Schlusspunkt einer intensiven wie erfolgreichen „Graz-Woche“.
Ein von mir schon länger „verfolgtes“ Lokal in Graz ist nach wie vor gnadenlos ausreserviert.
Doch der „Ersatz“ sollte ein wirklich würdiger sein, wenn auch kulinarisch in ein ganz anderer Weg eingeschlagen wird.
Steak-Essen i...Mehr anzeigenSchlusspunkt einer intensiven wie erfolgreichen „Graz-Woche“.
Ein von mir schon länger „verfolgtes“ Lokal in Graz ist nach wie vor gnadenlos ausreserviert.
Doch der „Ersatz“ sollte ein wirklich würdiger sein, wenn auch kulinarisch in ein ganz anderer Weg eingeschlagen wird.
Steak-Essen ist angesagt, also „Handfestes“. „Steak-Boutique“ klingt irgendwie wie ein In-Lokal, in das so mancher „junger Hupfer“ mit seinem ersten Date essen geht.
Doch das Lokal, das den komplett mit Glas überdachten Innenhof des Hotels Zum Dom perfekt zu nützen weiß, sollte meine Vorurteile Lügen strafen.
Die Empfehlung eines lieben Freundes von mir zeigt, was sie kann.
Sehr gediegenes Innenleben, wirklich schön gedeckte Tische und ein wie schon erwähnt schöner Innenhof, der eigentlich nur durch die billige Regenrinne „gestört“ wird, in der sich prompt die Hacke einer äußerst attraktiven Frau verfängt.
Der charmante Begleiter rettet Dame und Hochbau-Fußbekleidung, das Kanalgitter wird wieder eingesetzt, man schmunzelt und wendet sich den wirklich erfreulichen Dingen der Küche zu, die da wären:
- Grießnockerlsuppe
- 200 Gramm Filet aus Nebraska, medium-rare (12 Euro pro 100 Gramm)
- Zwiebel-Röstkartoffeln
- Grüner Salat
Ich wollte ja zuerst keinen Salat essen, da die angebotenen Salate allesamt mit Gurken und Tomaten „verseucht“ waren. Kein Caesar-Salad? Leider. Also zuerst mal nur die Grießnockerlsuppe.
In Erwartung eines Reinfalls, dass Grießnockerl und Amerika kaum Berührungspunkte haben müssten, kommt die große Überraschung: sehr gute Suppe, frischer Schnittlauch und ein Grießnockerl, das sich sowohl in der Disziplin „Konsistenz“ als auch beim wichtigsten Detail, dem Butterkern, keine Blöße gibt. Das verdient meinen Respekt, diese Grießnockerlsuppe sollten sich viele Gasthäuser zum Vorbild nehmen.
Grüner Salat: beim Anblick des Salates meines Gegenübers wurde ich neidig: ein Berg voller schöner, von Saft und Kraft strotzenden Salatblättern, in die man die Gabel mit Genuss reinhaut.
Das wollte ich dann doch, aber ohne das ungeliebte Tomaten-Gurken-Duett.
Dafür erlaubte man sich knusprige Kräuter-Croutons: der junge Chef (?) meint verschmitzt, aber charmant, dass er zwar keinen Caesar-Salad zu bieten hat, aber immerhin feine Croutons.
Ist mir recht und ich bereue es nicht.
Das Steak: lange Rede, kurzer Sinn. Zart, Garpunkt richtig erwischt, ein Bild von einem Fleisch. Zwar mit miserabler CO2-Bilanz, aber zweimal im Jahr darf’s sein.
Wirklich erstklassiges Filet.
Ein Pott voll mit Röstkartoffeln wird beigestellt. Ein Sauerrahm-Sößchen und Spezialsalz (welches nicht gebraucht wird) ebenso.
Wer soll so viel Kartoffeln aufessen? Schade drum, einpacken tu ich’s auch nicht. Schön in der Pfanne gebraten, mit dem Küchenfreund gewendet und ab zum Tisch. Nix zu jammern!
Service: sehr aufmerksam, mit einem Schuss Humor und der nötigen Liebe für den Job. Das mag ich.
Wein: Grüner Veltliner (brav, nichts Besonderes), Merlot von La Tunella (Friaul). Für einen Friulaner überraschend „warm“ im Geschmack, kein „grüner“ Unterton. Sehr angenehm.
Fazit: ein mehr als gelungener Abend – schönes Ambiente, sehr gepflegt – mit der dazu passenden ebenso gepflegten und bemühten Mannschaft.
Und ein Essen, das nicht einfach nur ein rustikales Steakessen war: ein Koch, der weiß, wie man ein Grießnockerl richtig macht, ist selten.
Beim Filet beneidet man den Koch erst richtig: wer wirklich gute Ware zur Verfügung hat, hat Spaß, damit zu "arbeiten". Die Umsetzung scheint ebenso selbstverständlich zu sein.
Sicher wieder. Ein Grazer Geheimtipp.
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