Es war wieder mal an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren, diesmal ging es ins Apron, das Hotelrestaurant im Hotel am Konzerthaus. Meine liebe Frau hat diesmal die Wahl getroffen, sehr gespannt betraten wir das Lokal. Der erste Eindruck: ein eher schmaler Schlauch entlang der Straße, das Restaura...Mehr anzeigenEs war wieder mal an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren, diesmal ging es ins Apron, das Hotelrestaurant im Hotel am Konzerthaus. Meine liebe Frau hat diesmal die Wahl getroffen, sehr gespannt betraten wir das Lokal. Der erste Eindruck: ein eher schmaler Schlauch entlang der Straße, das Restaurant hinter der Bar etwas versteckter, vom Stil sehr viele goldene feine Linien, viel Schwarz und Dunkel dazwischen, hat mich persönlich entfernt etwas ans Blue Mustard erinnern, nur nicht so grell. In jedem Fall nicht ungemütlich und vor Allem mit einer druchgängigen Designlinie.
Das Restaurant war überschaubar gefüllt, in erster Linie mit Hotelgästen. Entsprechend hoch war die „Schnitzeldichte“ an den Tischen, ganz offensichtlich nutzten die meisten Gäste das Restaurant als rasches Abendessen, wir waren gefühlsmäßig die einzigen Wiener und die einzigen Gäste, die das mehrgängige Menü probieren wollten. Etwas schade, aber das ist nun mal so bei Hotelrestaurants.
Der junge Servicemitarbeiter der uns den Abend lang betreuen sollte, begrüßte uns schon mal sehr freundlich und bot uns ein Glas zum Beginnen an, wir entschieden uns für ein Glas Rosé Champagner. Dann nahm er unsere Bestellung auf: Das Menü ist grundsätzlich in 3 Akte unterteilt, in Summe sind das dann 7 Gänge, der Gast kann dann neben a la carte entweder 3, 5 oder alle 7 Gänge wählen, wobei man frei aus den 7 Gängen wählen kann, auch das Hineintauschen eines Ganges aus der a la carte Karte war bei uns kein Problem. Wir entschieden uns für 5 Gänge.
Vorab gab es neben drei Kleinigkeiten als Gruß aus der Küche vor Allem hausgemachtes Sauerteigbrot mit Ricotta und der „Kerze“: Eine Kerze aus Butter, die dann angezündet wurde, wodurch die Butter langsam die Kerze entlang in den Kerzenständer rann. Eine richtig spannende Idee, haben wir so noch nicht erlebt!
Weiter ging es dann mit dem Menü:
Langostino mit Rhabarber, Zitronengras und Ingwer
Ein Stück geflämmter Langostino mit Krustentierconsommé, dazu Rhabarbersud sowie eingelegter Ingwer und eine Art Puffreis. Die Langostino hat uns sehr gut gefallen, obwohl doch noch fast roh, war das Fleisch sehr schön, oft können rohe Krustentiere etwas tranig wirken, nicht hier. Die Consommé sehr schön dicht im Geschmack, der Rhabarbersud gab die die nötige Säure. Ein wirklich schön harmonisches Gericht.
Zander mit jungem Kohlrabi, Eigelb Misocréme und Bergamotte
Ein Stück konfiertes Zanderfilet, dazu eine Creme aus getrocknetem Eigelb und Miso (super spannende Kombi, hat sich schön zu einem Gesamtgeschmackserlebnis verbunden obwohl beide Nuancen noch deutlich zu schmecken waren), dazu karamellisiert und marinierter Kohlrabi. Auch hier gab es nichts auszusetzen, ein toller Fischgang!
Fontinaravioli mit Lauch, geräuchertem Kartoffelfond und Radieschen
Eigentlich so etwas wie mein Highlight diesen Abend: Ravioli gefüllt mit zart cremigen Fontina Käse, dazu geräucherter Kartoffelsud, marinierte Radieschen und gegrilltem Lauch. Der Kartoffelsud schmeckte etwas wie ein Saft von Bratkartoffeln, die Ravioli handwerklich perfekt: Der Teig war schön al dente, der Käse trotzdem noch perfekt cremig, fast flüssig. Angeblich auch keine leichte Sache, da man in der Zubereitung exakt den Punkt erwischen muss und dann auch das Timing mit dem Service passen muss, da der Käse sofort wieder stockt, wenn das Gericht nur leicht abkühlt. Dazu der geräucherte Kartoffelfond, offenbar recht üppig mit Butter aufmontiert, ich konnte nicht anders als das kleine Schälchen danach noch auszulöffeln. Für mich in jedem Fall ein richtig spannendes Gericht.
Maibock mit Bärlauch, geröstetem Spargel, Kefir und Physalis
Auch der Maibock war überraschend gut – wir waren vorab etwas skeptisch. Das Fleisch perfekt in Bärlauch gegart, dazu gerösteter weißer Spargel, eingelegter Physalis und ein Saft mit Essig vom Gölles. Ein spannender Wild Gang!
Käse
Der Käsegang brachte die nächste Überraschung: Allzu oft wurde dieser in letzter Zeit als eine von der Küche zusammengestellte Platte serviert, nicht im Apron. Es wurde der große Käsewagen vorgefahren mit vielleicht nicht der größten aber doch sehr feinen Auswahl, dazu gab es Nüsse, Trauben und diverse Chutneys. Auch die Beratung war ausgesprochen professionell und sachkundig.
Danach gab es noch diverse süße Kleinigkeiten, besonders hervorzuheben sicherlich ein fruchtiger Eis Lolly, ähnlich einem Cake-Pop sowie die Macaron.
Mit einem Glas Don Papa Rum aus den Philippinen aus der kleinen dafür mit ein paar spannenden Flaschen bestückten Rumselektion ließen wir dann den Abend ausklingen.
Mein Fazit
Hotelrestaurants sind immer so eine Sache wie ich finde. Oftmals sind diese vor Allem mit Hotelgästen besetzt und diese – so mein Gefühl – schätzen oft das Gebotene nicht. So auch in diesem Fall: Es gibt ja überhaupt nichts gegen ein gutes Schnitzel einzuwenden, aber wenn ein derartig spannendes Menü geboten wird, ist es fast schade drum. Auf der anderen Seite war das Menü tatsächlich großartig – überraschend großartig. Jeder einzelne Gang war handwerklich tip-top (gerade der Ravioli Gang hat mich begeistert), die Zutaten von hoher Qualität und das Service durchgängig freundlich und professionell, vor Allem wenn man bedenkt, dass der junge Mann den Laden den ganzen Abend allein „geschupft“ hat.
Auch ganz viele Kleinigkeiten haben den Abend wunderbar gemacht, man merkt, da orientiert man sich schon nach oben: So gab es zu jedem Gang ein kleines Kärtchen mit der genauen Beschreibung des Gerichtes (gut, das hat man sich evtl. im Steirereck abgeschaut) und auch danach gab es zur Verabschiedung eine kleine Box mit einer Tafel Schokolade und nochmals das komplette Menü mit einem Wachssiegel. Bei all diesen Dingen wurde auch die Designlinie perfekt durchgezogen. Man hat hier also schon richtig Aufwand betrieben, das Gesamterlebnis war für uns in jedem Fall auf Haubenniveau.
Nun zum Preis: Auch dieser spiegelt leider wieder, dass man hier schon weiß, was man leistet. 5 Gänge, eine Flasche Therese vom Polz, zwei Glas Rosé Champagner sowie zwei Glas Rum um EUR 300 ist jetzt auch kein Schnäppchen – gerechtfertigt war der Preis für uns dennoch.
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