am 17. Jänner 2016 · Update 19. Jän 2016
SpeisenAmbienteServiceEinige Tage zu Gast beim 2 Mützenkoch Jörg Leithner in seinem Romantikhotel und Restaurant ALMTALHOF in Grünau in Oberösterreich.
Wir waren zuvor schon 01.2002 (da haben sie uns kurz zuvor den Euro verpasst) und 01.2012 für einige Tage zu Gast und so hat es uns nach dem Dreikönigstag 2016 wieder...Mehr anzeigenEinige Tage zu Gast beim 2 Mützenkoch Jörg Leithner in seinem Romantikhotel und Restaurant ALMTALHOF in Grünau in Oberösterreich.
Wir waren zuvor schon 01.2002 (da haben sie uns kurz zuvor den Euro verpasst) und 01.2012 für einige Tage zu Gast und so hat es uns nach dem Dreikönigstag 2016 wieder auf einen Kurzurlaub hierher in das wunderschöne Almtal verschlagen. Die Gegend ist zumindest um diese Jahreszeit sowas von touristenbefreit und auch im Hotel war fast nix los, ABER er hat jeden Abend selbst für uns gekocht und das sehr gut wie wir meinen.
Das Lokal teilt sich in drei unterschiedlich große Räume wo gegessen wird und einem weiteren mit der Bar. Da ist ein großer offener Kamin drinnen UND hier ist die Raucherfraktion anzutreffen. Also die Wäsche stinkt entweder vom beheizten Kamin, oder vom Rauch der Glimmstängel. :-)
Wir hatten während unseres Aufenthalts einen Platz im mittleren der drei Räume, quasi vis a vis der Küche.
Die Einrichtung ist teils schon recht alt und abgewohnt, aber man kann erkennen, dass einiges erst später dazu- oder umgebaut wurde. So ziemlich alles hier ist aus Holz und wenn nicht, dann ist weiß oder in einem dunklen rot ausgemalt. Sehr auffällig der abgelatschte und stellenweise knarrende Fischgrätholzboden, der teils mit Teppichen überdeckt ist. Markant sind weiters ein großer Schlitten in einem der Räume, ein Leiterwagen, mehrere Holzkästen, ein riesen Tisch in Raummitte wo das Frühstücksbuffet zu finden war und eine Vielzahl von naja geschmackvollen Einrichtungsgegenständen. Das hier viele Jagdtrophäen herum hängen, ist in der Gegend scheinbar üblich. Nachdem das Haus schon alt ist, 105 Jahre um genau zu sein, die Mäuer extrem dick und die Fenster teils recht klein sind, so kommt (leider) auch wenig Tageslicht herein. Die wenige Beleuchtung tut das Übrige zur ganztägigen Schummerstimmung.
Meine Frau meinte irgendwann zu mir, da hat jemand ein gutes Händchen für all das, was da so herumhängt, -steht und -liegt. JA!? :-))
Alles in allem ist es hier sauber und gepflegt, soweit das halt in einem so großen Haus möglich ist. Wir haben uns jedenfalls sehr wohl gefühlt, nicht zuletzt auch wegen der Ruhe die hier wegen der überschaubaren Gästeanzahl herrschte.
Die drei Servicemädls die wir kennen lernten, alle sehr freundlich und natürlich, eine noch mehr wie die beiden anderen. Sie waren aufmerksam, meist sehr flott und haben ihren Job teils sogar hier gelernt. Zwei der drei waren aus dem Ort, eine vermutlich tschechischer Abstammung. Sie sprach nahezu perfekt Deutsch und schupfte nebenbei auch noch die Rezeption. Die jüngste der drei kellneriert nur dann, wenn sie nicht in der Küche arbeitet. Dass sie alle in mehr oder weniger feschen Dirndln unterwegs waren, versteht sich hier von selbst. Die jungen Damen waren recht kommunikativ, unauffällig in ihrer Tätigkeit und sie haben regelmäßig nachgefragt. Ja und man merkte stark, dass sie Spaß an der Arbeit hatten und so kam auch immer wieder der eine oder andere Schmäh. Es kann auch schon mal vorkommen, dass der (Chef)Koch, die Hilfsköchin oder der Hilfskoch eine der Köstlichkeiten zum Tisch bringt, wenn gerade etwas fertig ist und vom Service keiner Zeit hat und das zumeist mit einem Lächeln. Sehr bemerkenswert wie hier das Personal miteinander umgeht, wenn man die Branche kennt, weiß man, das ist nicht überall so. Man fühlt sich als Gast überaus wohl und sehr willkommen, tolle Serviceleistung!
An der Stelle sei auch die Glaskultur von Spiegelau erwähnt, die seit einigen Jahren zum Kufsteiner Riedel Imperium gehört. Das Geschirr war zumeist von Gmundner Keramik, mit dem springenden Hirsch drauf, das Besteck von WMF schon recht alt, mit vielen Gebrauchsspuren, aber noch gut.
Jeder der 5 Abende begann für uns mit einem Glas Prosecco (€ 4,60) vom Feinsten. Sehr fruchtig und spritzig war der und immer perfekt gekühlt, von wem? keine Ahnung.
Den kleinen schwarzen (€ 2,50) und leider wenig starken zum Schluss, hatte ich nur am ersten Tag, dann ließ ich es bleiben, aber er war wenigstens nicht bitter…...
An einem der Abende kam Meister Leithner an unseren Tisch, meinte dass er so ungern alleine trinkt, setzte sich zu uns und wir nahmen gemeinsam je zwei Williams. Der war von der sehr genialen Salzburger Brennerei Guglhof und ging aufs Haus. An einem anderen Abend empfahl uns eine der sehr sympathischen Kellnerinnen die Waldhimbeere Reserve, auch von den Salzburgern. Wir tranken einen großen um € 7,10 gemeinsam. Bist du deppat de woan guat, also Willi und Himbeere, selten so viel Frucht in so einem kleinen Glasl gehabt.
Weine die uns der Reihenfolge nach an den einzelnen Abenden begleitet haben:
Grauburgunder (€ 29,50) von Ploder-Rosenberg aus St. Peter am Ottersbach / Südoststeiermark.
Grüner Veltliner am Berg (€ 29,--) von Bernhard Ott aus Feuerbrunn am Wagram / NÖ.
Sauvignon Blanc Steirische Klassik (€ 27,--) von Erwin Sabathi aus Leutschach / Südsteiermark.
Welschriesling Steirische Klassik (€ 26,--) vom Weingut Neumeister aus Straden/Südoststeiermark.
Chardonnay Sinner (€ 30,--) von Silvia Prieler aus Schützen am Gebirge / Burgenland.
Alle Weine waren Jahrgang 2014, jeder auf seine Weise richtig gut, da hat sich jemand viele Gedanken gemacht, was er auf die recht überschaubare Karte setzt.
Das eine oder andere Fluchtachterl gabs auch und zwar immer den Zweigelt Goldberg 2011 vom Weingut Werner Achs aus Gols im Burgenland. (€ 3,80) Ein sehr weicher, samtiger und harmonischer Roter mit intensiver Frucht.
Nun noch eine Reise durch die Kulinarik der 5 Genusstage, wobei das hier mehr eine Aufzählung der einzelnen Speisen und weniger eine Beschreibung ist. Die Vielfalt war jedenfalls groß und was uns geboten wurde, war mit wenigen Ausnahmen richtig gut. Hier stehen Leute in der Küche, die Freude am kreativen kochen haben und dass hier alles selbst gemacht wird, versteht sich von selbst.
Zu Beginn gab es immer irgendeinen Aufstrich mit frischem Gebäck und köstlichem Olivenöl zum tunken.
Abend 1, eine klare Wildsuppe mit Grießnockerl und Gmias drinnen, dann 2 gebratene Scampi auf einem kleinen Holzspieß mit hausgemachten Nudeln. Danach nahmen wir beide das Backhendl aus dem Almtal mit einem sehr schwachen Erdäpfel-Vogerlsalat und dann die Nachspeise, der Überhammer des Abends, Beerenschmarrn mit Walnusseis. Sowas von perfekt flaumig zubereitet, herrlich und auch das Eis dazu ganz phantastisch.
Abend 2, Tatar von der Räucherforelle auf verschiedenen Salaten, dazu Erdäpfelchips, danach kam eine Erbsensuppe mit Speck. Weiter ging es für meine Frau mit einem rosa gebratenen Wildschlögel auf Rotkraut, dazu Romanesco, Kräuterseitlingen und Preiselbeersauce. Das übrigens der Höhepunkt des Abends, das Fleisch zart und butterweich und alles perfekt gewürzt. Ich nahm ein sehr gutes Kotelett, das erfreulicherweise einen Fettrand hatte, mit zwei kleinen festen Semmelknödeln in einem gschmackigen Saftl und durchschnittlichem Krautsalat. Der Abschluss Mandarinensulz mit halbgefrorenem von der Pistazie.
Das Beste von Abend 3 gleich zu Beginn und zwar Mozzarella, einer mit etwas flüssigem Kern, auf Paradeisern mit Geschmack und Basilikumpesto. Sehr gelungen, das Pesto allerfeinst. Man kann eine auch an sich recht einfache Speise, super gut zubereiten! Gang 2 eine kräftige klare Hühnersuppe mit Lungenstrudel und Gemüse. Gang 3, sie Garganelli mit Lauch, Paradeisern und Mozzarella, ich, Wildbutterschnitzel, auch Fleischlaberln genannt, Erdäpfelpüree samt Pilzen und Gemüse. Der Abschuss Topfenknödel mit Mandelbrösel und Apfelmus.
Abend 4, es konnte nicht gewählt werden, die 6 Gänge, sie kamen alle. Es ging los mit Wildleberpastete samt Hollergelee und Brotchips, etwas was er einige Male als Deko verwendete. Dann sehr gut, die Erdäpfel-Lauchschaumsuppe mit Speck, originell im kleinen Rex Glasl serviert. Gang 3 eine Wildlachsschnitte auf Risotto mit Blattspinat. Das Risotto wurde für mich mit einem viel zu intensiven Käse zubereitet. Weiter ging‘s mit einem köstlichen Sorbet vom Apfel, dann folgte das Highlight vom Vierten, eine sehr weicher Wildrücken, rosa gebraten, der ist quasi auf der Zunge zergangen. Das dazu gereicht Rotkraut und die Kohlsprossen noch recht knackig und auch sehr gut die großen Gnocchi. Den Abschluss machte eine Variation aus halbgefrorenem mit Portweinfeigen.
Der letzte Abend ging los mit einem Rollmops vom gebeizten Lachs, Dilljoghurt und Fenchel. Für meine Geschmacksnerven gewöhnungsbedürftig. Dann die einzige wirkliche Enttäuschung und zwar eine klare und recht kräftige Rindssuppe, mit 2 kleinen vollkommen geschmacklosen Leberknödeln, die beim anschauen schon fast zerfallen sind :-(( Dann hatten wir beide den Vanillerostbraten und der war mit dem Beerenschmarrn vom ersten Abend, das Beste was uns in den 5 Tagen kulinarisch geboten wurde. Serviert wurde er mit nicht zerkochten Spätzle und Speckfisolen. Das Fleisch nicht ganz durch und butterweich, das Saftl mit Zwiebel und Knoblauch einfach nur perfekt. Die Nachspeise eine kleine, sehr feine, hauchdünne Marillenpalatschinke.
Die Zusammenfassung SEHR GUT in allen Bereich, wobei der 4er fürs Service stark Richtung 5 geht.
Bevor ichs vergess, die Halbpension im Romantikhotel und Restaurant ALMTALHOF, hat im schönen, großen, bäuerlich urigen Doppelzimmer mit Kachelofen 104,-- Euro gekostet. Ein fairer Preis wie wir fanden und ja wir haben den Servicekräften den einen oder anderen Euro Maut zukommen lassen.
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