Am Rückweg von unserem Wien-Wochenende machen wir trotz anfangs bescheidenem Wetter einen kurzen Abstecher auf die Riegersburg. Nach der überschaubaren Wanderung wollen die kulinarischen Bedürfnisse gestillt werden und wir wechseln quasi von der Burg zum Schloss.
Unser Weg führt uns nach Kapfen...Mehr anzeigenAm Rückweg von unserem Wien-Wochenende machen wir trotz anfangs bescheidenem Wetter einen kurzen Abstecher auf die Riegersburg. Nach der überschaubaren Wanderung wollen die kulinarischen Bedürfnisse gestillt werden und wir wechseln quasi von der Burg zum Schloss.
Unser Weg führt uns nach Kapfenstein zur Familie Winkler-Hermaden, die neben einem Hotel und dem Restaurant auch ein feines, nicht ganz unbekanntes Weingut ihr Eigen nennen.
Wir haben nicht reserviert und spekulieren damit, dass das Mittagsgeschäft bei unserer Ankunft etwas vor 15 Uhr schon vorbei ist und wir trotz sonntäglicher Sperrstunde um 17 Uhr noch genügend Zeit für eine Kleinigkeit zu essen bleibt. Der übervolle Parkplatz lässt uns ein wenig zweifeln, ob der Plan aufgeht, aber wir sind guter Dinge.
Das Schloss macht einen respektablen ersten Eindruck, über eine kleine Brücke geht’s durch ein Tor in den bekiesten Innenhof, der gleichzeitig in der warmen Jahreszeit einen Teil des Gastgartens darstellt. Ein weiterer gemütlicher Freibereich und vorallem eine überdachte Terrasse bieten einen phantastischen Ausblick.
Über einige Stufen geht’s nach oben und nach der rustikalen Eingangstüre steht man am Beginn eines längeren Ganges, von dem aus unterschiedliche Gasträume und im rückwärtigen Bereich die Küche erreichbar ist.
Nach einigen Metern findet sich ein Empfangspult mit dem Reservierungsbuch – hier werden wir von einer Dame im trachtigen Outfit sehr freundlich empfangen. Unsere Strategie geht (wenn auch nur knapp) auf, wir bekommen auch ohne Reservierung zwei Tische in unterschiedlichen Räumen gezeigt und dürfen uns selbst entscheiden, welcher uns besser gefällt. Wir bleiben im hinteren Raum mit seinen Gewölbebögen, in dem zwei größere Gruppen Familienfeiern abhalten.
Der Tisch wird für uns neu eingedeckt und wir bekommen die Speisekarten gereicht, über die Tagesspezialitäten wird gesondert informiert. Die Karte ist gut strukturiert und bietet neben den Klassikern saisonale Spezialitäten wie Gansl, Wild und Kürbisgerichte. Von den meisten Speisen gibt es eine große und eine kleine Portionsgröße, beide Preise sind ausgewiesen.
Die Weinkarte ist natürlich sehr gut sortiert und lässt Freude aufkommen. Wir wünschen uns ein Glas Grauburgunder Schlosskogel Reserve „Erste STK Lage“ (Euro 5,30) und ein Glas Olivin 2007 (Euro 5,40) – beides hervorragende Weine. Auch die Speisenwahl ist schnell getroffen.
Der Raum, in dem wir unseren Tisch gefunden haben ist sparsam dekoriert, durch die Möblierung aber sehr stimmig eingerichtet. Die Mauern, die immerhin im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt wurden, erzeugen ein ganz besonderes Flair. Wir bekommen das Gedeck, (Euro 2 pP) bestehend aus kleinen runden Weckerln, die sehr geschmackvoll sind sowie je einem Kugerl Schweineschmalz und Kürbiskernaufstrich.
Nach und nach brechen die feiernden Gesellschaften auf und der recht hohe Geräuschpegel reduziert sich auf ein angenehmes Maß. Gerade recht, denn schon sind unsere Vorspeisen am weg zu uns.
Rindsuppe mit Frittaten (Euro 3). Die Suppe wird im kleinen Schüsserl und mit viel frischer Petersilie bestreut serviert. Geschmacklich entspricht sie genau dem, was man sich unter einer Rindsuppe vorstellt – kräftig, aber nicht salzig oder gar überwürzt. Die Frittaten sind nicht zu dick und ebenfalls geschmackvoll. Fr. bluesky ist begeistert.
Kastaniensamtsuppe mit gebackener Hühnerleber (Euro 4,50). Die kleine Portion zu wählen war auch hier eine gute Entscheidung, denn die ist immer noch mehr als ausreichend dimensioniert. Optisch ein wenig an Kakao erinnernd wird jegliche Skepsis durch die erste Kostprobe weggewischt. Die Suppe ist geschmacklich sehr gut, das Kastanienaroma ist präsent, aber nicht zu dominant. Ich hätte sie mir lediglich eine Spur sämiger gewünscht. Überraschend gut passt auch die gebackene Hühnerleber, die in kleinen Stücken im separaten Schälchen serviert wird.
Abserviert wird sehr professionell und mit der üblichen Nachfrage, ob uns alles geschmeckt hat. Wir genießen unseren Wein und das Ambiente, bis rund zehn Minuten später die Hauptspeisen auf den Tisch kommen.
Kapfensteiner Backhendlsalat (Euro 9,50). Fünf knusprig herausgebackene, trotzdem saftige Hühnerfiletstücke sind rund um eine stattliche Portion Vogerlsalat angeordnet, unter dem sich zusätzlich sehr guter Erdäpfelsalat und einige Käferbohnen finden. Die Marinade ist gut abgeschmeckt, der Salat frisch und knackig.
Für mich sollte es ein Wienerschnitzel vom Schwein mit Petersilienerdäpfel und gemischtem Salat (Euro 15,50) sein. Das Schnitzel ist goldbraun gebacken, das Fleisch einwandfrei und von perfekter Dicke. Die Petersilienerdäpfel schmecken ebenfalls sehr gut, auch wenn sie fast eine Spur zu viel Salz erwischt haben. Der Beilagensalat deckt sich weitgehend mit jenem vom Backhendl, zusätzlich finden sich noch fein geschnittene Rohnen am Teller.
Für eine Nachspeise bleibt leider kein Platz mehr – schade, denn die Dessertkarte hätte einige verlockende Gerichte beinhaltet. Die Dame aus dem Service bringt uns die Rechnung, auf der knapp über 51 Euro stehen – ein sehr fairer Preis für unsere Konsumation.
Zum Fazit: Der Abstecher nach Kapfenstein hat sich mehr als gelohnt. Das Ambiente ist durch die Lage und der damit verbundenen Aussicht sowie durch das Schloss selbst etwas Besonderes. Auch im Gastraum wurde auf ein stimmiges Gesamtbild geachtet. Das Service war sehr aufmerksam und freundlich, wir haben uns sehr gut betreut gefühlt. Die von uns gegessenen Speisen waren sehr gut, die Karte hätte noch einige interessant klingende Gerichte beinhaltet – wir werden sie wohl bei unserem nächsten Besuch probieren.
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