„Der Dog of Doom“, der in René Brandtners „Vienna Sausage“ beim Wiener Schottentor angeboten wird, soll laut einigen bisherigen Essern das personifizierte Böse in Wurstform sein. Na wenn das kein Grund ist hinzuschauen. Auf den ersten Blick wirkt René selber gar nicht so böse und erzählt, dass er...Mehr anzeigen„Der Dog of Doom“, der in René Brandtners „Vienna Sausage“ beim Wiener Schottentor angeboten wird, soll laut einigen bisherigen Essern das personifizierte Böse in Wurstform sein. Na wenn das kein Grund ist hinzuschauen. Auf den ersten Blick wirkt René selber gar nicht so böse und erzählt, dass er bei aller Liebe zur Wiener Hot Dog-Kultur jene aus Amerika mehr schätzt. Dortige Verwandte haben ihm diese Würstchen nähergebracht und der Gedanke, so etwas in der Heimat nicht zu bekommen, habe ihn einfach nicht mehr länger ruhig schlafen lassen. Und so war der Gedanke zu „Vienna Sausage“, einem winzigen Lokal in einer ehemaligen Trafik am Wiener Schottentor geboren.
Gute Hot Dogs stehen und fallen mit der wichtigsten Zutat. Und wer jetzt glaubt, damit wäre die Wurst gemeint, der hat schon verloren. Die Wurst ist wurscht, sie ist vollkommen austauschbar. Ein perfekter Hot Dog könnte auch ein veganes Würstchen beinhalten, aber wir wollen jetzt nicht gleich übertreiben. Wobei es bei „Vienna Sausage“ natürlich auch vegane Würstchen gibt. Nein, das Wichtigste ist das Brötchen. In der österreichischen und übrigens auch in der ungarischen Variante wird die Spitze eines Halbbaguettes abgeschnitten und ein Loch in das Brot gebohrt, in das dann auch die Wurst samt der Saucen versenkt wird. Wer bisher amerikanisch angehauchte Hot Dogs wollte, der musste mit Brötchen aus dem Supermarkt Vorlieb nehmen, die aber weder in Sachen Konsistenz noch Saugfähigkeit und schon gar nicht im Geschmack überzeugen konnten.
Nicht einmal die Wiener Hot Dog Pioniere von Hildegard Wurst haben sich eingehender mit der Brötchen-Problematik befasst. René Brandtner aber schon. Und so hat er den renommierten Döblinger Bäcker Wannenmacher mit der Kreation eigener Hot Dog Brötchen
beauftragt, die nicht nur gut schmecken, sondern dem Dog dann auch ausreichend Stabilität geben. Der schwerstens befüllte Hot Dog soll ja komplett im Mund und nicht in der Hand oder auf der Hose landen.
Der erste Dog, den wir probierten, war ein klassischer „New York“, mit Senf, Ketchup und Sauerkraut. Und er schmeckte auch tatsächlich wie das Original: Knackiger Biss von der sonst eher belanglosen Würstchenseite, Schärfe und Süße von Senf und Ketchup, sichere Saftigkeit vom Brötchen und knackige Säure vom Sauerkraut. Wer hier davon nur einen isst, weiß nicht was gut ist!
Überkäsig ist der Dog mit dem Namen „Wisconsin“, was wohl damit zu tun haben wird, dass Wisconsin in den USA für das Käseland schlechthin steht. Das Würstchen und das Brot sind ident, nur wird dieses Hündchen von einer Lawine aus geschmolzenem Käse erschlagen und mit gebratenem Speck garniert. Auch hier hält das Brot. Der Dog ist toll, sollte aber eher geteilt werden. Denn der Käse macht diesen Burger so „geil“, dass man danach (fast) nichts mehr runterbekommt.
Ein weiterer Klassiker, der übernommen wurde, ist der „Coney Island“ Dog mit Würstchen, Fleischsauce, Zwiebelwürfeln und geriebenem Käse. Ja, auch der ist vollkommen in Ordnung, nur kommt für mich hier noch immer nichts an den wunderbaren New Yorker heran. Eigentlich hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt schon ausreichend ausgekannt: René Brandtner geht mit viel Liebe zum Detail an seine Hot Dogs heran, plaudert freundlich mit jedem einzelnen Gast und zaubert den Leuten gerne mit einfachen aber köstlichen und noch dazu günstigen Kleinigkeiten ein Lächeln ins Gesicht. Passt. Aber ich Idiot muss natürlich noch den „Dog of Doom“ probieren.
Ob ich ein Glas Milch dazu möchte, werde ich gefragt und lehne dankend ab. Also habe ich lediglich ein kleines Bierchen vor mir und sehe den „Dog of Doom“ auf mich zukommen. Brötchen, Würstchen und zweierlei Chilisaucen samt Jalapeños obendrauf. Sieht doch eigentlich eh vollkommen harmlos aus, sage ich mir und denke an all die Weicheier, denen dieses kleine Hündchen zu scharf war. Und dann mache ich den ersten Bissen. Während dieses ersten Bissens glaube ich zunächst noch an die letztendliche Milde des Dooms. Doch dann folgt der Untergang: Die Kombination der beiden Saucen setzt ihre ganze Wirkung frei und ab dem dritten Bissen glaube ich, dass jetzt ein Glas Lava zur Abkühlung meines Mundraums gut tun würde. Das Lächeln nicht ganz unterdrückend bringt uns René dann sogleich zwei Gläser Milch, die er vorsorglich schon vorbereitet hatte. Wir essen brav auf und trinken brav unsere Milch. Natürlich hilft die Milch, aber ich hätte weit mehr als dieses Glas gebraucht, um die höllischen Gaumenschmerzen loszuwerden. Aber da musste ich durch. Ob’s eh nicht zu scharf ist, werde ich gefragt und verneine. Und das im Wissen, dass meine brechende Stimme und meine roten Augen wohl das Gegenteil aussagen. Ja, der „Dog of Doom“ ist echt mein Untergang gewesen….
Sobald ich aber wieder klar denken konnte, wurde mir klarer, dass ich trotzdem unbedingt wieder kommen muss. Denn die Dogs machen wahnsinnig viel Spaß und René sorgt auch dafür, dass ständig neue Kreationen auf der Karte stehen. Wer sich hier etwas komplett Eigenes zusammenstellen möchte, kann das natürlich auch tun. Ich werde für den New Yorker wiederkommen. Und vielleicht will ich auch ein wenig von einer der Chilisaucen in meinen Dog. Sicher sogar. Ich bin ja vielleicht doch kein Weichei. Aber der „Dog of Doom“ wird wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben…
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