Familienessen am Wochenende. Das Lokal wurde uns von einem chinesischen Bekannten empfohlen, der meint die Speisen und besonders das Dim-Sum sollten sehr gut sein.
Das Restaurant liegt in einem Einkaufsviertel direkt neben der Strasse. Das äußere Erscheinungsbild ist eher unauffällig, erinnert...Mehr anzeigenFamilienessen am Wochenende. Das Lokal wurde uns von einem chinesischen Bekannten empfohlen, der meint die Speisen und besonders das Dim-Sum sollten sehr gut sein.
Das Restaurant liegt in einem Einkaufsviertel direkt neben der Strasse. Das äußere Erscheinungsbild ist eher unauffällig, erinnert eher an einem Landgasthof. Innen ist es sehr geräumig und es gibt einen großen Saal der eindeutig nach dem Geschmack viele der heutigen Chinesen eingerichtet ist, speziell für Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten. Wir nahmen Platz im urigen Teil des Lokals, der sich neben dem Saal befindet.
Die Speisekarte ist auffällig bunt, besonders die chinesischen Speisen sind nicht eindeutig unterzuordnen. Ich sage das deshalb, weil in einem Restaurant, das einen großen Angebot an Dim-Sum hat, wird auch meistens die kantonesische Küche schwerpunktmäßig angeboten. Wieso das so ist, habe ich versucht in meinem Bericht für das China-Restaurant No. 27 zu erklären, werde mich hier nicht extra wiederholen. Hier ist die Speisekarte wie eine Rundreise durch China. Wir fragten zuerst einen Mann im schwarzen T-Shirt welche die Spezialitäten des Hauses sind. Auf die Antwort, dass alles auf der Karte ihre Spezialitäten sein, konnte ich nicht viel damit anfangen und es war auch nicht glaubwürdig. Paar Minuten später kam der Kellner vorbei um die Bestellung aufzunehmen. Wir stellten unsere Frage anders und erkundete uns in welche Stilrichtungen die Köche ausgebildet sind. Der Kellner erzählt, dass sie einen Koch aus der Si-Chuan Küche und einen aus der Huai-Yang Küche haben. Sie züchten auch selbst Graskarpfen, die gedämpft serviert werden können. Ente, gegrillt oder gedünstet, beherrschen die Köche auch ganz gut.
Die Huai-Yang Küche ist eine der vier großen Küche Chinas und spielt die Hauptrolle beim chinesischen Staatsbankett. Sie legt großen Wert auf die Frische der Zutaten und verwendet nur wenig Gewürze um den natürlichen Geschmack nicht zu verdecken. Aber auch hier ist das Problem, diese Küche findet in Wien bzw. Österreich nur schwer Zutaten. Zum Beispiel Aal oder Süßwasserkrebse, vor allem die noch lebend bis in die Küche ankommen. Auch in der Speisekarte ist nicht viel von der Huai-Yang Küche zu erkennen. Ein Fisch zu dämpfen kann ich auch ganz gut, werden ihn also auch nicht bestellen. Wir bestellten paar Sachen die zum Teil vom Kellner empfohlen worden sind. Details unten.
Zuerst die Dim-Sum:
"Feng Zhao" Hühnerfüsse: Es gibt in diesem Lokal zwei Arten von Hühnerfüssen, eine mit fermentierten Sojabohnen gedämpft und eine weiss gekocht. Wir haben die weisse bestellt, war sehr wohlschmeckend.
"Chang Fen": Ist eine gedämpfte Reismehlrolle mit Sojasoße, innen mit diversen Füllungen. Wir bestellten die Füllung mit mariniertem Schweinefleisch, also "Cha Shao Chang Fen". Auch sehr gut.
"Xiao Long Bao" Gedämpfte Teigtaschen: Eigentlich ein Klassiker unter den Dim-Sum, egal ob Nord- oder Südchina. Die Teigtaschen waren aber überraschend schlecht. Erstens ist der Germteig nicht richtig aufgegangen. Gibt nur zwei Erklärungen, entweder schlecht gemacht oder sie sind nicht frisch, zumindestens nicht selbst gemacht sondern aus der Tischkühltruhe. Die Füllung war auch nicht gut, nicht saftig, der Lauch war viel zu grob geschnitten und schmeckte auch deshalb zu intensiv. Daumen nach unten.
“Nuo Mi Ji": Huhn im Klebereis. Hühnerfleisch wird klein geschnitten und mit Shitayaki-Pilze und getrocknete Shrimps vermischt. Das ganze wird mit Lotusblatt umwickelt und gedämpft. Der Reis ist bisschen trocken, vom Huhn nur wenig der Spur, aber sonst ok.
"Dou Chi Zheng Pai Gu": Mit fermentierte Sojabohnen gedämpfte Rippchen. So zäh, da würde ich fast meinen ist für den Wauwau zu Hause besser geeignet.
Warme Speisen:
"Shao Ya": Krosse Ente, meiner Meinung nach eindeutig kantonesischer Art. Sehr gut, eine halbe Ente die außen knusprig und innen saftig ist. Bisschen Dip oder Zucker dazu wäre noch besser. Empfehlenswert.
"Gan Chao Niu He": Reisnudeln mit Rindfleisch gebraten. Das Fleisch ist schön zart, sehr schön. Die Nudeln haben etwas Salz zuviel abbekommen, aber sonst ganz gut.
"Rou Shao Qie Zi": Melanzanie mit Fleischfüllung. Kein klassisches Gericht, zwei Melanzanie ausgehöhlt, mit faschiertem Fleisch gefüllt und fritiert. Angerichtet wie beim Teppanyaki noch heiß und brodelnd. Geschmack gut, vielleicht für den ein und anderen etwas zu fett.
"Yang Rou Jia Mo": Ein Gericht aus dem Nordwesten China, wo man gebratenes Lammfleisch in einen Fladenbrot oder Dampfbrot gibt und wie ein Sandwich gegessen wird. Das Gericht hier ist eher eine eigene Kreation im Vergleich zur Tradition. Schmeckt auch nicht schlecht und besonders für Leute die es scharf mögen geeignet. Bisschen frischer Koriander und weniger Zwiebeln wäre noch besser.
Schweinedarm mit Sauerkraut: Ja, nicht jedermanns Sache, aber im Restaurant gönnt man sich Sachen die zu Hause nicht gemacht werden. Der Sauerkraut ist eine der südchinesischen Variante, passt ganz gut zu Innereien.
Zum Nachtisch bekamen wir, wie unten von bubafant beschrieben, einen Blätterteig mit Schokosoße. Schmeckt in Ordnung aber nicht unbedingt passend für ein China-Restaurant und zum heißen Wetter. Also nicht wirklich ein Pluspunkt, aber danke.
Fazit: Ruhige Stimmung im Innenraum, weil die meisten Menschen den Gastgarten bevorzugten . Der Besitzer sei ehemaliger Koch/Mitarbeiter vom Happy-Buddha, möchte wohl seinen Ex-Chef Konkurrenz bieten. War schon viele Jahre nicht mehr beim Happy-Buddha, aber soweit ich mit erinnere kann das Dim-Sum von Jasmin nicht wirklich mithalten, schon gar nicht übertreffen. Für's Dim-Sum gibt es einen Zwei. Die warmen Gerichte sehen schon ganz anderes aus, sie verdienen einen Vier und sind für ein Wiederkommen auf jeden Fall ausreichend. Im Schnitt einen Drei für's Essen. Ambiente ist sauber, hell, bequem, geruchlos und geräumig, für mich mehr als ausreichend. Service ist freundlich und fragt nach ob wir zufrieden waren, nicht immer üblich für China-Restaurants.
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Kann mich dem nur anschliessen. Ich war im Zeitraum Jänner bis Mai 2014 mindestens 1x wöchentlich dort und immer zufrieden. Danach eine Pause von 5 Monaten mit einer Ausnahme im Sommer im Garten. Der war trotz schönem Wetter nur auf 2 Tischen besetzt. Im Herbst dann wieder ein Besuch - Essen mEn fettiger als vorher. Die Bedienung eher lustlos und durch die wenig besetzten Tische eine unangenehme Stimmung. Dim Sum sind jedoch nach wie vor sehr gut. Hauptspeise würde ich jetzt nicht mehr bestellen - wurden wie oben erwähnt immer fettiger.