Vor etwa 5-6 Jahren war ich von Freunden im Berggasthof Fink in Edelstauden zum Essen mit anschließender Weinverkostung im Gewölbekeller eingeladen. Seit damals hatte ich den Berggasthof auf meinem Radar, um Critica dorthin einzuladen, wobei die Radarwellen stärker wurden, seit ich gehört hatte, ...Mehr anzeigenVor etwa 5-6 Jahren war ich von Freunden im Berggasthof Fink in Edelstauden zum Essen mit anschließender Weinverkostung im Gewölbekeller eingeladen. Seit damals hatte ich den Berggasthof auf meinem Radar, um Critica dorthin einzuladen, wobei die Radarwellen stärker wurden, seit ich gehört hatte, dass der Berggasthof Fink bei Gault Millau 13 Punkte und damit eine Haube ergattert hatte.
Der Berggasthof Fink wird seit 2009 in zweiter Generation von den Wirtsleuten Renate und Hans Jörg Fink geführt. Letzterer ist für die Küche verantwortlich und wurde für seine Leistungen für 2012, 2014 und 2015 jeweils mit einer Haube ausgezeichnet.
Wir kamen an einem Mittwoch kurz nach 19.00 Uhr und waren etwas erstaunt, dass im Speisesaal nur ein Tisch (mit zwei Personen) besetzt war. Wir hatten also reichlich Platzwahl. Der Speisesaal hatte gut 60-70 Plätze ohne Unterteilungen, wobei sich im vorderen Bereich im rechten Winkel ein weiterer kleinerer Raum offen anschloss.
Das Ambiente wird von den sehr bunten und großen bis auf den Boden reichenden Vorhängen geprägt. Auf den grün-weiß gedeckten Tischen stehen große rote Speisekarten, die Sessel sind hellbraun, die Decke weiß und ocker gemalen. Die Gemengelage an Farben lässt den Raum unruhig wirken. Insgesamt erscheint die Einrichtung etwas altbacken. Es ist jedoch alles sehr sauber und ordentlich.
Zur Vorspeise nahm ich einen Vogerlsalat (€ 6,00), der meine Erwartungen voll und ganz erfüllt hat. Der Salat war frisch und hat mit den angenehm warmen Erdäpfel und den fein geschnittenen Speckstreiferln, natürlich mit steirischer Marinade (Kernöl), sehr harmonisch geschmeckt. Von der Marinade hätte etwas mehr sein können. Critica verwies aber darauf, dass bei viel Marinade die Gefahr besteht, dass der Vogerlsalat "zusammenfällt".
Critica begann mit einem "vegetarischen Knusperteller" (€ 7,50), bestehend aus mehreren kleinen Frühlingsrollen mit Joghurt-Sauerrahmdressing und einem Chili-Dip. Ich durfte eine Frühlingsrolle kosten, sie hat wie in einem (guten) chinesischen Lokal geschmeckt, aber auch nicht mehr.
Anzumerken wäre, dass man die Vorspeisen als kleine Portion oder auch als Hauptgericht bestellen kann.
Die Preise der Hauptspeisen reichen von € 9,80 für eine "Feines Beuschel mit Wurzelgemüse" bis € 28,90 für ein "ALMOchsen-Filetsteak in Pfefferrahm mit Pommes und buntem Gemüse". Es gibt aber auch ein halbes Backhendel um € 8,00. Die ausgewogen sortierte Speisekarte bietet auch die bekannten Klassiker wie Wiener Schnitzel, Cordon Bleu etc.
Für den Hauptgang wählte ich "Kurz gebratene Filetspitzen vom ALMOchsen in Steinpilzsauce mit Speckbohnen und Butter-Nockerl" (€ 18,80). Die Filetspitzen waren sehr fein, die Steinpilzsauce genau richtig (nicht zu dick, nicht zu dünn). Es hat alles sehr abgerundet geschmeckt. Lediglich die kleinen Pilzscheibchen in der Steinpilzsauce waren für meine Begriffe etwas zerkocht, Critica meinte aber, das sei so in Ordnung. Sehr gut auch die in einer eigenen Schale servierten lockeren kleinen "Butter-Nockerl" (wohl auch als "Spätzle" bekannt) und die besonders zarten jeweils 4 oder 5 Stück mit feinem dünnen Speck ummantelten Fisolen, die ich als besonderen Genuss in Erinnerung habe. Die Portion war auch reichlich und optisch schön aufbereitet. Kompliment an die Küche.
Auch Critica war mit ihren Bachsaiblingfilets (auf zart-feinen Nudeln) sehr zufrieden. Da sie 4 (!) ordentliche Filetstücke bekam, konnte ich nach meinen Filetspitzen eines ihrer Saiblingfilets verzehren und daher nachvollziehen, dass auch sie mit ihrer Wahl zufrieden war.
Bei der Dessertwahl hatte ich zunächst die "Süße Knödelvariation" (Heidelbeer- Nougat- Mohnknödel in Zimt-Butterbrösel um € 7,20) im Auge, entschied mich dann aber doch für das "Grand Marnier-Parfait mit kandierten Orangen und eingelegten Kumquats" (€ 6,90). Critica wollte dem Koch eine Freude machen und hat sich meiner Dessertwahl angeschlossen. Das Parfait war von sehr gutem Geschmack, raffiniert die Kombination mit den im Parfait eingelegten Kumquat-Stücken. Leider haben wir beide den "Grand Marnier" weder geschmeckt noch erschnüffelt. Ob der Koch darauf vergessen oder einfach nur gespart hat ?
Auf der (eigenen) Dessertkarte werden ungewöhnlich viele Eisgerichte angeboten, was verständlich wird, wenn man liest, dass das Eis hausgemacht ist. Auf der Dessertkarte las ich von "Tonkabohnen" (Hausgemachtes Tonkabohnen-Eis, Schokolade trifft Tonkabohne u.a.) und da ich davon noch nie gehört hatte, habe ich die Kellnerin gefragt, die mir freundlich und bereitwillig über die "Tonkabohne" Auskunft erteilte. Kurz darauf brachte uns die Kellnerin eine kleine Schale mit "Tonkabohnen-Eis", welches excellent geschmeckt hat. Bei unserem nächsten Besuch wird das Dessert vom Tonkabohnen-Eis sein.
Fazit: Ein gutbürgerlicher Gasthof mit sehr guter Küche. Die "Haube" ist redlich verdient. Empfehlenswert !
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