Der Gerasdorfer Föhrenhain.
Klingt sehr romantisch, ist aber eine Siedlung, die stark gewerblich geprägt ist, die Föhren zählt man hier an einer Hand ab. Seit nun die S1 und die A5 den Regionenring um Wien erweitern, war es offenbar „Zeit“ für ein Einkaufszentrum enormer Ausmaße.
Das G3 s...Mehr anzeigenDer Gerasdorfer Föhrenhain.
Klingt sehr romantisch, ist aber eine Siedlung, die stark gewerblich geprägt ist, die Föhren zählt man hier an einer Hand ab. Seit nun die S1 und die A5 den Regionenring um Wien erweitern, war es offenbar „Zeit“ für ein Einkaufszentrum enormer Ausmaße.
Das G3 scheint relativ niedrige Quadratmeterpreise in der Gegend fast feierlich auszukosten. Der Parkplatz hat Ausmaße, als wollte man noch das Estadio Bernabeu von Madrid nach Gerasdorf übersiedeln. Möchtegern-Vettels nützen das Asphalt-Labyrinth abends für ihre aufgemotzten, laut brüllenden Karossen.
Während die Geschäfte schon gegen 19 Uhr schließen, hat die für Einkaufszentren obligate Gastronomie noch länger offen.
Das Sajado bekocht die Shopping-wütigen gar bis 21 Uhr.
Drinnen protzt das EKZ mit Größe und Weitläufigkeit. Viel Holz, riesige Querträger und Stützen, die Fronten der größeren Geschäfte werden architektonisch geschickt nach oben gezogen. Schöne Lichtspiele, eine interessante Wasserkaskade und Musikbeschallung sollen nur entspanntes Geldausgeben sorgen.
Die enorme Höhe und Breite der „Aula“ sorgt allerdings auch ein wenig für eine Atmosphäre wie auf einer riesigen Messe.
Die Karte macht mit den Fahnen der Länder unmissverständlich klar, dass man einen Querschnitt durch die „gängigsten“ asiatischen Küchen anbietet, wenn man das so sagen darf. Sushi, Indisches oder Thai-Curry, Noodles (ohne Schachtel), Chinesisch, der eine oder andere koreanische Farbtupfen, ja sogar Indonesisch.
Beim ersten Besuch probiere ich meine erste Tom Ka Gai, laut Karte mit Kokosmilch und Hühnerfleisch, Galgantwurzel, Zitronengras, Pilzen und Koreander.
Eine sehr anregende Kombination, mit dem typischen Aroma von Zitronengras und Koreandergrün umschmeichelt. Das Hühnerfleisch hat diese typische Zartheit, wie ich sie nur in asiatischen Lokalen kenne (wie macht man das eigentlich?), die Pilze passen ohnehin gut dazu.
Fast wirkt der Suppenpott allerdings mit der Zeit zu intensiv in alle Geschmacksrichtungen.
Sushi und Maki: ich brauche meine monatliche Befriedigung des Sushi-Hungers. Bemängeln kann ich optisch wie geruchstechnisch nichts, auch die Konsistenz der Grundprodukte ist in Ordnung.
Zweiter Besuch: ich bin sehr spät dran, doch es ist noch eine gute Dreiviertelstunde bis Lokalschluss. Die Küche ist schon dunkel, ich bin der einzige Gast in der riesigen „Aula“.
Das gesamte Team des Lokals reckt die Köpfe in meine Richtung. Will der wirklich noch was essen?
Man zeigt sich gnädig und wirft den Ofen wieder an.
Pho Noodle Soup, eine vietnamesische Reisnudelsuppe mit Rindfleisch, frischer Minze und Koreander laut Karte.
Der Koch meint’s zu gut mit mir: viel intensiv mariniertes Rindfleisch und jede Menge frisches Gemüse, saftig, sättigend, die Suppe vielleicht diesmal ein bisschen zu dünn. Hier muss ich klar sagen, dass meine erste vietnamesische Erfahrung in der Neubaugasse um zumindest eine Klasse besser war.
Auf alle Fälle nicht aufzuessen, ich scherze mit dem Koch - er hätte für drei gekocht, wo denn die anderen beiden Esser geblieben wären?
Service ist stets freundlich und zurückhaltend, Warterei gibt’s keine, allerdings war ich auch stets immer kurz vor Lokalschluss dort.
Fazit: wer nach dem Einkaufen – oder davor – mal richtig Appetit bekommt und keine Lust auf Gummilaberl oder die hundertste Pizza hat, der kann sich hier ganz ordentlich durch die Karte kosten. Die Auswahl ist mehr als riesig, das Essen hat mich bei zwei Besuchen nicht wirklich enttäuscht, auch wenn ich der Meinung bin, dass so ein gewaltiger kulinarischer Querschnitt durch den ganzen Kontinent trotz allem ein Kompromiss ist, also nie die Qualität erreichen kann, die ein auf eine bestimmte Küche spezialisiertes Restaurant bieten kann.
Trotzdem: für ein Einkaufszentrum ist das Lokal allemal beachtlich.
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