklusive der Getränke (1 Flasche alkoholfreies Gösser, 2 Achterl Wein, 1 Kaffe und 1 Tee) summiert sich die Rechnung auf € 97,20, das geht für das Gebotene durchaus in Ordnung, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Zu den Getränken ist positiv anzumerken, dass überraschend viele gute Weine auch glasweise getrunken werden können.
Zur Bewertung:
Wie beschrieben, hapert's ein wenig an der optischen Aufbereitung der Speisen. Bei der Qualität der Speisen kann die Küche aber punkten und teilweise sogar sehr überzeugen. Leider kann ich keine 3,5 vergeben. Da meine Medaillons aber wirklich ausgezeichnet waren und auch das Hirschbirnenparfait überzeugt hat, kann ich guten Gewissens eine knappe 4 vergeben.
Am Service gibt es nichts zu bekritteln. Wir wurden freundlich und unaufgeregt bedient. Beim Abservieren wurde immer gefragt, ob alles gepasst hat. Auch das Timing war in Ordnung, Positiv zu erwähnen auch die Stoffserviette.
Das Ambiente der "Alten Stube" vermittelt eine fast familiäre Atmosphäre. Die großen Tische bieten viel Platz, man kann sich ordentlich unterhalten. Das etwas größere Panoramastüberl ist ähnlich eingerichtet wie die "Alte Stube". Neben dem Panoramastüberl schließt sich - durch Rundbögen getrennt – ein kleiner Saal für Gesellschaften und Hochzeiten an.
Fazit: Der Berggasthof König ist sicher einen Ausflug wert. Die Küche ist gut bis sehr gut. An der optischen Aufbereitung der Speisen könnte noch gearbeitet werden. Das Ambiente vermittelt einen guten Wohlfühlfaktor, man merkt, dass man um die Zufriedenheit des Gastes bemüht ist. Wenn wir wieder in der Gegend sind, wird es wohl ein da capo geben.
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Schade, da haben wir etwas versäumt. Ende August waren wir kurz in der Ortschaft. Kirche angesehen, vis a vis der etwas "abfallende" Friedhof. In der Nähe eine Trafik, wo ich Souvenirfingerhüte gekauft habe (ich bin Sammlerin und habe bereits einige hundert Stück davon). Den Gasthof hab ich nicht gesehen - auf Nachfrage jetzt bei dem mir Angetrauten sagte er, dass er das Lokal sehr wohl gesehen hätte. Naja, wir fahren ja heuer eh wieder in die Gegend!